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Plakatmotiv: Action Jackson (1988)

Held ohne Charisma
in einem leeren Film

Titel Action Jackson
(Action Jackson)
Drehbuch Robert Reneau
Regie Craig R. Baxley, USA 1988
Darsteller
Carl Weathers, Craig T. Nelson, Vanity, Sharon Stone, Tom Wilson, Bill Duke, Robert Davi, Jack Thibeau, Roger Aaron Brown, Stan Foster, Mary Ellen Trainor, Ed O'Ross, Bob Minor, David Glen Eisley, Dennis Hayden, Brian Libby, David Efron, Alonzo Brown u.a.
Genre Action
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
7. Juli 1988
Inhalt

Bei der Verhaftung des Sohnes des unsympathischen Industriellen Peter Dellaplane vor zwei Jahren ist der als Raubein gefürchtete Cop Jericho Jackson zu brutal vorgegangen und seitdem zum Schreibtischdienst verurteilt.

Als zwei Gewerkschaftsführer von einem Killerkommando umgebracht werden und Jackson von seinem Jugendfreund Tony erfährt, dass Dellaplane die Anschläge befohlen haben soll, hält es ihn aber nicht länger an seinem Schreibtisch. Jackson beginnt zu ermitteln und nachdem wenig später auch Tony, der ebenfalls für die Gewerkschaft arbeitet, den Killern zum Opfer fällt, gibt es für Jackson nur noch ein Ziel: Dellaplane zur Strecke bringen, koste es was es wolle …

Was zu sagen wäre

Der Titelheld heißt mit Vornamen "Jericho", wie die Stadt, deren Mauern in der Bibel per Posaunen-Schall zum Einsturz gebracht wurden. Ungefähr so geht auch der Mann durch diesen Film, nachdem er Betriebstemperatur erreicht hat – weil sein Jugendfreund kalt ermordet worden ist. Jericho Jackson ist ein Mann der klaren Linie: „Sie haben ihm fast den Arm abgerissen“, schimpft sein Captain mal. „Und? Er hatte ja noch einen zweiten!“ In dieser Szene wird, außer, dass die Titelfigur als harter Sprüche-Hund klassifiziert wird, auch die Art der Inszenierung deutlich, die uns die kommenden (noch) etwa 80 Minuten erwartet. Seine Punchline mit dem zweiten Arm feuert Carl Weathers, den wir als Rockys Gegner Apollo Creed kennen und der hier den Jackson spielt, nicht etwa in einem coolen Maschinengewehr-Dialog raus, nein, Regisseur Craig R. Baxley – erfahrener Stuntman mit Regieerfahrung bei der TV-Serie "Das A-Team" – schneidet brav und nachvollziehbar von Talking Head auf Talking Head, damit die Darsteller in der Umbaupause jeweils auch genug Zeit haben, ihre Mimik zur Punchline einzustudieren; denn neben Carl Weathers (Predator – 1987; Der wilde Haufen von Navarone – 1978; Unheimliche Begegnung der dritten Art – 1977) ist auch Bill Duke, der in dieser Szene Jacksons Gesprächspartner spielt, ja eher für seine leinwandfüllenden Muskeln, nicht aber für feines Schauspiel bekannt (Predator – 1987; Das Phantom Kommando – 1985; Ein Mann für gewisse Stunden – 1980). Die weiteren Namen unter den ersten Fünf der Besetzungsliste sind da nicht anders: Sharon Stone ("Police Academy 4 … und jetzt geht's rund" – 1987; Quatermain II – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt – 1986; Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige – 1985) ist ein blonder Hingucker, Robert Davi nach wenigen Minuten Auftritt tot. Und Craig T. Nelson spielt professionell, was er wirklich gut kann: das mächtige, einflussreiche Arschloch, das dem Helden das Leben schwer macht (Poltergeist II – Die andere Seite – 1986; "The Killing Fields" – 1984; "Silkwood" – 1983; Das Osterman-Weekend – 1983; Poltergeist – 1982; … und Gerechtigkeit für alle – 1979). Hauptsächlich muss er Dialoge von der Güteklasse „Vertraust Du mir?“ „Natürlich vertraue ich Dir.“ sprechen.

