Kuba 1958: Die 18-jährige Katey zieht mit ihren Eltern nach Havanna. Man erwartet von ihr, dass sie sich in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft einen Namen macht. Sie verliebt sich jedoch in den heißblütigen Kellner Javier, der auch ein begnadeter Tänzer ist.
Immer wieder treffen sie sich heimlich in einem Nachtclub, um für einen großen nationalen Tanzwettbewerb zu proben. Doch die Revolution rückt näher und sie muss eine Entscheidung treffen …
Der Film heißt zwar so, ist aber keine Fortsetzung des Films Dirty Dancing von 1987 – auch wenn Patrick Swayze eine kleine Rolle als freundlicher Tanzlehrer übernommen hat. Im Grunde handelt es sich um eine Neuverfilmung des alten Stoffes, dem die Autoren ziemlich exakt gefolgt sind. Statt des mondänen Ferienresorts sind wir jetzt auf Kuba fünf Jahre vor den Ereignissen des ersten Films, die weibliche Hauptfigur hat statt einer älteren eine jüngere Schwester und natürlich haben wir nicht mehr 1987, die Frauen heute, auch im Kino, haben sich emanzipiert. Anders als "Baby" 1987 kann Katey schon sehr ordentlich tanzen, Streitpunkt zwischen ihr und ihrem Tanzpartner Javier ist eher die sehr unterschiedliche Auffassung von Tanz und Gefühl; Katey übt ihre Schritte vor dem Spiegel, um sie perfekt einzustudieren, Javier – „Warum musst Du sehen, was Du tanzt? Du musst es fühlen!“ – glaubt an Intuition und Rhythmus auf dem Parkett. Auch in anderer Hinsicht schreiben wir nicht mehr 1987: Die sehr körperlichen, erotisch unterfütterten Tänze, die wir sehen, nennen wir längst nicht mehr "Dirty", deshalb ist der Titel eher irreführend, aber er verkauft sein Produkt natürlich besser.
Die soziale Komponente ist einer historisch politischen gewichen. Die Geschichte spielt in den Tagen vor der Revolution des Fidel Castro, der in der Silvesternacht des Jahres 1958 den kubanischen Diktator Fulgencio Batista aus dem Land jagt. Noch sehen die Amerikaner in Kuba ein Land für Casinos und billige Arbeitskräfte, sie leben in mondänen Hotels und bewegen sich in Country Clubs, wo die Einheimischen sie als Kellner und Garderobenhilfe bedienen. Romeo und Julia in dieser 2.0-Version von Dirty Dancing sind diesmal also Kubaner und Amerikanerin und der entzückende ist diesmal er, Diego Luna, ein 25-jähriger Mexikaner, der einen Kubaner spielt, der nach vielen Jahren in mexikanischem Film und Fernsehen seit zwei Jahren im US-Kino zu sehen ist (Terminal – 2004; Open Range – Weites Land – 2003; "Frida" – 2002). Luna spielt den Javier als lieben, freundlichen Jungen mit Köpfchen und einem Blick, der signalisiert, dass er niemandem etwas Böses könnte, beim Tanzen dann aber explodiert. Seine Julia, gespielt von Romola Garai, ist noch ziemlich neu im Geschäft, kann gut tanzen und sieht aus wie das klassische All American Girl aus: blond, schlank, blaue Augen.
Und wieder gibt es den Sohn des reichen weißen Chefs, der sich als Arsch entpuppt, wieder führen sich die Weißen auf, dass man sich schämen möchte und wieder sind die unsichtbaren, in diesem Fall die Kubanerinnen und Kubaner eigentlich ein fröhliches Völkchen ewig singender und tanzender Lebemenschen. Sie haben kein Geld, leben von der Hand in den Mund, aber was macht das schon? Sie arbeiten ja an einer Revolution.
Dieser politische Hintergrund ist völlig für die Katz, die Revolution ist reine Kulisse; wir erfahren nicht ernsthaft etwas über die Hintergründe der Geschehnisse damals. Aber will die jemand erklärt bekommen in einem Film, der "Dirty Dancing" im Titel trägt?
Was fehlt, ist eine zu Herzen gehende Geschichte. 1987 hatten wir das junge Mädchen, das erwachsen wird. Die heutige Katey muss sicher auch einiges lernen, aber im Grunde genommen weiß sie die Basics schon und ist in ihrer reichen weissen Community von Anfang die Außenseiterin, weil sie alle Menschen, auch anders farbige Kubaner, gleich betrachtet. Anders als "Baby", die damals erwachsen wurde, geht Katey als All American Girl in den Film hinein, lernt dann erst, dass Ivy-League-Studium und Reich Heiraten nicht so wichtig ist wie die große Liebe, um dann aber die Liebe in den revolutionären Wirren zurückzulassen und lieber doch ins sichere Amerika zurückzukehren. Das Script rettet sich dann mit dem Satz „Wir wussten nicht, wann wir einander wiedersehen würden. Aber wir wussten, dass das nicht unser letzter Tanz war.“ Was im Produktionsjahr 2004 einigermaßen absurd klingt, kennt man die Entwicklung nach dieser Silvesternacht 1958/59 in Havanna. Getanzt wurde da eher weniger.
"Havana Nights" ist ein netter Versuch, das Genre des Tanzfilms, das in den 1980er Jahren so gute Umsätze an der Kinokasse und im Schallplattenladen erzielte (Dirty Dancing – 1987; "Staying Alive" – 1983; Flashdance – 1983; Grease – 1978; Saturday Night Fever – 1977), wieder zu beleben. Aber die Sache scheint doch bis auf Weiteres durch zu sein.