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Plakatmotiv: Ghostbusters: Legacy (2021)

Die Goonies ghostbustern die Gremlins.
Ein sehr charmantes Geister-Abenteuer.

Titel Ghostbusters: Legacy
(Ghostbusters: Afterlife)
Drehbuch Gil Kenan & Jason Reitman
basierend auf dem Drehbuch "Ghostbusters" (1984) von Dan Aykroyd
Regie Jason Reitman, USA, Kanada 2021
Darsteller

Carrie Coon, Finn Wolfhard, Mckenna Grace, Paul Rudd, Celeste O’Connor, Logan Kim, Bokeem Woodbine, Shawn Seward, Billy Bryk, Sydney Mae Diaz, Hannah Duke, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Sigourney Weaver, Annie Potts, Tracy Letts, Josh Gad, J.K. Simmons, Olivia Wilde, Shohreh Aghdashloo, Bob Gunton, Harold Ramis u.a.

Genre Abenteuer, Komödie
Filmlänge 124 Minuten
Deutschlandstart
18. November 2021
Inhalt

Da sie mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, zieht die alleinerziehende Mutter Callie mit ihren Kindern Trevor und Phoebe auf das heruntergekommene Anwesen ihres verstorbenen Vaters in ein kleines Provinznest in Oklahoma. Der anfangs total genervte Trevor versucht schnellstmöglich Kontakt zu den Teenagern auf den Land zu finden, während die 12-jährige Phoebe in den alten Hinterlassenschaften ihres Großvaters wühlt und die spannende Entdeckung einiger merkwürdiger Utensilien macht – Waffen und Gerätschaften, die, wie ihr Lehrer Mr. Grooberson meint, darauf deuten, dass ihr Opa einst Mitglied der legendären, aber weitgehend vergessenen "Ghostbusters" war.

Während Trevor und Phoebe nach und nach beginnen, die Technik mit einigen neuen Klassenkameraden auszuprobieren, braut sich eine mystische Bedrohung unterhalb der verschlafenen Kleinstadt zusammen …

Was zu sagen wäre

Es bleibt in der Familie. Jason Reitman, der Regie führt, hat sich schon einige Meriten in seiner Karriere erarbeitet (Der Spitzenkandidat – 2018; Tully – 2018; #Zeitgeist – 2014; Labor Day – 2013; Young Adult – 2011; Up in the Air – 2009; "Juno" – 2007; "Thank You for Smoking" – 2005). Er trägt nicht nur wegen seiner Filmerfolge einen in der Branche geschätzten Namen, auch ist sein Vater als Regisseur und als Produzent einer der großen Player in Hollywood. Jetzt arbeitet Jason Reitman erstmals mit dem Produzenten Ivan Reitman zusammen, und das bei einem Film, der den Namen Ivan Reitman unsterblich gemacht hat. Plakatmotiv: Ghostbusters: Legacy (2021)Die Ghostbusters waren 1984 ein Ereignis. Nicht nur hatte es eine Komödie über unheimliche, böse Geister bislang nicht gegeben. Auch die Spezial Effekte waren für die damalige Zeit richtungsweisend; ein riesiger Marshmallow Man, der die Fifth Avenue entlang stapft, war auch für das Star-Wars-verwöhnte Zielpublikum neu. Drei coole, betont nicht muskulöse Männer, die dem Spuk mit schleimiger Wissenschaft und schnoddrigen Sprüchen zu Leibe rückten, war auch neu. Und das für ein Produktions-Budget von etwa 30 Millionen Dollar, was 1984 nicht übermäßig viel war. Aber das weltweite Einspielergebnis von 296,6 Millionen US-Dollar warf die Studiobosse aus ihren Sesseln.

Jason Reitman hat dem Marshmallow Man seines Vaters in "Ghostbusters: Legacy" eine niedliche Reverenz erwiesen. In einem riesigen Supermarkt entschlüpfen spät abends einer Marshmellowtüte hunderte lustig fiepende kleine Marshmellow Männchen. Die sehen süß aus und im ersten Reflex möchte man ihnen unbedingt mit dem Finger in den Bauch piksen. Aber sie sind viele, sehr viele und klebrig und verspielt und aggressiv; es ist auf jeden Fall besser, sich die kleinen Biester vom Hals zu halten. Was Reitman Jr. nicht davon abhält, einige sehr lustige Szenen mit ihnen zu inszenieren – ein bisschen erinnern sie an die Gremlins, die in derselben Zeit wie die Geisterjäger groß wurden.

