Graf Guillaume de Saint Preux, der mit Catherine, der Frau des Marquis de Vigogne, ein Verhältnis hat, führt ein Doppelleben. Als maskierter Wegelagerer überfällt er seine Standesgenossen und plündert sie aus. Im Volk gilt der gefürchtete Bandit – genannt "die schwarze Tulpe" – als Streiter für Gerechtigkeit. In Wirklichkeit nutzt Guillaume die Erbitterung gegen den Adel aber vor allem, um sich selbst zu bereichern.
Als er bei einem Überfall durch einen Degenhieb an der rechten Wange verwundet wird, glaubt La Mouche, der Polizeidirektor des Marquis, Guillaume als "schwarze Tulpe" entlarven zu können. Doch sein Bruder Julien gibt sich fortan als Guillaume aus, um den Verdacht von ihm abzuwenden. Das fällt nicht schwer: Julien sieht seinem Bruder zum Verwechseln ähnlich, selbst Catherine de Vigogne hält ihn für ihren Geliebten.
Julien hingegen gefällt die reizende Caroline, die mit ihrem Vater Plantin selbstlos für die Freiheit des Volkes kämpft. Auch Julien ist entschlossen, der Sache der Unterdrückten zu dienen, und so stürzt er sich zusammen mit Caroline und einer Handvoll Gleichgesinnter in aufregende Abenteuer …
Ein bunter Abenteuerfilm aus den Vortagen der französischen Revolution mit Alain Delon in zweifacher Ausführung (Der Leopard – 1963; Rocco und seine Brüder – 1960; Nur die Sonne war Zeuge – 1960; Christine – 1958). Einmal als adliger Schürzenjäger, der unter schwarzer Maske als "Schwarze Tulpe" seine Standesgenossen ausraubt und es zynisch so hinstellt, als vergreife sich da einer an dem im Volk verachteten Adel. Und dann als sein eigener, vier Jahre jüngerer Bruder, ein von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit beseeltes Weichherz, das dazu betragen kann, dass die berühmteste Revolution der europäischen Geschichte auch wirklich stattfinden kann.
Was den USA ihr Western, ist den Franzosen ihr Mantel-und-Degen-Genre: ein geschönter Blick in die eigene Vergangenheit auf dem Weg zur Grande Nation. Regisseur Christian-Jaque (Ungezähmte Catherine – 1961; Fanfan, der Husar – 1952) adaptiert hier einen Roman von Alexandre Dumas, ohne sich allerdings irgendwie an die Vorlage zu halten. Er inszeniert ein locker leichte, mit eleganten Fechtszenen durchsetzte Komödie mit kernigen Männern, feurigen Frauen, grummeligen Schwiegervätern und einem inkompetenten Polizeidirektor; natürlich besteht der Adel nur aus dummen, intriganten Stiefelleckern, während das einfache Volk das Herz am rechten Fleck hat. Der oberste Adelige, der pummelige Marquis, akzeptiert sogar, dass seine Frau mit Guillaume ein Schlafzimmerverhältnis hat.
In solchen Filmen ist es nicht wichtig, ausgefeilte Charaktere zu zeigen. Deshalb ist Guillaume, der Mann mit der Maske, nicht viel mehr als eine Schablone. Zusammen mit einem Vertrauten raubt er Adlige aus, erbeutet große Schätze. Es bleibt aber offen, was er mit denen eigentlich anstellt; brauchen tut er sie offensichtlich nicht, warum begibt er sich also in Gefahr. Dazu läuft er stets mit offenem Hemd herum, um seine schöne Alain-Delon-Brust zu zeigen.
Da ist der andere Delon, Julien, schon interessanter. Er kommt neu in eine Gesellschaft, der er keine Sympathien entgegenbringt, ist von dieser aber akzeptiert, weil sie ihn für Guillaume hält. Er freundet sich schnell mit dem einfachen Volk an und dort mit der rothaarigen Caroline, die Virna Lisi als sehr heutige Ausgabe einer emanzipierten Frau spielt. Mit dieser Caro kann man(n) buchstäblich Pferde stehlen.
Der Film von 1964, den ich erst Mitte der 1970er Jahre im Fernsehen sehe, ist für seine Zeit ein herrlicher, mit leichter Hand inszenierter Film, der mit Action zu Pferde und hinter dem Degen, mit Ironie und gut gelaunten Schauspielern überzeugen kann.