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Plakatmotiv (US): The Public Enemy – Der öffentliche Feind (1931)

Einer der großen Gangsterfilme
aus der Frühzeit des Kinos

Titel Der öffentliche Feind
(The Public Enemy)
Drehbuch Harvey F. Thew
nach dem unveröffentlichten Roman "Beer and Blood" von John Bright und Kubec Glasmon
Regie William A. Wellman, USA 1931
Darsteller

James Cagney, Jean Harlow, Edward Woods, Joan Blondell, Donald Cook, Leslie Fenton, Beryl Mercer, Robert Emmett O'Connor, Murray Kinnell, Lev Abramov, Clark Burroughs, Mae Clarke, Frank Coghlan Jr., George Daly, Frankie Darro, Snitz Edwards, Rita Flynn, Dorothy Gee u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 83 Minuten
Deutschlandstart
7. April 1970 (TV-Premiere)
Website warnerbros.com/public-enemy
Inhalt

Die beiden Freunde Tom Powers und Matt Doyle kommen schon im Kindesalter mit dem organisierten Verbrechen in Kontakt. Im Auftrag des Kleinganoven Putty Nose klauen sie. Später arbeiten Powers und Doyle für den Gangsterboss Paddy Ryan.

Als die Prohibitionszeit einbricht, ergreifen sie die Gunst der Stunde und steigen zu den gefürchtetsten Gangstern der Stadt auf. Nails Nathan ist der Kitt, der dafür sorgt, dass die Bande nicht auseinanderbricht. Er verunglückt tödlich beim Reiten – die Schwächung der Gruppe und ein Straßenkrieg drohen …

Was zu sagen wäre

Aus heutiger Sicht wirkt der Film wie eine Gangstergeschichte aus uralter Zeit. In Deutschland lief der Film nicht regulär im Kino. Er hatte seine Uraufführung im deutschen Fernsehen im April 1970. Ich sehe ihn zum ersten Mal Mitte der 70er Jahre, ebenfalls im Fernsehen. Erzählt wird eine Geschichte aus der Zeit, in der der Film entstanden ist. Die Prohibitionszeit, also die Zeit, in der Alkoholausschank und -Verkauf in den USA per Gesetz verboten war, hielt von 1920 bis 1933. Gangsterbanden bekämpften sich auf offener Straße und wurden durch Alkoholschmuggel und illegalen Handel damit steinreich und einflussreich hinter den Kulissen der amerikanischen Gesellschaft.

Deswegen beginnt und endet der Film auch mit einer mahnenden Texttafel, die die Zuschauer, die den Film in den USA ab 1931 im Kino sahen, darauf hinweisen, dass dies zwar eine fiktive Geschichte sei, die gezeigte Problematik aber eine tagesaktuelle und der im Titel benannte Öffentliche Feind nicht etwa eine bestimmte Person sei, sondern die Kriminalität an sich, der sich die Gesellschaft früher oder später werde stellen müssen. Die Geschichte beginnt 1909 in einer amerikanischen Großstadt. Plakatmotiv (US): The Public Enemy (1931) Menschen hasten in Scharen über die Gehwege, Autos und Lastwagen rollen durch die Straßen, Schornsteine rauchen, es ist ordentlich was los; die Menschen arbeiten viel und trinken abends ihr Bier. Mitten drin zwei Jungs, die früh erkannt haben, dass sich in den Hinterzimmern mehr Geld verdienen lässt, als das Taschengeld von den Eltern. Dabei kommen beide nicht aus ganz schlechten Verhältnissen. Toms Vater arbeitet als Streifenpolizist, die Mutter macht den Haushalt, aber um die Kinder kümmert sich niemand. Keine hat ein Auge drauf, was sie den ganzen Tag machen. Und so kommen sie auf die schiefe Bahn und Tom begeht, mittlerweile schreiben wir das Jahr 1917, seinen ersten Mord. Das ist ein Werdegang, der damals offenbar häufig war, viel häufiger als heute, und William A. Wellman verfolgt das stoisch mit seiner Kamera. Er wertet das Geschehen nicht, lässt nicht Musik die Gefühle vorschreiben, die der Zuschauer jetzt haben soll. Wellman zeigt, was ist, bzw., wie es sein könnte.

Irgendwann sind die beiden mittlerweile erwachsenen Jungs im Geschäft. Während der Prohibition sprudelt das Geschäft mit dem Alkohol, aber auch das Ärgernis mit der Konkurrenz. In der Stadt buhlen zwei Banden um den lukrativen Markt und Tom hat keine Probleme, Konkurrenten endgültig aus dem Weg zu räumen. Anders als sein Jugendfreund Matt, der sich eher mitziehen lässt von Tom, den er bewundert, und dann bald heiratet. Tom legt sich nicht fest, hat im Verlauf des Films zwei Freundinnen, die er beide nicht ernst nimmt. Der ersten, Kitty, drückt er irgendwann genervt eine Grapefruit ins Gesicht und der Reiz der zweiten, Gwen, macht ihn unruhig, weil Gwen ihn ablenkt von seinem kriminellen Geschäft.

Die Rolle des Tom Powers war die erste Hauptrolle für James Cagney. Der war eigentlich für die kleinere Rolle des anhänglichen Freundes Matt vorgesehen und Edward Woods, der im Film jetzt tatsächlich den Matt spielt, war für die Tom-Rolle gedacht. Aber zur selben Zeit spielte Cagney in einer Nebenrolle der Warner-Studios-Produktion "The Millionaire" (1931) einen Versicherungsvertreter. Das machte er so gut, dass sich "Public Enemy"-Regisseur Wellman entschied, Cagney die Hauptrolle zu geben. Und Cagney rollt wie eine Urgewalt durch diesen Film. Sehr präsent, latent aggressiv, mit einem ununterbrochen brodelnden Zorn, egal ob er sitzt, geht oder seine Freundin umgarnt. Für Cagney war diese Rolle der Durchbruch, die auch gleich das Image des harten Jungen zementierte, mit dem er viele große Erfolge feierte (Frisco Kid – 1935; Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern – 1938; Oklahoma Kid – 1939; Die wilden Zwanziger – 1939; Den Morgen wirst Du nicht erleben – 1950; Eins, zwei, drei – 1961). Als Toms Geliebte Gwen wurde Jean Harlow verpflichtet, die schon viele Auftritte in Filmen hinter sich hatte, aber nur selten in den Credits genannt wurde.

William A. Wellman folgt diesem explosiven Typen bis zum unausweichlichen Schluss und auch da wurde er nicht dramatisch, auch nicht pathetisch. Ein Gangster und Mörder fällt dem Bandenkrieg zum Opfer, aber Gewalt und Alkoholschmuggel gehen weiter. Dass der Film in seiner eigenen Zeit die Menschen im Kino beeindruckt haben muss, kann man noch heute spüren, denn er hat in seiner nüchtern erzählten Kraft nichts von seiner Faszination verloren.

Wertung: 6 von 6 D-Mark
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