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Plakatmotiv: Broadway Therapy (2014)

Fröhliche chaotische Farce über die
Unmöglichkeit von Frau und Mann

Titel Broadway Therapy
(She's Funny That Way)
Drehbuch Louise Stratten & Peter Bogdanovich
Regie Peter Bogdanovich, USA, Deutschland 2014
Darsteller

Owen Wilson, Imogen Poots, Kathryn Hahn, Will Forte, Jennifer Aniston, Rhys Ifans, Lucy Punch, Joanna Lumley, Cybill Shepherd, Illeana Douglas, Richard Lewis, Austin Pendleton, George Morfogen, Ahna O'Reilly, Jake Hoffman, Tovah Feldshuh, Debi Mazar, Quentin Tarantino, Graydon Carter, Scott Campbell, Erin Heatherton, Melanie Hill, Jake Hoffman u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
20. August 2015
Inhalt

Izzy Finkelstein, jung, attraktiv und voller Träume, arbeitet als Callgirl einer exklusiven Escort-Agentur. Der aus Hollywood angereiste Regisseur Arnold Albertson bucht Izzy, Escort-Name Izzy Glow, unter dem Pseudonym Derek Thomas und verbringt mit ihr eine romantische Nacht: erst Essen, danach eine Kutschfahrt, zuletzt ab in die Kiste. Dann macht er ihr einen unglaublichen Vorschlag: Arnold gibt Izzy 30 000 Dollar, wenn sie ihren Job als Callgirl an den Nagel hängt. Was Izzy nicht ahnt: Sie ist nicht die Erste, der Arnold dieses tolle Angebot und damit den Einstieg in ein neues Leben möglich macht.

Am nächsten Morgen kommt Arnolds Frau Delta mit den beiden Kindern in New York an. Delta wird eine Hauptrolle in dem Broadwaystück spielen, das Joshua Fleet geschrieben hat. Arnold inszeniert, Seth Gilbert spielt die männliche Hauptrolle. Ein weiterer wichtiger Part, der einer jungen Prostituierten, muss noch besetzt werden. Zum Vorsprechen erscheint Izzy unter ihrem bürgerlichen Namen Isabelle Patterson. Sie erweist sich als Idealbesetzung für die Rolle. Arnold will Izzys Engagement verhindern, kann sich aber nicht gegen den Rest der Crew durchsetzen. Joshua, der sich mit der überspannten Therapeutin Jane Claremont trifft, ist sofort Feuer und Flamme für Izzy alias Isabelle. Er lädt sie zum Abendessen ein. Jane erscheint ebenfalls in dem Restaurant, mit ihrem Klienten, dem alten Richter Pendergast. Pendergast gehörte zu Izzys Klienten und gönnt sie keinem anderen.

Er lässt Izzy von Privatdetektiv Harold Fleet beschatten. Harold Fleet ist Joshuas Vater. Obwohl Harold sich bemüht, kann er die Situation nicht retten. Jane entdeckt Joshua in Begleitung Izzys, die eine Therapie-Stunde bei ihr genommen hatte. Delta und Arnold, ebenfalls in dem Restaurant zu Gast, werden Zeugen der sich anschließenden Auseinandersetzung.

Der misslungene Abend im italienischen Restaurant bildet nur den Auftakt zu einem kuriosen Liebesreigen, bei dem die Positionen wechseln, je nachdem, wer was wann über wen erfährt …

Was zu sagen wäre

Wenn Darwin Recht hatte mit dem Survival of the Fittest, dann ist die Erfindung von Weibchen und Männchen zur Erhaltung der eigenen Rasse ein noch zu klärender Fehler der Natur. Jedenfalls bei der Rasse Mensch. Nichts ist so wenig ähnlich wie Frau und Mann. Das wäre im Prinzip unerheblich, wenn sich beide Geschlechter nur träfen, um ihre Art zu erhalten und dann weiterzögen. Aber der Nachwuchs muss ja durch die ersten Jahre gebracht werden, also wurde das Prinzip Familie erfunden und damit das dauerhafte Zusammenleben von Frau und Mann. Da hat die Natur nicht nachgedacht.

