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Plakatmotiv: The Kid – Der Vagabund und das Kind (1921)

In seinem ersten Langfilm feiert
Charlie Chaplin Leben und Liebe

Titel The Kid – Der Vagabund und das Kind
(The Kid)
Drehbuch Charles Chaplin
Regie Charles Chaplin, USA 1921
Darsteller

Charles Chaplin, Jackie Coogan, Edna Purviance, Albert Austin, Beulah Bains, Nellie Bly Baker, Henry Bergman, Carl Miller, Edward Biby, F. Blinn, Kitty Bradbury, Frank Campeau, Bliss Chevalier, Frances Cochran, Elsie Codd, Jack Coogan Sr. u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 54 Minuten
Deutschlandstart
9. November 1923
Website charliechaplin.com
Inhalt

Zwischen Mülltonnen findet der Tramp ein schreiendes Baby. Es scheint zu niemandem zu gehören., Niemand vermisst es. Seine Versuche, es in andere Obhut zu geben – bei einer Dame mit Kinderwagen etwa – scheitern. Er findet einen Zettel bei dem Kind, den offenbar die Mutter geschrieben hat und in dem sie bittet, für „das Waisenkind“ zu sorgen. Also nimmt sich der Tramp des Kleinen an und zieht es groß.

Plakatmotiv (Wiederaufführung): The Kid – Der Vagabund und das Kind (1921)Fünf Jahre später sind die beiden ein Herz und eine Seele. Sie leben in einer kleinen Kemenate unterm Dach von der Hand in den Mund. Ihren kargen Lebensunterhalt verdienen sie sich auf juristisch tönernen Füßen. Der Kleine wirft Fensterscheiben ein und zufällig kommt dann jedes Mal der Tramp des Wegs mit frischem Glas im Gepäck und bietet an, das Malheur gegen kleines Geld zu richten. Immer klappt das nicht. Manchmal steht ein Polizist im Weg herum und dann müssen sich der Tramp und der Junge, "John" getauft, irgendwie anders durchschlagen.

Zum Glück gibt es die herzensgute Schauspielerin, die ihren großen Erfolg an der städtischen Bühne mit den Ärmsten der Armen teilt. Regelmäßig kommt sie ins Viertel und verteilt Spielzeug, Früchte und hier und da auch mal eine Münze. Was niemand ahnt: Die erfolgreiche Schauspielerin ist dem Viertel eng verbunden. Sie lebte selbst einst hier, bis sie ein Kind gebar. Der Vater, ein brotloser Künstler, ließ sie sitzen. Sie allein aber konnte sich um das Kind nicht kümmern und so legte sie es auf den Rücksitz der Limousine in der Hoffnung, der sicher wohlhabende Besitzer werde sich seiner annehmen.

Aber das Auto wurde gestohlen von zwei Gaunern aus dem Viertel. Das schreiende Kind interessierte sie nicht. Also warfen sie es fort, zwischen die Mülltonnen, wo es wenig später der Tramp finden sollte …

Was zu sagen wäre

Charlie Chaplin feiert das Leben und die Menschen – sofern die keine Uniform tragen. Der Staat und seine Institutionen sind in der Welt dieses Films nichts wert – autoritär, ungerecht, selbstherrlich, arrogant. Chaplins Welt ist die Welt der unteren Fünftausend. Menschen, die von der Hand in den Mund leben und von der Fürsorge füreinander.

"The Kid" ist Charles Chaplins erster Langfilm, nachdem wer sich bisher mit den für die damalige Zeit üblichen Kurzfilmen mit Slapstik und Situationskomik best heftig hatte. Dass Chaplin der Sinn nach Mehr stand, nach Tieferem, sieht man in "The Kid" zum ersten Mal. „Ein Film mit einem Lächeln, und – vielleicht – einer Träne.“ steht im Vorspann des Films, so eine Art Warnung für das Publikum der frühen 20er Jahre, die die übliche Witzelst erwarteten. Die Mischung aus Clownerei, Pathos und menschlicher Güte wird in den Filmes Chaplins, die folgen, zu seinem Markenzeichen.

Das im Vorspann gewarnte Publikum fand sich in diesem und den späteren Filmen Chaplins offenbar wieder. Das Filmbudget lag bei 250.000 US-Dollar. "The Kid" wurde zu einem Kassenschlager und machte 2,5 Millionen US-Dollar Gewinn, was damals eine außergewöhnlich hohe Summe war. Insgesamt soll der Film bis 2020 rund 60 Millionen US-Dollar eingebracht haben.

Die Szenerie in "The Kid" zeigt ärmlichste Verhältnisse, ähnlich wohl denen, in den Chaplin selbst in London an der Seite einer psychisch kranken Mutter heranwuchs. Die Menschen hier sind auf sich gestellt, aufeinander angewiesen. Der Staat traut ihnen nichts zu. Als der Amtsarzt erfährt, dass der Tramp nicht "Johns" wahrer Vater ist, lässt er sofort das Jugendamt kommen, das den Jungen abholt; diese Szene wirkt, als käme der Tierfänger, der wilde Hunde ins Tierheim schleppt. Derselbe Staat hat kein Problem damit, dasselbe Kind einer reichen Frau in die Arme zu drücken, die behauptet, die echte Mutter zusein, dies aber gar nicht beweisen kann.

Plakatmotiv (US): The Kid (1921)Die Szenen, in denen Chaplin und der junge Jack Coogan ihr Familienleben zelebrieren, sind allerherzigst. Liebevoll schaut der Tramp, dass der Junge sich ordentlich die Fingernägel putzt. Beim Essen wird sehr genau geteilt, niemand soll hungrig zu Bett gehen. Flöhe, die sich ins Haar des Jungen verirren, entsorgt der Tramp sorgsam. Der Junge dankt es ihm mit Aufmerksamkeit und großer Liebe

 

Wertung: 6 von 6 D-Mark
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