IMDB

Plakatmotiv: City Slickers – Die Großstadthelden (1991)

Überraschend tiefgründige Komödie über
drei Großstadt-Zombies im Wilden Westen

Titel City Slickers – Die Großstadthelden
(City Slickers)
Drehbuch Lowell Ganz & Babaloo Mandel
Regie Ron Underwood, USA 1991
Darsteller

Billy Crystal, Jack Palance, Daniel Stern, Bruno Kirby, Patricia Wettig, Helen Slater, Noble Willingham, Tracey Walter, Josh Mostel, David Paymer, Bill Henderson, Jeffrey Tambor, Phill Lewis, Kyle Secor, Dean Hallo, Karla Tamburrelli, Yeardley Smith, Robert Costanzo, Lindsay Crystal, Jake Gyllenhaal u.a.

Genre Komödie, Western
Filmlänge 113 Minuten
Deutschlandstart
26. September 1991
Inhalt

Mitch Robbins befindet sich in einer schweren Midlife-Crisis. Als ihm seine Freunde Phil und Ed einen gemeinsamen Abenteuerurlaub auf einem Viehtreck vorschlagen, ist Mitch natürlich alles andere als begeistert – wohl wissend, dass er bei dem Trip auf sämtliche Vorteile der zivilisierten Welt verzichten müsste.

Schließlich lässt er sich aber doch überreden. Nach einer kurzen Grundausbildung geht die Reise los, und es dauert nicht lange, bis Mitch mit seiner miesepetrigen Art bei Treckboss Curly Washburn aneckt. Aber in der Wildnis hat der erfahrene Cowboy Curly die Oberhand und Mitch muss langsam aber sicher lernen, mit den schwierigen Umständen umzugehen.

Er fängt an sich durchzukämpfen und gewinnt dem Leben jenseits des Luxus immer mehr ab …

Was zu sagen wäre

Klar, es gibt immer mal so einen Clint-Eastwood-Typen, oder so einen wie Bruce Willis in Deiner Umgebung. Einer, der überall reingelassen wird und der auch nachts in einer dunklen Gasse nicht angegriffen wird, weil er diese Siegerausstrahlung hat. Aber meistens ist dieser Typ eben ein anderer. Die meisten Typen gehören zu den unzähligen Stadttypen, die ihren Jobs nachgehen und versuchen, mit Frau und Kindern das Leben zu leben, von dem sie als Kind vor dem Fernseher immer geträumt haben. Sie leben es aber nicht. Sie sind wie Mitch, Phil und Ed, egal, ob sie Schreibtischjobs oder Dachdeckerjobs oder Automechanikerjobs haben.

Ron Underwood präsentiert uns drei Prachtexemplare dieser im Leben gestrandeten Figuren, die alle mit Ende 30 nicht mehr wissen, wohin mit sich, wenn links, rechts und vorne schlecht gelaunte Chefs, giftige Schwiegereltern und die Raten fürs Haus warten. Es sind vor allem Männer, die diese Krankheit befallen, Frauen übernehmen, zumindest im Kino, in diesen Geschichten die Rolle der – wahlweise – verständnisvollen Ehefrau, ätzenden Hexe oder die des blonden Engels. Alle drei Inkarnationen tauchen auch in "City Slickers" auf. Mitch, den Billy Crystal mit dem Charme des dauerbrabbelnden Pantoffelhelden spielt (Harry und Sally – 1989; Die Braut des Prinzen – 1987; Diese Zwei sind nicht zu fassen – 1986), ist mit der verständnisvollen Ehefrau verheiratet, sein Kumpel Phil mit der ätzenden Hexe. Der dritte Kumpel im Bunde, Ed, ist mit einem 20-jährigen Model verheiratet, das, anders als Ed, gerne viele Kinder hätte. Weiter spielen die Frauen dieser Männer in diesem Film keine Rolle; sie haben keine Probleme, sie sind maximal das Problem.

Zu kämpfen haben die Männer. Mit ihrem Alltag. Also gehen die Nachfahren der Pioniere und Cowboys in die Prairie, Plakatmotiv (US): City Slickers (1991) um den Geist der Männlichkeit wiederzufinden, den Sinn des Lebens, den sie da draußen irgendwo vermuten. Curly, der raue Cowboy, der sich den Großstadtneurotikern als der große Schweigsame präsentiert – „Ich scheiße einen größeren Haufen als Du!“ – findet den Sinn des Lebens in seinem Zeigefinger: „Was heißt das?“, will Mitch wissen. „Das musst Du selber herausfinden“, orakelt Curly, der sein Leben lang Cowboy war, immer hier draußen, sich einmal in eine Frau verliebt hat, aber dann lieber weiter geritten ist anstatt die Frau anzusprechen. Der große alte Jack Palace (Tango und Cash – 1989; Batman – 1989; Young Guns – 1988; "Out of Rodenheim" – 1987; Chatos Land – 1972; Die gefürchteten Vier – 1966; Mein großer Freund Shane – 1953) spielt ihn als furchterregenden Knurrer, der ein weiser Lebensphilosoph ist: „Ihr habt 50 Wochen im Jahr Zeit, dicke Knoten in Eure Lassos zu machen. Da reichen zwei Wochen in der Prairie nicht, sie wieder zu lösen.

Der Film verkauft sich über seine Trailer als grelle Komödie dreier Fische auf dem Trockenen. Abgesehen von der ein oder anderen Zote ist die Komödie tatsächlich überraschend tiefgründig. Die drei Helden treffen auf weitere Zivilisationskrüppel, deren Auftreten zeigen soll, dass die drei nicht alleine hilflos sind. Im Mittelpunkt steht das Lernen der Männerfreunde, die sich mit Baseballergebnissen besser auskennen als mit dem Alltag. Dabei hilft, dass unter den Zivilisationskrüppeln auch eine Frau ist, der bereits erwähnte blonde Engel, gespielt von Helen Slater (Supergirl – 1984), die den Männern die Stichworte zuwirft, mit denen diese sich am anderen Geschlecht abarbeiten können.

"City Slickers" ist nicht die grelle Komödie geworden; auch keine große. Ron Underwood hat eine charmante Verbeugung vor Howard Hawks' Red River (1948) gedreht, in der die Weite der Prairie aus drei urbanen Zombies wieder freie Männer macht, denen die Frauen vertrauen und in der Billy Crystal mit gebremstem Schaum witzelt.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
IMDB