USA, Ende der 40er Jahre: Der Erfinder und Unternehmer Preston Tucker träumt nach dem Zweiten Weltkrieg davon, das beste Auto der Welt zu bauen. Dabei legt er vor allem Wert auf die Sicherheit des Fahrzeugs, also auf Scheibenbremsen, Sicherheitsglas und Sitzgurte; und mit Heckmotor. Und einem dynamischen Styling und Metallic-Lackierung.
Um sein Vorhaben umzusetzen, beginnt er Pläne zu zeichnen und erste Prototypen zu entwickeln, wird aber immer wieder durch die etablierten Autoindustriellen sabotiert, die mit aller Macht seine Neuerungen verhindern wollen …
Nach dem zweiten Weltkrieg war die Zeit für die Pioniere, die mutig ins Unbekannte vorstießen, vorbei. Die Claims waren abgesteckt, der American Dream nur noch eine glänzende Oberfläche für die Träumer. So einer ist Preston Tucker in Francis Ford Coppola Filmbiografie: „Beruhige Dich, Junge. Die Welt ist voller Überraschungen.“ Ein Optimist, immer lächelnd, immer frohgemut, der personifizierte American Dream, verkörpert von Jeff Bridges (Starman – 1984; Tron – 1982; Heaven's Gate – 1980; King Kong – 1976; Mr. Universum – 1976; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Die letzte Vorstellung – 1971). Und klar mit den besseren Ideen – aus Sicht der Autofahrer und deren Sicherheit. Tucker – der Autopionier ist eine historisch verbürgte Figur – plante schon mit Sicherheitsglas in Windschutzscheiben und mit Sicherheitsgurten, als „die großen Drei“ in Detroit noch nach Möglichkeiten suchten, die Kosten weiter zu drücken, in der Überzeugung fest: „Eine gut geführte Gesellschaft verschwendet kein Geld in die Entwicklung von Neuerungen.“
Als die Pioniere noch was galten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Menschen sich noch auf Pferden und in Kutschen fortbewegten, da konnte ein Mann mit dem Herz am rechten Fleck und einem geladenen Colt im Holster es mit der ganzen Bande der Machthaber, meist Saloonbetreiber und Viehbarone, aufnehmen und obsiegen. Heute, wo Autos Pferd und Kutsche abgelöst haben, schießt der Mann mit dem Herzen am rechten Fleck ins Leere, weil Saloonbesitzer und Viehbarone die Zeitungen besitzen und damit die Wahrheit, die die Menschen glauben wollen. Preston Tucker ist so ein Mann mit Herz. Er hat viele bessere Ideen, eleganteres Design, das charmantere Lächeln, „wie von einem Kanarienvogel, der die Katze gefressen hat“, schwärmt Vera, seine Frau. Und seine Neider, „die großen Drei“, für die Innovationen des zu teuren Teufels sind, schaffen es mit all ihren technischen Tricks und Ausbremsungsmanövern nicht, Tucker zum Stillstand zu bringen, obwohl sie Unterstützung aus der höchsten Politik haben, verkörpert durch Senator Ferguson, den Lloyd Bridges spielt, Vater von Jeff. Tucker und seine Freunde halten alle Verträge ein, machen sich keines rechtlichen Vergehens schuldig. Aber verlieren durch das Medium, das sie erst groß gemacht hat.
Zu Beginn des Abenteuers sitzt Tucker mit seiner Familie in einer Eisdiele und diskutiert mit dem Eiswirt über Fertighäuser, über die der Wirt schwärmt, die seien unverwüstlich. Tucker meint, das sei Unsinn, wer könne das denn sagen, es gäbe doch solche Häuser noch gar nicht. Na, sagt der Eismann, das stehe doch gleich hier in der Zeitung. Tucker versteht in diesem Moment: Wahr ist, was die Zeitung schreibt. Also lanciert er einen großen Bericht über einen befreundeten Reporter und die Sache kommt ins Rollen.
