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Plakatmotiv: Paris kann warten (2016)

Ein Film wie ein entspannter
Ausflug in den Feierabend

Titel Paris kann warten
(Bonjour Anne)
Drehbuch Eleanor Coppola
Regie Eleanor Coppola, USA, UK, Japan 2016
Darsteller

Diane Lane, Arnaud Viard, Alec Baldwin, Elise Tielrooy, Élodie Navarre, Serge Onteniente, Pierre Cuq, Cédric Monnet, Aurore Clément, Davia Nelson, Eleanor Lambert, Séverine Bichon, Emilie Clavis, Eva Minotti, Ines Rihouet Iraa Sbai, Adrian Vespa, Caroline Fostinelli, Emmanuel Louarn u.a.

Genre Komödie, Drama, Romanze
Filmlänge 92 Minuten
Deutschlandstart
13. Juli 2017
Inhalt

Anne, die Frau des erfolgreichen Hollywood-Produzenten Michael, fühlt sich wegen der vielen Arbeit ihres Mannes und dessen ständiger Abwesenheit einsam und isoliert. Außerdem hat ihre Tochter gerade den Haushalt verlassen, um an der Universität zu studieren.

Als sie mit ihrem Mann in Südfrankreich ist und der zu einem wichtigen Termin aufbricht, obwohl ein gemeinsamer Kurzurlaub geplant war, bekommt Anne von Michaels Geschäftspartner Jacques das Angebot, im Cabrio einen Road-Trip quer durch Frankreich zu unternehmen, von Cannes nach Paris.

Die Fahrt könnte in wenigen Stunden absolviert werden, doch die beiden lassen sich Zeit und dehnen die Reise auf zwei Tage aus. Denn schließlich gibt es unterwegs jede Menge zu entdecken – und das betrifft nicht nur Landschaft, Kirchen und gutes Essen, sondern auch den jeweiligen Autositznachbar …

Was zu sagen wäre

Ein Roadmovie durch Frankreich. Gedreht von Eleanor Coppola, die sich als Dokumentarfilmen einen Namen gemacht hat und seit 1963 mit Francis Ford Coppola verheiratet. Die Geschichte, die sie hier in "Paris kann warten" erzählt, basiert auf eigenem Erleben; 2009 begleitete sie ein Geschäftspartner ihres Mannes von Cannes nach Paris und damals wurde aus der vermeintlichen Tagesreise ein mehrtägiger Trip durchs kulinarische Frankreich.

Der Film ist in seiner Entstehungszeit ein kleines Wunder, denn nach den merkantilen Regeln Hollywoods dürfte es ihn gar nicht geben. Er ist souverän und entspannt inszeniert ohne irgendwelche Hektik aufkommen zu lassen. In der Ruhe liegt die Kraft – während im Nachbarkino die Superhelden-Pixelgewitter toben. An dieser Stelle mag es in Hollywood von Vorteil für die Regisseurin sein, dass ihr Mann über eine Produktionsfirma verfügt und mehr über riskante Filmdrehs weiß (Apocalypse Now), als der gesammelte Vorstand der Disney Studios. In den USA soll der Film nicht gut angekommen sein. Dort stieß auf wenig Gegenliebe, dass die meisten Lacher auf Kosten der Amerikaner gingen: lustig macht sich Jacques, der Franzose, über schlechtes Essen, Gummikäse und Rosen, denen der Duft abgezüchtet wurde.

Es gibt durchaus Gründe, den Film nicht mögen zu wollen: Jacques ist mit Arnaud Viard übertrieben besetzt; dass er sich unterwegs mit „alten Freundinnen“ zu einem Schäferstündchen zurückzieht, strapaziert das Klischee des französischen oh, là, là; sein treuer Welpenblick und die andauernde Flirterei quietschen an manchen Stellen, wie eine gequälte Geigensaite. Eine Handlung, die uns über das Gezeigte hinaus etwas mitgeben möchte, gibt es genau genommen nicht, aber dafür führen Großaufnahmen gefüllter Weingläser und frisch angerichteter Lammkeulen dazu, dass wir sie im Kinosessel meinen riechen zu können. Das ist ein Savoir vivre als Film – Carpe diem.

"Paris kann warten" ist wie ein unerwarteter Ausflug nach einem stressigen Tag mit den Kollegen. Wir setzen uns mit der wunderbaren Diane Lane (Batman v Superman: Dawn of Justice – 2016; Trumbo – 2015; Man of Steel – 2013; Das Lächeln der Sterne – 2008; Jumper – 2008; Untraceable – 2008; Die Hollywood-Verschwörung – 2006; "Frau mit Hund sucht Mann mit Herz" – 2005; Unter der Sonne der Toskana – 2003; Untreu – 2002; The Glass House – 2001; Hardball – 2001; Der Sturm – 2000; Mein Hund Skip – 2000; Mord im Weißen Haus – 1997; Jack – 1996; Judge Dredd – 1995; Chaplin – 1992; Cotton Club – 1984; Straßen in Flammen – 1984; Rumble Fish – 1983; Die Outsider – 1983) auf den Beifahrersitz eines klapprigen Peugeot 504 Cabrio und lassen uns von dem freundlichen Geschäftsmann Jacques mit sanften französischen Akzent Landschaft und Speisen zeigen. Nach 90 Minuten steigen wir aus dem Wagen und sind in Paris (oder wo immer wir auch gerade aus dem Kino kommen).

Zwischen den fulminanten Speisen erzählt Eleanor Coppola eine vorsichtige Liebesgeschichte. Hier die Frau eines viel beschäftigten Filmproduzenten, der dauernd an seine Filmsets irgendwo in der Welt „mit großem Feuerlöscher“ anreisen muss, während sie im Hotelzimmer wartet. Dort ein allein stehende Lebemann mit Geschmack und sinnlicher Freude am Leben. Damit der Film darüber nicht zu einem einzigen Frankreichklischee verrinnt, kommen die beiden sich verbal näher und erzählen auch die dramatischen Wendepunkte aus ihrem Leben; ruhige Szenen sind das, die Mensch und Film erden.

Wertung: 4 von 8 €uro
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