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Plakatmotiv: The Apprentice – The Trump Story (2024)

Ein Biopic für kleine Einblicke in
das Leben einer kalten Kreatur

Titel The Apprentice – The Trump Story
(The Apprentice – The Trump Story)
Drehbuch Gabriel Sherman & Ali Abbasi
Regie Ali Abbasi, Kan., Dan., Irl., USA 2024
Darsteller

Sebastian Stan, Jeremy Strong, Martin Donovan, Maria Bakalova, Catherine McNally, Charlie Carrick, Ben Sullivan, Mark Rendall, Joe Pingue, Ron Lea, Edie Inksetter, Matt Baram, Moni Ogunsuyi, Brad Austin, Stuart Hughes, Jim Monaco, Clare Coulter, Hume Baugh u.a.

Genre Biografie, Drama
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
17. Oktoberfest 2024
Inhalt

Der junge New Yorker Millionenerbe Donald Trump ist von der Macht besessen. Doch um überhaupt nach ihr greifen zu können, muss er mehr oder weniger sinnbildlich über Leichen gehen. Auch deshalb tut er sich mit dem Rechtsanwalt und ehemaligen Berater des homophoben republikanischen Hardliners Joseph McCarthy, Roy Cohn, zusammen.

Der verteidigt Trump nicht nur vor Gericht wegen dessen rassistischer Vermietungspolitik, sondern sorgt auch durch Hinterzimmerdeals mit Konzernen, Gewerkschaften und sogar der Mafia dafür, dass Trump auf dem umkämpften New Yorker Immobilienmarkt trotz unternehmerischer Instinktlosigkeit zunehmend an Einfluss gewinnen kann …

Was zu sagen wäre

Dies ist ein Film über die frühen Jahre des New Yorker Immobilienunternehmers Donald Trump, über seinen Aufstieg als Mieteintreiber im Sold seines Vaters Fred hin zum Playboy, Societylöwen, Phänomen. Zwei Stunden dauert er. Die erste Stunde ist aufregend, weil er die Geschichte des Zauberlehrlings neu erzählt, des Dr. Frankenstein, dem seine Kreatur über den Kopf wächst. Die zweite Stunde ist interessant, weil sie uns an die Auswüchse des irren Turbokapitalismus in den 1980er Jahren in New York erinnert und in Teilen mehr als Bilddokument denn als Drama funktioniert.

Wenn wir Donald Trump im Film kennenlernen, ist er ein armer Wicht, der tut, was sein Vater, ein kleiner Immobilienunternehmer in Queens, der vor dem Bankrott steht, weil das Justizministerium eine Klage gegen ihn wegen Diskriminierung von Schwarzen bei der Vermietung von Wohnungen eingereicht hat, ihm aufträgt. Donald sucht Zugang zur New Yorker Society, ist gerade erst Mitglied im exklusiven Restaurant und Nachtclub Le Club in der East 55th Street geworden. Dort lernt er Roy Cohn kennen, einen zu dem Zeitpunkt schon berüchtigten Anwalt, der gerade Hof hält mit zwielichtigen Figure aus der New Yorker Unterwelt. Roy Cohn ist jener Doktor Frankenstein, der den spter weltberühmten Donald J. Trump erschafft.

Cohn erklärt Trump seine wichtigsten Regeln „Die erste Regel lautet: Angreifen, angreifen, angreifen. Regel zwei: Nichts zugeben, alles leugnen. Regel drei: Egal, was passiert, du beanspruchst den Sieg und gibst niemals eine Niederlage zu. Du musst bereit sein, jedem alles anzutun, um zu gewinnen.“ Jeremy Strong ("Succession" – 2023; The Gentlemen – 2019; Molly's Game: Alles auf eine Karte – 2017; Detroit – 2017; The Big Short – 2015; Der Richter – Recht oder Ehre – 2014; Zero Dark Thirty – 2012; Lincoln – 2012; Robot & Frank – 2012) spielt Cohn als menschliche Natter, kein Gramm Fett, teure Anzüge, kalter Blick, ein Homosexueller zu einer Zeit, als Homosexualität noch unter Strafe stand, der seine Neigung und seine spätere Aids-Erkrankung bis zu seinem Tod geleugnet hat. 50 Jahre später, als dieser Film in die Kinos kommt, wirft diese Figur ein Schlaglicht auf den US-Kapitalismus jener Zeit. Ein Mann, der vollkommen unsympathisch ist, keine Empathie ausstrahlt, wurde von der High Society der Stadt hofiert – weil der über jeden Entscheidet der Stadt durch illegale Abhörmaßnahmen ein geheimes Dossier angelegt hatte: Plakatmotiv: The Apprentice – The Trump Story (2024)Mein erster und einziger Klient ist Amerika!“, sagt er immer wieder. Er sieht sich nicht als schurkischen Erpresser, sondern als Heiland eines modernen Staates USA. Und in den Immobilienträumen des stoffeligen Donald Trump sieht er die Chance, die USA aufzubauen – angefangen mit New York.

Die Stadt am Hudson liegt in jener Zeit am Boden, ist hoch verschuldet, die Kriminalität grassiert, die Hochhäuser stehen leer, sind verrammelt. Die Immobilienunternehmer und Geldgeber jener Zeit bauen Kosten-Nutzen-Häuser, während Trump von Goldenen Palästen träumt. Beim der Eröffnungsfeier des Trump Tower steht Vater Fred vor einer Marmorwand und macht sich Gedanken über die Stromrechnung für den Wasserfall, der diese Wand hinunterfließt, und Sohn Donald erzählt, wer sich schon alles in diesem Architekturwahnsinn eine Wohnung gekauft habe, es fallen noch heute bekannte Namen. Da spricht das alte New York mit dem neuen New York. Sebastian Stan (The 355 – 2022; I, Tonya – 2017; Logan Lucky – 2017; Der Marsianer: Rettet Mark Watney – 2015; Black Swan – 2010), der im Marvel Cinematic Universe noch den Winter Soldier spielt, hat Mimik und Gestik des jungen Donald Trump gut studiert. Wenn die Kamera ihm nicht sehr auf den Pelz rückt, sieht Stan mit seiner Perücke schon sehr aus wie The Donald.

Und dann ist Donald Trump also erfolgreich, Roy Cohn verschwindet in die hinteren Reihen, erkrankt an Aids, wird schwach. Da wird der Film langweilig. Trump gerät mit übereifrigen Casinobauten in Atlantic City in finanzielle Schwierigkeiten, lügt, betrügt, will die eigene Familie um ihr Geld bringen. Er verstößt Ivana, die er als aufstrebender Playboy kennenlernte und schließlich heiratete, weil sie ihm heute nicht mehr genügt. Eine Szene, in der Donald Ivana vergewaltigt, wurde in einigen Ländern zensiert. Aber da ist kein Drama mehr. Der Zauberlehrling ist besiegt, die Kreatur übernimmt das Ruder mit jenen Methoden, die sein Erschaffer ihn gelehrt hat. Die Originalaufnahmen aus dem damaligen, heruntergewirtschafteten Manhattan sind an dieser Stelle aufregender.

Das wahrscheinlich ordentlich recherchierte Drehbuch des Journalisten Gabriel Sherman bietet einen Blick auf einen interessanten Widerling in einer interessanten Zeit, dessen Aufstieg bis ins (reale) Oval Office lange nach den Ereignissen, die dieser Film zeigt, vor dem Hintergrund jener spezifisch US-amerikanischen Dealmaker-Society, mit einem Mal sehr wahrscheinlich, wenn nicht gar zwingend wirkt.

Wertung: 4 von 8 €uro
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