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Plakatmotiv: Ghost – Nachricht von Sam (1990)

Ein Liebesfilm, der den
roten Faden verliert

Titel Ghost – Nachricht von Sam
(Ghost)
Drehbuch Bruce Joel Rubin
Regie Jerry Zucker, USA 1990
Darsteller

Patrick Swayze, Demi Moore, Whoopi Goldberg, Tony Goldwyn, Stanley Lawrence, Christopher J. Keene, Susan Breslau, Martina Deignan, Rick Kleber, Macka Foley, Rick Aviles, Phil Leeds, John Hugh, Sam Tsoutsouvas, Sharon Breslau, Vincent Schiavelli, Angelina Estrada, Armelia McQueen u.a.

Genre Drama, Fantasy, Romantik
Filmlänge 127 Minuten
Deutschlandstart
11. Oktober 1990
Inhalt

Ein kurzer Blick auf das Leben des erfolgreichen Bankers Sam Wheat genügt, um zu sehen, dass er sein Glück gefunden hat. Zusammen mit seiner großen Liebe, der Künstlerin Molly, genießt er ein sorgenfreies Dasein. Doch dann geschieht etwas Furchtbares: Nach einem Theaterbesuch werden Molly und Sam überfallen. Während eines kurzen Kampfes löst sich ein Schuss aus der Waffe des Angreifers, der sich aus dem Staub macht.

Es dauert einen Moment, bis Sam realisiert, dass er getroffen und tödlich verwundet wurde. Als Geist ist er in einer Sphäre zwischen Dies- und Jenseits gefangen. Er kann zwar sehen, was in der realen Welt passiert, aber niemand aus dem Reich der Lebenden kann ihn wahrnehmen. Sam fragt sich, warum er zu einer rastlosen Existenz in der Zwischenwelt verdammt ist. Bis der Mann, der ihn getötet hat, die Tür zu Mollys Wohnung aufschließt und dort offensichtlich etwas sucht.
Sam verfolgt ihn bis zu seinem Appartement in Brooklyn, wo der mit jemandem telefoniert und ankündigt, nochmal in Mollys Wohnung zu gehen, um die Suche fortzusetzen. Weil Sam den Mann körperlich nicht ausschalten kann, verlässt er ihn und trifft auf dem Rückweg zu Molly auf Oda Mae Brown, die sich als Wahrsagerin durchs Leben betrügt, Sam allerdings gut hören kann – offensichtlich ist sie tatsächlich ein Medium, wusste von ihren Fähigkeiten bislang nur nichts.

Mit ihr zusammen kommt Sam dahinter, dass sein bester Freund Carl in der Bank, in der beide arbeiten – oder: gearbeitet haben – Geldwäsche für einen Drogenring betreibt. Weil Sam ungewöhnliche Kontobewegungen im System aufgefallen waren und er kurz davor war, Carl auf die Schliche zu kommen, musste Sam sterben. Und jetzt macht sich Carl an Molly ran …

Was zu sagen wäre

Im vergangenen Jahr hat Steven Spielberg in Always (1989) den Feuerwehrmann Richard Dreyfuss nicht sterben lassen, bis der seine um ihn trauernde Freundin unter eine neue Haube gebracht hat, da lässt Jerry Zucker Patrick Swayze im Zwischenreich verharren, bis der Mord an ihm gerächt und seine Freundin gerettet ist. Tote im Wartesaal sind gerade in, Tim Burton schickte in dem Zusammenhang vor zwei Jahren auch seinen Beetlejuice auf die Leinwand.

Bei Jerry Zucker handelt es sich um den Jerry Zucker, der bisher in Kooperation mit Bruder David und Kumpel Jim Abrahams für gehobenen Blödsinn gefeiert wird – Kentucky Fried Movie (1977) stammt aus seiner Feder, bei Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980) und Die nackte Kanone (1988) hat er Regie geführt. Bei "Ghost" hat sich der Regisseur auf die Romanze konzentriert, auch, wenn er seine wild wuchernde Bildsprache nicht immer unter Kontrolle behält.