Anders gesagt: Mit der Erwartung einer kunstvollen Inszenierung müssen wir uns also nicht aufhalten. Es soll zur Sache gehen und das möglichst spektakulär – dafür steht die "Silver Pictures Production". Joel Silver hat mit unterhaltsamer Action Erfahrung (Stirb Langsam – 1988; Predator – 1987; Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis – 1987; Das Phantom Kommando – 1985; L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn – 1985; Straßen in Flammen – 1984; Nur 48 Stunden – 1982; Die Warriors – 1979). Videocover: Action Jackson (1988) Da verfolgt etwa "Action" Jackson, um seinem Namen Ehre zu machen, ein Killertaxi durch die Detroiter Innenstadt – zu Fuß. Dabei gehen Autos zu Bruch, es gibt eine ordentliche Explosion und schließlich geht ein Ladenlokal zu Bruch – gehobenes State of the Art. Danach geht es steil bergab.

Die zentrale Frage stellt Sängerin Sydney Ash, die von Sängerin und Model – nicht: Schauspielerin – Vanity gegeben wird, die Gespielin des Oberschurken ist, dazu eine Junkie und bald Jacksons Partner in Crime: „Warum lasse ich mir so einen Mist von Dir gefallen?“ Eine Frage, die man auch als Zuschauer stellen könnte. Carl Weathers mag ein passabler Footballspieler gewesen sein. Er kann rennen und zuschlagen und hat einen imposanten Oberkörper. Aber seine Antwort auf Ashs Frage, wieso sie sich so einen Mist von ihm gefallen lasse – „Muss wohl mein Charme und mein gutes Aussehen sein.“ – bleibt platte Behauptung. Carl Weathers strahlt keinerlei Charisma von der Leinwand. „Also, Dein Fahrstil ist es jedenfalls nicht“, schließt Ash, und Jackson lacht dreckig. Wo Arnold Schwarzenegger in der inhaltlich sicher nicht ausgefeilteren Joel-Silver-Produktion Das Phantom Kommando (1985) selbstironischen Raubein-Charme versprühte und ein in so einer Rolle nicht erwarteter Bruce Willis demnächst in der Joel-Silver-Produktion Stirb Langsam (1988) mit pfiffigem Charme ein unverwüstliches Stehaufmännchen zu unterhaltsamem Leben erweckt, bleibt Carl Weathers in der vorliegenden Joel-Silver-Produktion eine leere Hose. Und der Film damit gleich mit.

Irgendwann hängt der einflussreiche Oberschurke Dellaplane Jackson einen Mord an, weswegen ihn sofort ganze zwei Polizisten suchen, deren Auftauchen lediglich einen versuchten Running Gag bildet, in dem der eine dem anderen auf den Wecker mit schlecht erzählten schlechten Witzen geht. Der Rest des Police Departement verschwindet einfach aus dem Film; dies nicht etwa, weil dort niemand glauben würde, dass Jackson einen Mord begangen haben könnte, sondern, weil "Action" Jackson in der Filmzeit lieber auf möglichst viele dummes Zeug faselnde Halbwelttypen – „Dir Penner reiß' ich Dein beschissenes Herz raus und stopf' es Dir in Deinen miesen Schlund, Du Arschlecker!“ – treffen muss, die er dann – „Ich hab' Dich wegen Deiner Ausdrücke gewarnt.“ – verprügeln kann. Die eigentliche Polizeiarbeit des sich ja doch im Dienst befindlichen Sergeanten Jackson beschränkt sich auf einen Dialog mit einer rätselhaft redseligen Informantin. Die gibt Jackson alle Fakten, die für den Kriminalfall wichtig sind, eigentlich in jeder Polizeiakte stehen sollten, dem Drehbuch aber hier die Arbeit erspart, den Actionfilm mit für gewöhnlich actionfreier, weil komplizierter Polizeirecherche füllen zu müssen.

Dann gibts ein bisschen Autoaction, dann küsst Ash, die Sängerin, den Titelhelden, nachdem der ihr erzählt hat, dass seine Frau ihn verlassen habe, weil sich seine Karriere „in die falsche Richtung entwickelt“ habe, dann lässt Arschloch Dellaplane Jericho Jackson in der Garage ein bisschen foltern, was der Regie Gelegenheit bietet, noch einmal Carl Weathers' imposanten Oberkörper zu zeigen, während ihm Dellaplane haarkleinen seinen Plan und sein Ziel erläutert. Schließlich Schießerei, Dinge explodieren, ein cooler Spruch, Schlusskuss, Abspann.

Wertung: 2 von 10 D-Mark
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