Bei seinem Streifzug durch die Stadt begegnet der Tramp einem blinden Blumenmädchen, in das er sich unsterblich verliebt, und einen betrunkenen Millionär, den er davon abhalten kann, Selbstmord zu begehen.
Die Freundschaft mit dem Millionär ermöglicht ihm, gegenüber dem Mädchen die Rolle des vornehmen Herrn zu spielen. Als er durch Zufall herausbekommt, dasss sie ihre Miete nicht bezahlen kann, nimmt er Jobs als Straßenreiniger und Boxer an. Schließlich schenkt der Millionär ihm 1000 Dollar, die Polizei hält ihn jedoch für einen Dieb.
Nach Monaten wird der Tramp aus der Haft entlassen. Das Blumenmädchen, das sich von dem Geld eine Augenoperation leisten konnte und nun sehen kann, will ihm ein Almosen geben.
Erst, als sie seine Hand berührt, merkt sie, wen sie vor sich hat …
Der Film wirkt, wie ein Best of der Chaplin'schen Gags und Ideen aus seinen zahlreichen Kurzfilmen. Der Boxkampf, der das letzte Drittel der "City Lights" einläutet, ist eine Weiterentwicklung von Ideen aus Chaplins "The Champion" von 1915. Auch das Motiv des betrunkenen Millionärs, der ihm ewige Freundschaft schwört und ihn im nüchternen Zustand aus dem Haus wirft, tauchte in 1921 schon auf in "Die feinen Leute".
Im Kino hat der Tonfilm seinen Siegeszug angetreten, Stummfilme halten die Kinogänger für ein ausgestorbenes Genre – der erste Tonfilm, The Jazz Singer, war schon 1927 in die Kinos gekommen. Dennoch präsentiert Chaplin souverän einen Stummfilm, dem er der Einfachheit halber den Untertitel „Eine Komödien-Romance als Pantomime“ beifügt. Eines der US-Plakatmotive feiert seinen Film mit der Botschaft „Too funny for words“. Chaplin ist der Tonfilm fremd. Er glaubt, Ton zerstöre seine spezielle Art der Kunst. Prompt macht er sich über den Tonfilm lustig. Chaplin eröffnet sein Drama mit einer Denkmalenthüllung, bei der zwei Honoratioren der Stadt augenscheinlich gewichtige Worte sprechen, von denen wir aber nur Gekrächze hören – im Original werden diese Töne von einem Saxophon erzeugt. Später verschluckt der Tramp eine Trillerpfeife und weil er dadurch einen fürchterlichen Schluckauf hat, pfeift er ununterbrochen. Auch die Glocke am Boxring bimmelt vernehmlich, was Chaplin gleich für neue Überzeichnungen nutzt.
Erzählerisch bleibt sich Chaplin auch in dieser Nummernrevue Deluxe treu. Er erzählt eine herzerwärmende Geschichte über die einfachen Leute, die sich der täglichen Unbill stellen und weitermachen – der mittellose Tramp, der sich von schnöseligen Zeitungsjungen ärgern lassen muss, schaut dennoch stets optimistisch in die Zukunft: „Morgen singen die Vögel wieder!“ Das blinde Blumenmädchen geht mit ungebrochener Zuversicht jeden Tag daran, mit ihren Blumen wenigstens die Miete reinzuholen und ist dabei von einer entwaffnenden Freundlichkeit zu jedermann (umso bemerkenswerter, wenn man weiß, dass sich Virginia Cherrill, die das Blumenmädchen spielt, und Chaplin nicht leiden konnten – s.u.). Nur der Millionär, der jede Nacht Party macht und zwischendrin mal nach Europa reist, will sich dauernd töten, aus Verzweiflung, weil ihn seine Frau verlassen hat. Anders ausgedrückt: Es lebt sich zwar schwieriger, wenn das Geld knapp ist, aber leichter und offener als beim Millionär, bei dem alle auf sein Geld starren.
Ein schönes Märchen mit einer wunderschönen Schlussequenz.
Charles Chaplin war berüchtigt dafür, mit seinen Hauptdarstellerinnen Affären oder Beziehungen einzugehen. Doch City Lights-Hauptdarstellerin Virginia Cherrill und er konnten sich nicht ausstehen. Er meinte, dass sie sich bei ihrer ersten Filmrolle nicht professionell genug verhalten hätte; sie meinte, dass seine zahllosen Drehwiederholungen von Szenen – einzelne Szenen über 100 Mal – überzogen gewesen wären. Als sie schließlich einmal vor Drehschluss den Set verlassen wollte, feuerte Chaplin sie. Er engagierte stattdessen Georgia Hale für Probeaufnahmen. Mit Hale, mit der er bereits bei Goldrausch zusammen drehte, hatte er auch eine Beziehung gehabt. Er verzichtete aber schließlich darauf, den gesamten Film, der mit Cherrill kurz vor dem Abschluss stand, noch einmal zu drehen. Er stellte sie deshalb wieder an.
Auch bei der Besetzung des Millionärs gab es Probleme für Chaplin: Er verpflichtete seinen australischen Szenenbildner Henry Clive (1883–1960) für die Rolle. Dieser weigerte sich jedoch, während der Suizidszene des Millionärs ins kalte Wasser zu springen, so dass der wütende Chaplin ihn durch seinen Schauspielkollegen Harry Myers ersetzte. Der vormals populäre Myers teilte das Schicksal vieler anderer Stummfilmschauspieler und hatte mit Beginn des Tonfilmes einen Karriereknick erlitten. Für Myers war der Millionär seine letzte größere Rolle, anschließend erhielt er bis zu seinem Tod nur noch kleinere Parts.
Die Kinofilme von Charles Chaplin
Sir Charles Spencer „Charlie Chaplin jr.“, KBE, (* 16. April 1889 vermutlich in London; † 25. Dezember 1977 in Corsier-sur-Vevey, Schweiz) war ein britischer Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Schnittmeister, Komponist, Filmproduzent und Komiker.
Chaplin gilt als erster Weltstar des Kinos und zählt zu den einflussreichsten Komikern der Filmgeschichte. Seine bekannteste Rolle ist die des "Tramps". Die von ihm erfundene Figur mit Zweifingerschnurrbart (auch Chaplinbart genannt), übergroßer Hose und Schuhen, enger Jacke, Bambusstock in der Hand und zu kleiner Melone auf dem Kopf, mit den Manieren und der Würde eines Gentleman, wurde zu einer Filmikone. Charakteristisch für seine Filme wurde die enge Verbindung zwischen Slapstick-Komödie und ernsten bis tragischen Elementen. Das American Film Institute wählte Chaplin auf Platz 10 der größten männlichen amerikanischen Filmlegenden
- The Kid – Der Vagabund und das Kind (1921)
A Woman of Paris – Die Nächte einer schönen Frau (1923) - The Gold Rush – Goldrausch (1925)
- The Circus – Der Zirkus (1928)
- City Lights – Lichter der Großstadt (1931)
- Modern Times – Moderne Zeiten (1936)
- The Great Dictator – Der Große Diktator (1940)
- Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (1947)
- Limelight – Rampenlicht (1952)
- A King in New York – Ein König in New York (1957)
- A Countess from Hong Kong – Die Gräfin von Hongkong (1967)