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Plakatmotiv: Rampenlicht (1952)

Ein altersweises Künstlerportrait
in einem geschwätzigen Film

Titel Rampenlicht
(Limelight)
Drehbuch Charles Chaplin
Regie Charles Chaplin, USA 1952
Darsteller

Charles Chaplin, Claire Bloom, Nigel Bruce, Buster Keaton, Sydney Chaplin, Norman Lloyd, Andre Eglevsky, Melissa Hayden, Marjorie Bennett, Wheeler Dryden, Barry Bernard, Stapleton Kent, Molly Glessing, Leonard Mudie, Loyal Underwood u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 137 Minuten
Deutschlandstart
24. September 1954
Website charliechaplin.com
Inhalt

Calvero ist ein alternder Clown, über den kaum noch jemand lacht. Als die Tänzerin Terry Selbstmord begehen will, kümmert er sich um sie, gibt ihr neuen Lebensmut und hilft ihr, Karriere zu machen.

Plakatmotiv: Rampenlicht (1952)Als Calvero sieht, dass er nicht gebraucht wird, verschwindet er.

Doch Terry zeigt sich dankbar: Ihm zu Ehren findet eine Galavorstellung statt. Ein letztes Mal steht Calvero im Rampenlicht …

Was zu sagen wäre

Charles Chaplin feiert die Welt des Theaters, in der Kunst das Leben imitiert und das Leben die Kunst. Sein Film spielt nahezu ausschließlich auf der Bühne, hinter der Bühne, und wenn mal nicht dort, dann sitzen seine Protagonisten zusammen und reden über das Theater, das ihr Leben ist.

Es ist ein sehr persönlicher Film Chaplins, der wenig gemein hat mit der Komik seiner früheren Filme. Er beschreibt den Abstieg eines Künstlers, wie er das selbst als junger Mann erlebt hat. Deshalb spielt der Film auch im London des Jahres 1914, unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. In die Figur von Calvero legt Chaplin Erinnerungen an seinen Vater, bei Terry bezieht er sich immer wieder auf seine Mutter.

Was geblieben ist, ist der ungebrochene Optimismus der von Chaplin verkörperten Figur, die selbst im Abstieg noch ein Gefühl erhabener Größe erkennt, Angst vor dem Abstieg bei anderen aber niemals zulässt. In diesem Fall ist das die 19-jährige Claire Bloom, deren Terry er den Kopf gerade rückt, als die schon früh im Leben resignieren will.

Endlich mit demTonfilm versöhnt – in seinen vier vorherigen Filmen hatte er dessen Entwicklung entweder ganz ignoriert (City Lights), veralbert (Modern Times) oder Dialoge ohne Interesse geschrieben (The Great Diktator, Monsieur Verdoux) – hält Chaplins Calvero eine aufputschende Lobrede auf das Leben als solches, ganz der Tramp früherer Stummfilmzeiten. Es komme nicht darauf an, über Sinn und Zweck des Lebens nachzudenken, sondern das Leben, möge es sich auch manchmal mit Leiden verbinden, als besonders wertvollen Selbstzweck anzusehen, im übrigen solle man nur an die Gegenwart denken und sich an Erfordernissen des Augenblicks orientieren.

Plakatmotiv (US): Limelight – Rampenlicht (1952)Zwischenzeitlich erweckt den Film den Eindruck, als habe Chaplin die Technik des Tonfilms mittlerweile so sehr verinnerlicht, das er gar nicht mehr aufhören kann, Dialoge zu schreiben. Sein Film wirkt ein bisschen geschwätzig. Dafür ist die Geschichte selbst pralles Drama über Aufstieg und Fall, ein Stern geht unter, ein anderer geht auf; eben war noch Tänzerin Terry am Boden, psychosomatisch unfähig, ihre Beine zu bewegen, und Calvero ihr Lebenstrainer, da kommt er abends von einem völlig vergeigten Engagement nach Hause, ist am Ende, da ist es nun die Tänzerin, die ihm Lebensmut entgegen schleudert und plötzlich wieder gehen kann. Das ist Theater wie es sich gehört.

Etwas hölzern kommt eine Liebesgeschichte daher. Terry behauptet ungerührt, Calvero zu lieben, der rund 40 Jahre älter ist als sie. Sie sagt an einer Stelle, es sei „mehr als Mitleid. Etwas, auf das ich hin gelebt habe, hin gewachsen bin. Es ist seine Seele, seine Liebenswürdigkeit und seine Traurigkeit. Nichts auf der Welt wird mich jemals davon trennen.“ Chaplin, dessen Affären am Filmset Legende sind, ist immerhin erwachsen genug geworden, um seinen Calvero diese Liebe als Unsinn abweisen zu lassen. Aber Terry beharrt darauf, die harte, böse Welt des Theaters verlassen zu wollen, um mit dem alternden Clown in einem Häuschen auf dem Land glücklich zu werden. Hier hat die Welt des Theaters so pralle Lebensfülle, dass die sie bewohnenden Lebewesen für ein Leben in der anderen Welt da draußen nur Kitschklischees übrig haben.

Chaplins Film ist klassisches Drama. Die in einem Chaplin-Film zu erwartenden Slapstick-Nummern finden ausschließlich in den Bühnenauftritten statt, von denen es viele gibt im Film. Häufig bleibt die Erzählung stehen, um Terry beim Tanz auf der Bühne zuschauen zu können oder Calvero bei einer seiner alten Nummern. „Die ganze Welt ist eine Bühne“, sagt Calvero, als er da ist, was man ganz am Boden nennen könnte, was er selbst aber als sein größtes Glück bezeichnet: „Dies ist der als Bühne am meisten gerechtfertigte Ort.

Ein Film von leisem Humor voll Melancholie. Ein altersweises Künstlerportrait in einem zuweilen zähen Film.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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