Viele Monate später schreiben Zeitungen dann über Steuerbetrug, den Tucker begangen habe und zitieren aus vertraulichen Behördenunterlagen. Dass diese Unterlagen reine Behauptung sind, wenig glaubwürdiger als eine Werbeanzeige, spielt keine Rolle. Tucker ist erledigt. Erledigt worden von den Etablierten, den „Bürokraten, die lieber eine gute Idee zerstören, bevor die womöglich alles umkrempelt“, klagt Tucker vor Gericht. Dorthin hat ihn die Börsenaufsicht gezerrt. Vorwurf: Er habe nur Anlegern Geld abluchsen wollen, dabei niemals geplant, wirklich Autos zu bauen. Zum Gegenbeweis fahren fünfzig bereits fertig produzierte Tucker-Autos vor dem Gerichtsgebäude und den Augen der Geschworenen vor, denen Tucker ein geharnischtes Schlussplädoyer auf Amerikas unabhängige Unternehmer hält: „Wir sind alle so selbstsicher, weil wir die Atombombe erfunden haben. Wir haben es den Japanern gezeigt, später den Nazis. Aber wenn die großen Firmen die kleinen unterdrücken, verhindern wir nicht nur den Fortschritt. Sondern wir sabotieren, wofür wir gekämpft haben, alles, wofür unser Land steht. Und eines Tages stehen wir nicht mehr ganz an der Spitze, sondern ganz unten und können uns überhaupt nicht erklären, wie das passieren konnte; warum wir Radios und Autos von unseren ehemaligen Feinden kaufen.“
Ergriffen lauschen die Zuschauer im Gerichtssaal Tuckers Worten, einige von ihnen japanischer Herkunft; Afroamerikaner sitzen nicht im Saal, spielen im ganzen Film keine Rolle. Womöglich passten die nicht ins Farbkonzept des Films. "Tucker" ist eine Orgie in Farbe, Form und Lack und Chrom. Eine glänzende Oberfläche, die emotional nicht tiefer geht, als eine wütende Faust, die auf einen Türrahmen hämmert. Coppolas Film ist wie die Autos seines Protagonisten: schön anzusehen, erhaben ausgestattet, elegant ausgeleuchtet, beschwingt in der Musik. Nur die Verkaufe funktioniert nicht.
Von außen betrachtet – und bei einem Film mit schimmernder Oberfläche sei das mal gestattet – sieht es so aus, als hätten Francis Ford Coppola (Rumble Fish – 1983; Die Outsider – 1983; "Einer mit Herz" – 1981; "Der Dialog" – 1974) und sein Produzent George Lucas, zwei zertifizierte Magier des Kinos, die beide harte Sträußchen mit den Studiobossen in Hollywood ausgefochten haben, bevor sie sich ohne sie durchsetzten – der eine mit Der Pate und Apocalypse Now, der andere mit Krieg der Sterne und Indiana Jones – die Gelegenheit ergriffen, zwar einer Autolegende ein Denkmal hinzustellen, aber eigentlich den Sesselpupsern und Pfennigfuchsern in den Studios einfach mal lustvoll gegens Schienbein zu treten. Der Film ist ein Loblied auf den unabhängigen (vulgo: amerikanischen) Helden, als den sich Coppola und Lucas sehen: Es braucht ab und zu einen Star Wars, einen Taxi Driver, einen Paten oder einen Sugarland Express, um das amerikanische Kino frisch zu halten. Sonst kommt das Kino dereinst aus Fernost und wir fragen uns, wie es soweit kommen konnte.
In der Autobranche nach dem Krieg übrigens blieb dann doch alles beim Alten in der Fauna des American Dream: Am Ende fraß die Katze den Kanarienvogel.
Wirtschaftlich erging es dem Film kaum besser, als der im Film erzählten Autoschmiede: Die Produktion kostete rund 23 Millionen US-Dollar zuzüglich Kosten für Werbung und Trailer in unbekannter Höhe. Der fertige Film holte zu wenig davon wieder rein. Im weltweiten Box Office lagen am Ende knapp 20 Millionen US-Dollar Einnahmen.