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Plakatmotiv: Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt (1969)

Als der Westen weniger blutig,
aber noch gnadenloser wurde

Titel Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt
(Death of a Gunfighter)
Drehbuch Joseph Calvelli
nach dem gleichnamigen Roman von Lewis B. Patten
Regie Alan Smithee (Don Siegel + Robert Totten), USA 1969
Darsteller

Richard Widmark, Lena Horne, Carroll O'Connor, David Opatoshu, Kent Smith, Jacqueline Scott, Morgan Woodward, Larry Gates, Dub Taylor, John Saxon, Darleen Carr, Michael McGreevey, Royal Dano, Jimmy Lydon, Kathleen Freeman, Harry Carey Jr., Amy Thomson, Mercer Harris u.a.

Genre Western
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
25. November 1969
Inhalt

Cottonwood Springs im Süden der USA um die Jahrhundertwende: 20 Jahre lang sorgte Marshal Frank Patch in der Stadt für Recht und Ordnung. Jetzt hat das Fortschrittsdenken die Bewohner der Stadt ergriffen. Sie sehen in dem Marshal ein Relikt vergangener Zeiten.

Als Patch den betrunkenen Luke Mills in Notwehr niederschießt, wollen ihn die Gemeinderäte dazu bringen, sein Amt niederzulegen. Doch Patch weigert sich nicht nur, sein Amt aufzugeben, er macht Oxley vor dessen Sohn lächerlich. Aus Scham begeht Oxley daraufhin Selbstmord. Sein Sohn Will schwört Rache.

Patch weigert sich weiter, seinen Posten aufzugeben. Daraufhin schließen sich die Geschäftsleute von Cottonwood Springs zusammen und holen ihre Gewehre …

Was zu sagen wäre

Auf dem Regiestuhl saß Robert Totten. Aber der geriet in Streit Richard Widmark, dem Hauptdarsteller und großen Star dieses Films. Daraufhin wurde Totten durch den Routinier Don Siegel ersetzt (Coogans großer Bluff – 1968; Nur noch 72 Stunden – 1968; Die Dämonischen – 1956). Der wollte aber nicht in den Credits genannt werden, weil Totten den größeren Regieanteil an dem Film habe. Widmark wollte aber Tottens Name nicht im Abspann sehen. Plakatmotiv: Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt (1969) Also wurde der Kompromiss geschlossen, das Pseudonym Alan Smithee zu benutzen. Somit ist der Film die erste Kinoproduktion, bei der dieser Name als Regisseur verwendet wurde.

Er beginnt mit einem Zug, der in eine kleine Stadt einfährt. Männer laden einen Sarg in den Zug. Eine aufwändig gekleidete Lady blickt dem Sarg hinterher und besteigt ebenfalls den Zug. Offenbar haben wir es hier mit einem bleihaltigen Städtchen zu tun, wenn der film gleich so los geht. Das Gegenteil aber ist der Fall. Wir schreiben den Beginn des 20. Jahrhunderts, die Siedler des Wilden Westens sind, nun ja, sesshaft geworden. Sie haben Städte gebaut, Geschäfte gegründet. Es gibt ein Gesetz, das auch durchgesetzt werden kann. In Cottonwwod Springs macht das Frank Patch, ein integrer Mann, früher aber offenbar mal einer von den harten Hunden, der mit dem Colt nicht lange fackelte. Deshalb haben sie ihn hier zum Sheriff auf Lebenszeit gemacht. Sie wollten endlich Ruhe vor dem gesetzlosen Treiben in der Stadt. Aber heute sind eben andere Zeiten. Es ist ja jetzt friedlich.

Der einst gefeierte Sheriff wirkt auf die Geschäftsleute da, wie „Ein richtiger Radau-Cowboy aus dem vorigen Jahrhundert“, der nicht mehr ins moderne Stadtbild des Amerika der Investoren und Geschäftsleute passt. Dabei passt den braven Geschäftsleuten eigentlich nur nicht, dass der harte Hund die Leichen in den Kellern der braven Geschäftsleute kennt. Diesen, laut Stellenbeschreibung, harten Hund spielt Richard Widmark als melancholischen Loner, der in seinen letzten Kampf zieht (Nur noch 72 Stunden – 1968; Der Weg nach Westen – 1967; Cheyenne – 1964; Das war der Wilde Westen – 1962; Urteil von Nürnberg – 1961; Zwei ritten zusammen – 1961; Alamo – 1960; Der letzte Wagen – 1954; Der Garten des Bösen – 1954; Okinawa – 1951). Er weiß schon, als der Vorspann noch läuft, dass er verloren hat, dass seine Zeit vorbei ist. Heute regieren nicht mehr die Gunfighter, die Revolverhelden, denen schon im Original-Filmtitel ("Death of a Gunfighter") der Garaus gemacht wird; heute regieren die zwielichtigen Geschäftemacher, die ihre Claims in Hinterzimmern abstecken. Dabei bleibt sein Antrieb unklar. Angesichts der drohenden Mördertruppe bleibt der wackere Sheriff auf dem Posten. Darin ähnelt seinem Kollegen aus 12 Uhr mittags. Aber der musste eine Stadt vor Killern bewahren, hatte also ein aus Hollywoodproduzenten-Sicht ehrbares Motiv. Patch muss die Stadtgesellschaft nicht vor Killern bewahren, die Stadtgesellschaft ist der Killer. Es gibt für ihn keinen Grund zu bleiben. Aber er bleibt, heiratet noch schnell und lässt sich dann schicksalsergeben erschießen. Als Charakter ist Frank Patch wenig glaubhaft.

Bis auf die finale Schießerei und ein bisschen Geklimpere im Saloon, der den vielsagenden Namen "Alamo" trägt, bietet der Film kaum Westerngefühl. Keine weiten Landschaften, keine Rinderherden. Der Film ist das Portrait einer kleinen Stadt zur Jahrhundertwende, die sich ihrer Zeit anpasst, einer Zeit, die weniger blutig wird. Aber ebenso tödlich und nicht weniger gnadenlos.

Wertung: 3 von 8 D-Mark
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