Für die Filmkomödie ist es gut, dass die Natur nicht nachgedacht hat. Das gibt ihr allerhand Stoff für eruptive Lacher. Peter Bogdanovich lässt in seinem jüngsten Film mehrere Exemplare dieser irren Rasse beiderlei Geschlechts aufeinander los. Da ist ein promiskuitiver Regisseur, der gerne Escort-Girls beglückt – erst mit sich, dann mit viel Geld, mit dem die Damen ein neues Leben anfangen können. Da ist die Frau dieses Regisseurs, die sich krampfhaft klammert an die Legende der glücklichen Familie und folgerichtig ein ums andere Mal ausrastet. Plakatmotiv (US): She's Funny That Way (2014) Da sind die Callgirls, die der Regisseur beglückt hat, und die tatsächlich ein neues Leben angefangen haben und den Regisseur damit unvermutet in die Bredouille bringen. Es gibt einen Schauspieler, auch promiskuitiv, einen Drehbuchautor, promiskuitiv auch er, und es gibt eine Psychiaterin, die, das Klischee ist im Film nicht totzukriegen, selber auf die Couch gehört. Ein geiler Richter, eine betrunkene Mutter, besorgte Eltern und ein Privatdetektiv füllen das Bild auf.

Die Handlung? Ist nicht so ausgeprägt. Peter Bogdanovich (Paper Moon – 1973; Die letzte Vorstellung – 1971) setzt, ähnlich wie in seinem Klassiker Is' was, Doc? (1972), auf Situationskomik und die Screwball-Fähigkeiten seiner gut gelaunten Hauptdarsteller. Zufällig ist die Therapeutin der jungen Schauspielerin gleichzeitig die Freundin des Drehbuchautors, der auf eine Nacht mit der Schauspielerin hofft. Zufällig ist der Detektiv, der für den geilen Richter den Aufenthalt der jungen Schauspielerin, die ein ehemaliges Callgirl ist, ausfindig machen soll, der Vater des Drehbuchautors. Zufällig verabreden sich alle zu ihren Dates im selben Lokal und zufällig wohnen auch im Hotel die Hauptakteure alle Zimmer an Zimmer. Das ist für einen Screwball-Plott genug Stoff für irre Wortgefechte und wahnsinnige Situationen. Bei Peter Bogdanovich kommen dann immer noch ein paar Zitate aus Hollywoods Filmgeschichte. In diesem Fall ist ein Zitat aus Ernst Lubitschs "Cluny Brown auf Freiersfüßen" (1946) sogar ein Treiber des komischen Dramas.

Das Drehbuch hat Bogdanovich schon Ende der 1990er-Jahre geschrieben und wollte es eigentlich mit John Ritter in der Rolle des Bühnenregisseurs verfilmen. Als Ritter aber viel zu früh starb, stellte Bogdanivich das Projekt hinten an. Bis er Owen Wilson kennenlernte, der die Rolle jetzt mit Leben füllt (Grand Budapest Hotel – 2014; Midnight in Paris – 2011; Woher weißt du, dass es Liebe ist? – 2010; Starsky & Hutch – 2004; Im Fadenkreuz – Allein gegen alle – 2001; Die Royal Tenenbaums – 2001; Zoolander – 2001; Meine Braut, ihr Vater und ich – 2000; Das Geisterschloss – 1999; Breakfast of Champions – 1999; Armageddon – Das jüngste Gericht – 1998). Als ehemaliges Callgirl und hoffnungsvolle Jungschauspielerin zwischen drei Männern strahlt Imogen Poots (A Long Way Down – 2014; 28 Wochen später – 2007; V wie Vendetta – 2005) eine angemessene, natürliche Hibbeligkeit aus. Und Jennifer Aniston als dauertelefonierende, immer keifende Therapeutin, die so gar nicht jenniferanistoneskes an sich hat, ist eine Schau.

Insgesamt ein schöner Sonntagnachmittagfilm.

Wertung: 6 von 8 €uro
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