Yusuf Atta Mohammed, der früher Steven Younger hieß, verschickt ein Video, in dem er droht in drei Tagen drei Atombomben in drei großen amerikanischen Städten explodieren zu lassen. Bald darauf wird er in einem Einkaufszentrum festgenommen.
Das Team um die F.B.I. Agentin Brody wird auf den Fall angesetzt und in eine zum Einsatzzentrum umfunktionierte Schule gebracht, in der die Ermittlungen zusammen mit Angehörigen des Militärs durchgeführt werden. Während die Agenten Spuren überall in den USA nachjagen, um die Bomben zu finden, wird Brody mit dem Verhörspezialisten "H" zusammengebracht. Beide sollen im Verbund dem gefesselten Younger die Verstecke der Bomben entreißen.
„Entreißen” ist wörtlich gemeint. H wendet körperliche Folter an, was Agent Brody zunächst missfällt. Sie versucht, in den Folterpausen Younger davon zu überzeugen, den Standort der Bomben zu verraten, damit die Folter aufhört. Nach einem besonders schweren Verhör, verrät Younger dann tatsächlich eine Adresse. Es stellt sich aber heraus, dass dies nur eine Falle von Younger war, um Zeit zu gewinnen. Die Foltermethoden werden brutaler, als sich abzeichnet, dass Younger alles bis ins Detail geplant haben könnte - inklusive der grausamen Folter ...
Wie weit geht die westliche Welt, um einen Terroristen davon abzuhalten, Bomben zu zünden? Darauf hat dieser Film ein paar unappetitliche Vermutungen, ohne in schwarz-weiß-Maerlei abzudriften. Weder sind die US-Verhörspezialisten besondere Sadisten und der Terrorist nur ein durch Umstände fehlgeleiteter Engel, noch ist der Terrorist der Sadist und die US-Spezialisten zu Grausamkeit nur widerwillig gezwungen. Es ist beides.
Das Dilemma des Zuschauers
Regisseur Gregor Jordan schafft es, die wenig zimperlichen Verhörpraktiken zu billigen, bei denen man gleichzeitig nicht hinschauen mag.
Es ist fast eine Erleichterung, als am Ende jemand sagt: „Dann sei es eben so. Dann sterben eben Tausende. Aber wir dürfen nicht zulassen, was hier passiert!”, und darauf hin die Folter auch sofort zu Ende ist. Geschickt baut er das Dilemma des Zuschauers in die Personen seines Films ein und zeigt die unmenschliche Maschinerie, die in gang gesetzt wird, damit der Präsident "von nichts weiß und selbstverständlich keine Folter anordnet" und Beamte sich hinter nicht ausgesprochenen Befehlen verstecken und jeder auf den anderen zeigt - zutiefst überzeugt, dass das nun ja aber mal leider sein muss ... schließlich drohen tausende Tote.
Die Samuel-L.-Jackson-Rolle
Dies ist auch ein Film, der zeigt, warum es Samuel-L.-Jackson-Rollen gibt, die niemand anders spielen könnte (Inglourious Basterds – 2009; The Spirit – 2008; Iron Man – 2008; Jumper – 2008; "Snakes on a Plane" – 2006; Kill Bill: Vol. 2 – 2004; xXx – Triple X – 2002; Spurwechsel – 2002; Unbreakable – 2000; Shaft – Noch Fragen? – 2000; Rules – Sekunden der Entscheidung – 2000; Deep Blue Sea – 1999; Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung – 1999; Verhandlungssache – 1998; Out of Sight – 1998; Sphere – 1998; Jackie Brown – 1997; 187 – Eine tödliche Zahl – 1997; Tödliche Weihnachten – 1996; Die Jury – 1996; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995;; Pulp Fiction – 1994; True Romance – 1993; Jurassic Park – 1993; Loaded Weapon 1 – 1993; Stunde der Patrioten – 1992; "White Sands – Der große Deal" – 1992; Good Fellas – 1990; Der Exorzist III – 1990). Er gibt den Folterknecht beklemmend gut. Eben noch hat er Fingernägel ausgerissen, da schmust er im nächsten Moment mit seiner Ehefrau und albert mit den Kindern, um einen Moment später im Verhörraum bestialisch auszuflippen. Beängstigend. Die Stimmung für und gegen diesen Kerl wechselt minütlich.
Cary-Ann Moss als besonnene FBI-Agentin Brody gibt den genau temperierten Gegenpart zu H. Sie wird an Zuschauers-Statt in diesen Sturm der Gefühle und Schmerzen gezogen , wechselt von empörter Ablehnung im einen Moment zum Griff nach dem Skalpell gegen den Delinquenten im nächsten. Michael Sheen schließlich, der das bemiteidenswerte Opfer, den grausamen Terroristen, verblendeten Idioten spielt, fügt seiner imposanten Rollenauswahl der vergangenen Jahre eine weitere unauslöschliche Erinnerung hinzu.
Abu Ghoreib ist auf einmal ganz nah
Kalte Bilder. Nüchterner Schnitt. Keine Effekthascherei. Die Eskalation in einer zivilisierten Gesellschaft hin zum Tier ist auch ohne filmische Mätzchen zwingend. Plötzlich ist Abu Ghoreib, sind die Waterboarding-Diskussionen ganz nah und überhaupt nicht mehr akademisch. Zurück bleibt ein flaues Gefühl, sowohl, was die Brutalität angeht, als auch der Gedanke, dass "das" anders in so einer Situation wohl nicht geht.
Als ähnlich beklemmend realistisch fällt mir sofort Oliver Hirschgiebels Film Das Experiment (2000) ein. Und thematisch ist dieser Film nahe am – man muss heute sagen – visionären Ausnahmezustand von Edward Zwick, 1998.
Eigentlich schade, dass der DVD/BluRay-Release „ab 18” ist. So brutal und verstörend er ist. Ich glaube, es wäre gar nicht schlecht, Teenager ab 15 mit dieser hochbrisanten, top-aktuellen Gretchenfrage zu konfrontieren: Wie hältst Du es mit der Folter in Extremsituationen?