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Plakatmotiv: Dirty Dancing (1987)

Ein hölzernes Drehbuch.
Ein entzückender Film.

Titel Dirty Dancing
(Dirty Dancing)
Drehbuch Eleanor Bergstein
Regie Emile Ardolino, USA 1987
Darsteller

Patrick Swayze, Jennifer Grey, Jerry Orbach, Cynthia Rhodes, Jack Weston, Jane Brucker, Kelly Bishop, Lonny Price, Max Cantor, Charles Honi Coles, Neal Jones, 'Cousin Brucie' Morrow, Wayne Knight, Paula Trueman, Alvin Myerovich, Miranda Garrison, Garry Goodrow, Antone Pagán u.a.

Genre Drama, Musik
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
8. Oktober 1987
Website lionsgate.com/dirty-dancing
Inhalt

Ein Urlaubsressort in den Catskills im Sommer 1963: Die 17-jährige Frances Houseman verbringt die Ferien mit ihrer älteren Schwester Lisa und ihren Eltern Jake und Marjorie in der langweiligen Hotelanlage, in der vorwiegend Rentner residieren. Als sie jedoch den knackigen Tanzlehrer Johnny Castle kennenlernt, ist es mit der Langeweile vorbei.

Johnny bringt den Hotelgästen tagsüber einfache Standardtänze bei, doch nachts schwingen er und seine Kollegen ihre Hüften im erotischen Mambo- und Merenge-Stil. Für Frances, die von allen nur Baby genannt wird, ist klar: den einen oder keinen! Sie besucht verbotenerweise sogar eine der nächtlichen Partys der Hotelangestellten, auf der die beiden sich tatsächlich anfreunden und Baby eine gewisse Neugier für das Tanzen entdeckt.

Babys große Stunde schlägt, als Johnnys Tanzpartnerin Penny wegen einer Abtreibung ausfällt: Baby will Penny bei einem Tanzwettbewerb vertreten. Wie besessen trainiert sie daraufhin mit Johnny, verliert dabei nach und nach ihre anfängliche Steifheit und entdeckt über das Tanzen ihre erotische Ausstrahlung. Schließlich absolviert sie ihren großen Auftritt mit Bravour und kommt Johnny dabei immer näher. Aber das Glück der beiden Frischverliebten ist in Gefahr: Bei Pennys Abtreibung ist etwas schief gelaufen, und Baby hat keine andere Wahl, als ihren Vater, einen Arzt, um Hilfe zu bitten. Der hält Johnny nun fälschlicherweise für den Vater des ungewollten Kindes und deshalb für einen verantwortungslosen Vagabunden. Kurzerhand verbietet er seiner Tochter den Umgang mit ihm …

Was zu sagen wäre

Was es mit dem Filmtitel auf sich hat, zeigt der Film schon während des Titelvorspanns: Tänzerinnen und Tänzer, die sich derart umgarnen, so nahe kommen, bisweilen mit ihren Mündern auf Entdeckungstour beim Anderen gehen, dass nicht immer ganz klar ist, ob die noch tanzen oder schon weiter sind.

Der Filmtitel hat doppelte Bedeutung in diesem Film, bezieht sich nicht nur auf den erotisch aufgeladenen Tanz, an dem ja nichts wirklich Schmutziges ist, sondern auf den Blick der herrschenden weißen Schicht auf die Zuwanderer und ihre Bräuche. Der Film spielt in einer Ferienanlage, in dem beinahe ausschließlich alte Menschen residieren, begüterte weiße Mittelschicht und weiße Schwerreiche. Die Kellner, die direkten Umgang mit den Gästen haben, rekrutiert der bärbeißige Hotelbesitzer Kellerman von den Ivy-League Colleges der Ostküste. Aber die Frauen und Männer im Hintergrund, Küchenpersonal, Gärtner, Putzkolonnen, die meistens unsichtbar bleiben, sind Saisonarbeiter, häufig Latinos, die für freie Kost und Logis und gerade soviel Geld arbeiten, dass sie über die Runden kommen. Die Tanzlehrer, weiße Amerikaner, helfen den Alten bei Walzer oder Foxtrott, tanzen in ihrer Freizeit aber lieber zu den heißen Rhythmen aus Mittel- und Südamerika. Es geht also auch um den Tanz derer, die in den Augen der weißen Oberschicht die Schmutzigen sind. 

Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund erzählt der Film nun ein bisschen Romeo & Julia, versetzt mit Coming-of-Age und viel Musik. Denn auch zu diesem Tanzfilm ist natürlich eine Schallplatte mit den Hits erschienen, zu denen im Film getanzt und geküsst wird. Es ist ein entzückender Film mit einfacher Geschichte, überschaubaren Problemen, die die herzensgute Frances, die auf den idiotischen Namen "Baby" hören muss, mit dem Glauben an das Gute aus der Welt räumt und einer Prise Sozialdrama, das dem zuckrigen Geschehen die Würze gibt. Plakatmotiv: Dirty Dancing (1987) Da ist der Kellner mit Yale-Studienplatz, also Sohn reicher Eltern, der die Tanzlehrerin schwängert und dann sitzen lässt, da ist der rührige Vater, der Alle Menschen sind gleich predigt und damit alle Menschen seiner gehobenen weißen Schicht meint, keineswegs die Latinos in der Küche und da ist der Sohn des Hotelbesitzers, der als seine hervorstechenden Eigenschaften beschreibt, dass er zwei Hotels erben wird.

Im Zentrum stehen der charmante Romeo aus der Unterschicht mit dem unfassbaren Rhythmusgefühl und die reiche, 17-jährige Julia, die in diesem Sommer vom hinter Büchern versteckten Mädchen zur erotischen Frau erblühen wird. Jennifer Grey spielt sie, die zehn Jahre älter ist als ihre Filmrolle und bisher in Nebenrollen aufgetreten ist (Ferris macht blau – 1986; Die Sieger – American Flyers – 1985; Cotton Club – 1984; "Die rote Flut" – 1984). Sie ist eine hinreißende "Baby", angemessen langweilig aus spießigem Elternhaus Anfang der 60er Jahre, herzerfrischend naiv dem realen Leben gegenüber und ausgestattet mit so einem Fuß-auf-den-Boden-stampf-Trotz, der die Welt am Ende zum Guten wendet. Patrick Swayze, der "Orry Main" aus der TV-Serie "Fackeln im Sturm" und gelegentliches Gesicht am Leinwandrand ("Die rote Flut" – 1984; Die Outsider – 1983), spielt die Romeo-Rolle souverän mit unterdrücktem Zorn auf die Verhältnisse und Großer-Bruder-Attitüde, die der Liebesgeschichte ein wenig im Wege steht. Swayze hat den großen Bruder schon ein paar Mal gespielt, hier aber ist er der Mann, der ein Mädchen in die Freuden der Liebe einführt. Das ist nicht seine größte Fähigkeit, er kann sich weitaus besser bewegen als romantisieren. Das fällt hier aber nicht weiter ins Gewicht. Der Film ist hölzern erzählt, hölzern inszeniert, die anderen Schauspieler sind auch mehr Schau als Spieler und dennoch macht der Film Spaß, lebt von seinen vielen entzückenden Momenten, etwa, wenn Baby alleine im Park Tanzschritte probt und sich furchtbar ärgert, wenn sie es wieder und wieder nicht hinkriegt.

Am Ende liegen sich alle in den Armen und Bill Medley singt mit Jennifer Warnes "(I’ve Had) The Time of My Life". Manchmal ist Kino so einfach!

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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