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Plakatmotiv: Im Schatten des Galgens (1955)

Die Gesellschaft am Scheideweg.
James Cagneys zweiter Western.

Titel Im Schatten des Galgens
(Run for Cover)
Drehbuch Winston Miller & Harriet Frank Jr. & Irving Ravetch
Regie Nicholas Ray, USA 1955
Darsteller

James Cagney, Viveca Lindfors, John Derek, Jean Hersholt, Grant Withers, Jack Lambert, Ernest Borgnine, Ray Teal, Irving Bacon, Trevor Bardette, John Miljan, Gus Schilling, Fred Bailes, Phil Chambers, Frank Cordell, Bob Folkerson, Joe Haworth, Howard Joslin u.a.

Genre Western
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
29. September 1955
Inhalt

Matt, der mehrere Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen hat, wird im fernen Städtchen Madison zum Sheriff ernannt.

Er freundet sich mit dem jungen Davey an, der ihn an seinen verstorbenen Sohn erinnert.

Kurz entschlossen ernennt er Davey zum Hilfssheriff. Doch Davey spielt falsch …

Was zu sagen wäre

Ein Film über die Epoche, in der Amerika noch nicht wusste, wo es letztlich hin will. Ein Land auf dem Weg zu recht und Gesetz, welche es dann aber sehr individuell und jeweils der Situation angepasst auslegt. Es gibt jetzt ordentliche Sheriffs, die Schurken jagen und festnehmen und Richter, die Urteile sprechen. Plakatmotiv (US): Run for Cover (1955) Aber häufig stellt sich der Sheriff auch einfach eine Bürgerwehr zusammen und schießt die Erstbesten über den Haufen, die des Wegs kommen.

Matt, den James Cagney in seinem erst zweiten Western spielt (Den Morgen wirst Du nicht erleben – 1950; Die wilden Zwanziger – 1939; Oklahoma Kid – 1939; Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern – 1938; Frisco Kid – 1935; Der öffentliche Feind – 1931), ist dieser harschen Auslegung der Rechtsprechung schon das zweite Mal ausgeliefert. Beim ersten Mal wurde er verwechselter jemand anderen gehalten und saß sechs Jahre im Gefängnis; seine Frau verließ ihn mit dem 10-jährigen Sohn. In Madison trifft er auf den jungen Davey. auch der erleidet ein schweres Schicksal, als er von den eigenen Leuten für einen Eisenbahnräuber gehalten und niedergeschossen wurde; er wird für den Rest seines Lebens hinken.

Wie entwickelt sich eine Gesellschaft insgesamt, wenn Einzelne sich wichtiger nehmen als das Kollektiv? Wenn die einen erst schießen und dann fragen? Plakatmotiv: Im Schatten des Galgens (1955) Soll man da nicht in Deckung bleiben, wie es der Originaltitel des Films ("Run for Cover") empfiehlt und nehmen, was man kriegen kann? Und wenn die anderen für jeden Rückschlag alle anderen verantwortlich machen und glaubt, ein Recht auf Rache zu haben? Soll da die Gesellschaft nicht lieber erst schießen und dann fragen?

Matt und Davey verkörpern die beiden Geisteshaltungen. Auf Matts Weg hat die Gesellschaft eine Chance. Auf Daveys Weg wird es schwierig, Gewalt als erste Bürgerpflicht hinter sich zu lassen. Die dritte Hauptfigur ist die Schwedin Helga. Sie kommt aus Europa, verliebt sich sofort in Matt und erkennt sofort die Gefahr, die in Davey lauert.

Nicholas Ray auf dem Regiestuhl (…denn sie wissen nicht, was sie tun – 1955; Johnny Guitar – 1954) verzichtet auf die handelsüblichen Saloonschlägereien, grausame Großfarmer und wütende Indianerangriffe. Er legt mit seinem Western den Fokus auf die gesellschaftliche Entwicklung, das Wandeln am Abgrund, wenn noch nicht klar ist, wo der bessere Weg verläuft. Es ist auch ein Generationenkonflikt, den er erzählt: Der junge Heißsporn, der schneller ziehen kann, also der körperlich agilere ist, weiß es besser als der abgebrühte Alte, der besser treffen kann, weil er überlegt handelt. Metaphorisch ist Matt der Gärtner, der seinen Garten unentwegt von Unkraut frei halten muss – und manchmal eben auch von einem nicht einbiegenden Jungen. 

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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