Auch inhaltlich bleibt Reitman in der Familie. Die Protagonisten sind die Enkel von Egon Spengler, Gründungsmitglied der Ghostbusters und irgendwie bei allen in Ungnade gefallen. Die alt gewordenen, ehemaligen Kollegen wollen ebensowenig an ihn erinnert werden, wie seine Tochter, der er nur Schulden und ein verfallenes Haus in Nirgendwo in Oklahoma hinterlassen hat. Den Enkeln ist er weitgehend egal, die "Ghostbusters" sagen ihnen nichts, „Wir sind erst 20 Jahre später geboren worden!“ Aber als die 12-jährige Phoebe Opas alte Kellerwerkstatt entdeckt, wendet sich das Blatt. Nicht nur liegen da seltsame Geräte herum. Auch scheint ein Geist mit ihr Schach spielen zu wollen, eine Hängelampe leuchtet in bestimmte Richtungen, um das Mädchen auf Dinge aufmerksam zu machen – oder Fragen zu beantworten, die Phoebe in den spärlich erleuchteten Keller murmelt. Opa Egon scheint, wenn auch nicht fleischlich, so doch sonst irgendwie noch sehr lebendig zu sein. Das im deutschen Filmtitel angedeutete Vermächtnis ("Legacy") ist das des Vaters an die Tochter und deren Tochter. Und meint gleichzeitig das Vermächtnis des Vaters Ivan, das Sohn Jason annimmt. Im Originaltitel nimmt der Film diese Familienzusammenführung nicht so pathetisch. Da heißt er "Afterlife", meint also das Leben nach dem Tod, in dem Opa Egon noch nicht abgeschlossen hat.

Denn die Geister um Ober-Gespenst Gozer aus Teil 1 sind wieder da; auch das bleibt also in der Familie. Insofern ist "Legacy" auch ein Remake des Originals – ein Sequel und gleichzeitig ein Remake. Also ein Requel. Wieder will Gozer mit Schlüsselmeister und Torwächter eine Dynastie des Schreckens errichten. Plakatmotiv: Ghostbusters: Legacy (2021)Wieder liegt es an den Geisterjägern, das zu verhindern. Die sind allerdings jetzt rund 40 Jahre jünger, als die Originale von einst und erinnern, wenn sie unterirdische Geisterhöhlen erforschen, stark an die ebenfalls in den 80ern entstandenen Goonies. Wir haben also jetzt sowas wie ghostbusternde Goonies, die die Gremlins jagen. Wir bewegen uns auf vertrautem 80ies-Terrain und kommen ganz ohne High-Tech-Zeug aus. Statt dessen geben wir uns ruhigen Herzens in die Hände der 12-jährigen Phoebe, die Mckenna Grace (Jahrgang 2006) als einsames, aber ausgesprochen cooles WhizKid spielt, das keine Witze erzählen kann, das aber sehr souverän, und auf dem ausfahrbaren Kampfsitz des dahin rasenden Ghostbusters-Auto "ECTO-1" so cool gegen Eisen fressende Geister kämpft, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Ich bin geneigt, bei ihr von einer Entdeckung zu sprechen, aber die gerade 15-Jährige hat in ihrer Film- und TV-Biografie schon 56 Titel stehen, darunter Serien wie "The Handmaid's Tale" und "Young Sheldon" und Filme wie Captain Marvel oder Spielbergs Ready Player One.

Neben den bekannten Waffen wie Proton-Pack und Geisterfalle kommen weder schicke Smartphones noch Laptops zum Einsatz, mit denen im zeitgenössischen Kino die unglaublichsten Erkenntnisse gesammelt werden können. Auf die will Jason Reitman gerne verzichten. Er hat dafür gesorgt, das sein Summerville, Oklahoma ein verschlafenes Nest ist, in dem W-Lan ein Fremdwort ist. Es ist eine Kleinstadt, wie einst von Steven Spielberg ersonnen, mit Erwachsenen, die kaum auftreten, und wenn, dann den Kindern begriffsstutzig im Weg stehen. Auch die Spezial Effekte hat Reitman betont simpel gehalten – auf neustem Stand, aber immer auf dem Niveau der im Wassertank erzeugten Wolkenmassen, die im Fantasykino der 80er Jahre sehr beliebt waren.

"Ghostbusters: Legacy" ist charmante Abenteuerunterhaltung für die ganze Familie von der ganzen Familie. Vor die Kamera von Reitman-Vater und -Sohn treten Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Sigourney Weaver und Annie Potts in ihren Rollen aus den ersten beiden Ghostbusters-Filmen. Der 2014 verstorbene Harold Ramis tritt als Egon Spengler posthum mit Archivszenen und Fotos aus dem ersten Film auf und Dan Aykroyds Tochter Stella hat eine kleine Rolle als Deputy in Summerville. Dazu gesellen sich der als treusorgender Vater und Ant-Man gerade hoch im Charmebolzen-Ranking stehende Paul Rudd (Immer Ärger mit 40 – 2012; Woher weißt du, dass es Liebe ist? – 2010; Gottes Werk und Teufels Beitrag – 1999; William Shakespeares Romeo & Julia – 1996; Halloween 6 – Der Fluch des Michael Myers – 1995) als unkonventioneller Lehrer und interessante Gesichter aus Young Hollywood. Es ist wie bei so vielen Jason-Reitman-Filme: rundum gelungen.

Auch das Box Office stimmt. Rund 75 Millionen US-Dollar Produktionsbudget hat Ivan seinem Sohn Jason zugestanden. Und der hat an den weltweiten Kinokassen 197,1 Millionen US-Dollar daraus gemacht.

 

Wertung: 6 von 8 €uro
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