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Plakatmotiv: Alex Cross (2012)

Die Controller übernehmen das Kommando.
Das Ergebnis: Fernsehserien-Dramaturgie

Titel Alex Cross
(Alex Cross)
Drehbuch Marc Moss & Kerry Williamson
nach einem Roman von James Patterson
Regie Rob Cohen, USA, Frankreich 2012
Darsteller

Tyler Perry, Edward Burns, Matthew Fox, Jean Reno, Carmen Ejogo, Cicely Tyson, Rachel Nichols, John C. McGinley, Werner Daehn, Yara Shahidi, Sayeed Shahidi, Bonnie Bentley, Stephany Jacobsen, Giancarlo Esposito, Chad Lindberg u.a.

Genre Action, Crime
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
11. Februar 2013 (DVD-Premiere)
Inhalt

Alex Cross lebt mit seiner Familie in Detroit und arbeitet als Detective und Polizeipsychologe im Morddezernat des Police Departments. Als er erfährt, dass seine Frau Maria ihr drittes Kind erwartet, denkt er darüber nach, zum FBI zu wechseln, um dort als Profiler zu arbeiten. Bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen kann, wird Cross auf einen neuen Fall angesetzt, bei dem eine Konzern-Managerin grausam zu Tode gefoltert und ihre drei Leibwächter scheinbar mühelos ermordet wurden. Nur eine Zeichnung mit Hinweisen auf das nächste Mordopfer wurde am Tatort zurückgelassen.

Der sadistische Killer, der aufgrund seiner Zeichnungen von den Ermittlern "Picasso" genannt wird, scheint es offensichtlich auf den einflussreichen Unternehmer Mercier abgesehen zu haben. Cross und seine Kollegen Thomas Kane und Monica Ashe fahnden nach dem Serienkiller und sind ihm scheinbar dicht auf den Fersen.

Doch nach einem missglückten Einsatz wird Monica in ihrer Wohnung getötet und Cross' schwangere Frau Maria von "Picasso" vor einem Restaurant erschossen. Cross sorgt sich auch um das Leben seiner Kinder und setzt sich gemeinsam mit Kane das Ziel, den Mörder zu fassen - tot oder lebendig. Doch je näher sie dem Täter kommen, desto deutlicher werden die Hinweise, dass "Picasso" im Auftrag eines mächtigen Hintermannes agiert …

Was zu sagen wäre

Irgendwann während der langen Jagd nach dem Killer "Picasso" schleicht Alex Cross durch 35mm-Filmstreifen, die im Staub eines alten Filmtheaters liegen. Er kickt sie achtlos beiseite.Willkommen im Hollywood des 21. Jahrhunderts: Film ist nicht mehr, was es mal war.

Das ist keine neue Erkenntnis, an peinlichen Geld-aus-der-Tasche-zieh-Versuchen ist das kommerzielle Kino qua Herkunft nicht arm, aber in manchen Fällen ist die Provenienz doch überraschend plump. Die Hauptfigur Alex Cross kennen wir aus dem 90er-Jahre-Kino, als nach Das Schweigen der Lämmer plötzlich Serienkiller und deren Bekämpfer, die Profiler, kassentauglich waren. Damals tauchte Morgan Freeman als Polizeipsychologe Alex Cross auf, der in …denn zum Küssen sind sie da und Im Netz der Spinne mit ruhiger, unaufgeregter Hand Serienkiller ausschaltete, die zuvor ihre Opfer mit ausgesuchter Grausamkeit malträtiert hatten. Schon diese Filme waren Bestsellerverfilmungen im Sinne des Wortes: Sie brachten einen geschriebenen Grusel-Thriller mit schattigen Bildern und thrilliger Musik auf die Leinwand, ohne dem Medium Film neue Impulse zu geben. Aber sie hatten Morgan Freeman. einen Schauspieler, dem ich gerne folge, wenn der durch die Abgründe grausamer Killer streift. Schauspiel spielt aber im Hollywood des 21. Jahrhundert, im Hollywood der Controller keine hervorstechende Rolle mehr.

Alex Cross ist eine Figur, die in mittlerweile 17 Romanen brutale Mörder jagt und zwischendurch private Schicksalsschläge erdulden muss, also eine Serienfigur mit Wiederholungspotenzial – eine klassische TV-Serienfigur, die solche Abenteuer heute auch locker wegsteckt. Aber die Controller, die in den Filmstudios darauf achten, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, haben keinen Blick für die Leinwand, für das große Kino. Sie sehen Storyelemente – Serienkiller, physische Grausamkeit, persönliches Schicksal – und stellen fest, dass die Kinogänger das gerade mögen und also bereit sind, dafür Geld auszugeben, zumal sie die Hauptfigur ja schon kennen. Dass Kino auch etwas mit innovativer, überraschender, kunstvoller, ambivalenter Bildsprache zu tun hat, sich über Bilder definiert, diese Erkenntnis findet in den Köpfen der Controller schon deshalb nicht statt, weil innovativ in deren Ohren so klingt wie zu teuer, überraschend so wie kompliziert. Aber Filme müssen die Arbeitgeber dieser Controller schon produzieren, die sind ja der Grund für ihr Dasein. Und so entsteht dann ein Film wie dieser "Alex Cross", der in seiner Aufmachung auch gleich so wirkt, als sei das hier als Serie angelegt.

Eine im Publikum weidlich bekannte Krimifigur wird von einem (wieder mal) brutalen Killer kujoniert. In einer Stadt, Detroit, die wie in dem wirtschaftlich erfolgreichen Film Robocop auf die Interessen finanzstarker Investoren angewiesen ist, also bei den Investoren gerne zwei Augen zudrückt. Aber Alex Cross packt nun nicht mehr sein großartiges Profiler-Gehirn aus, sondern die Pumpgun, mit der er ordentlich um sich ballert. Dafür sorgt Regisseur Rob Cohen ("Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers" – 2008; "Stealth – Unter dem Radar" – 2005; xXx – Triple X – 2002; The Fast and the Furious – 2001; "The Skulls – Alle Macht der Welt" – 2000; Daylight – 1996; Dragonheart – 1996). Und als Krönung hängt er nach dem Showdown dann noch ein zusammen fabuliertes Rachefinale hinten dran, eine Art Kai-aus-der-Kiste-Lösung, die halt nötig ist, weil Jean Reno ja heute auch nicht mehr für eine Rolle vor die Kamera tritt, die mit zehn Sätzen erledigt ist ("Die Vollpfosten" – 2012; Der rosarote Panther 2 – 2009; The Da Vinci Code – Sakrileg – 2006; Der rosarote Panther – 2006; "Das Imperium der Wölfe" – 2005; "Hotel Ruanda" – 2004; Rollerball – 2002; "Die purpurnen Flüsse" – 2000; Ronin – 1998; Godzilla – 1998; Mission: Impossible – 1996; French Kiss – 1995; Léon: Der Profi – 1994; Nikita – 1990; "Im Rausch der Tiefe" – 1988).

"Alex Cross" ist ein ordentlicher Film, der beim nächtlichen Zapping durch die Programme einen gewissen Magnetismus entfaltet. Da bleibt man dann hängen und schaut zu, weil man das kennt, weil die Dramaturgie ähnlich simpel gestrickt ist, wie die in den ARD-Degeto-Produktionen, die uns Freitagabend um 20.15 Uhr präsentiert werden.

Wahrscheinlich kam der Film auch deshalb in Deutschland erst gar nicht in die Kinos, sondern gleich auf DVD in die Supermarktregale.

Wertung: 2 von 8 €uro
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