Da sitzt Demi Moore (Nochmal so wie letzte Nacht – 1986; St. Elmo's Fire – 1985) an einer Töpferscheibe, auf dem sich eine Tonform dreht, aus der sie mit sanften, tropfnassen Händen langsam eine Vase formt. Patrick Swayze ("Ruf nach Vergeltung" – 1989; "Road House" – 1989; Dirty Dancing – 1987; Die Outsider – 1983) tritt von hinten an sie heran, setzt sich dazu und nun formen vier Hände, durch grauen Ton und Wasser kaum mehr auseinanderzuhalten, etwas, das einem erigierten Penis immer ähnlicher sieht, Plakatmotiv: Ghost – Nachricht von Sam (1990) während die The Righteous Brothers "Unchained Melody" auf dem Soundtrack jammern: „Woah, my love, my darling / I've hungered for your touch“. Eine wild romantische Filmszene ist das, die mehr ausdrückt als nackte Vögelnde, die bei Kerzenschein gefilmt werden.

Zucker nimmt sein Thema, die wahre Liebe, sehr ernst. Ein Mann ist gestorben, seine Freundin trauert, der gemeinsame beste Freund entpuppt sich als Arschloch und dann gibt es da noch ein paar fiese Geister, für Albernheiten ist da kaum Platz. Auftritt Whoopi Goldberg als Oda Mae Brown ("Homer and Eddie" – 1989; Jumpin' Jack Flash – 1986; Die Farbe Lila – 1985). Oda Mae ist eine Betrügerin, die sich als Wahrsagerin ausgibt und erst im Laufe des Films heraus bekommt, dass sie die Fähigkeiten, die sie gegen kleines Geld vorgibt zu haben, tatsächlich hat. Diese Rolle führt zwangsläufig zu komischen Situationen und Jerry Zucker hat mit Whoopi Goldberg die perfekte Frau dafür gewonnen. Ihre Auftritte als Übersetzerin für Sam, den Geist, der sich seiner Molly mitteilen will, sorgen für die entspannenden Lacher innerhalb der schweren Story um die unerfüllte Liebe.

Der Schmerz, der die "Unchained Melody" besingt, die Sehnsucht nach Berührung, zieht sich als roter Faden durch das romantische Drama. "Vertrauen" steht groß über dem Kinoplakat und, ja, damit hat der Film zu tun. Zu Beginn zumindest. Immer wieder sitzt Sam neben seiner trauernden Molly und kann sie nicht berühren, sie ihn nicht spüren. Aber weil dies Hollywood ist, wo nicht sein soll was nicht sein darf, macht Jerry Zucker einen erzählerischen Schlenker, damit Sam lernen kann, auch als Geist Dinge bewegen zu können; die Szenen erinnern an Luke Skywalker, der auf Dagobah seine ersten Steine hebt. Das Ergebnis ist, dass sich der körperlose Geist mit seinen lebendigen Killern prügeln kann und da wird aus der fantastischen, anrührenden Love Story unvermittelt ein hundsordinärer Actionkrimi um gewaschene Dollarmillionen der Drogenmafia, bei der der Held seine Freundin vor dem Killer beschützt, um nach getaner Arbeit von den himmlischen Heerscharen heim geholt zu werden. Das "Vertrauen" ist da unterwegs verloren gegangen. Molly darf reichlich Tränen vergießen mit und ohne Sam an ihrer Seite, aber vertrauen muss sie auf nichts, denn als es um ihr Leben geht, steht der Killer sehr real und sichtbar gleich vor ihr. Da rennt sie ganz von alleine.

Anders ausgedrückt: In der zweiten Hälfte rauscht die bis dahin traumschön entwickelte Idee ab durch den Rost.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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