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Plakatmotiv: Ant-Man and the Wasp – Quanumania (2023)

Ein unterhaltsames Familienabenteuer
in wunderbar fantastischen Welten

Titel Ant-Man and the Wasp: Quantumania
(Ant-Man and the Wasp: Quantumania)
Drehbuch Jeff Loveness
nach den MARVEL-Comics von Stan Lee & Larry Lieber & Jack Kirby
Regie Peyton Reed, USA 2023
Darsteller

Paul Rudd, Evangeline Lilly, Jonathan Majors, Kathryn Newton, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Bill Murray, William Jackson Harper, Katy M. O'Brian, James Cutler, David Dastmalchian, Randall Park, Mark Weinman, Ross Mullan, Tom Clark, Leon Cooke, Nathan Blees, Durassie Kiangangu, Axia Restaurant Waiter u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
15. Februar 2023
Website http://marvel.com/antman#
Inhalt

Die Zeit und das Blip haben Gras und Blümchen über den Ruf des ehemaligen Profi-Diebes Scott Lang wachsen lassen. Heute ist er ein angesehener Bürger, der seine Erinnerungen an die Zeit mit den Avengers, mit denen er nach dem Blip die Welt rettete, gewinnbringend in einem Buch vermarktet. Über all die Feierei und Vermarktung seiner selbst hat er seine kleine Familie aus den Augen verloren: Cassie, seine Tochter, engagiert sich mit ganzem Herzen für die Bedürftigen in San Francisco, die nach dem Blip schuldlos obdachlos und dann von der Gesellschaft allein gelassen wurden. Dafür landet sie regelmäßig in der Arrestzelle – mal wegen ungenehmigter Demonstrationen, zuletzt, weil sie offenbar einen Polizeiwagen geschrumpft hat.

Cassie ist seit Scotts Abenteuern vor dem Blip, als sie noch ein kleines Mädchen war, zu einer jungen, hochintelligenten Frau herangereift, die sich nicht nur für Minderheiten stark macht, sondern auch in der Welt der Allerkleinsten forscht: Gemeinsam mit ihrem Schwieger-Opa Henry "Hank" Pym hat sie unbemerkt von Stief-Oma Jane van Dyne und Stiefmutter Hope "The Wasp" van Dyne den Quantenraum erforscht, in dem Janet 30 Jahre gefangen saß.

Das hätte Cassie sein lassen sollen. Ihre Forschungen sind im Quantenraum nicht unbemerkt geblieben und eh sie sich versieht, wird ihre ganze Familie – Vater Scott, dessen Freundin Hope sowie deren Eltern Janet und Hank – in den Quantenraum gesaugt und getrennt. Während Scott und Cassie bald in die Fänge fremdartiger Wesen, die ihnen per Schneckenschleim eine Kommunikation ermöglichen, geraten, finden sich Hank und Hope an der Seite von Janet überraschend schnell zurecht in dieser unübersichtlichen Welt. Denn Janet hat hier 30 Jahre gelebt und genießt allgemein den Ruf einer legendären Widerstandskämpferin.

Aber Janet war mehr als das: All das nämlich, was sie seit ihrer Rettung aus dem Quantenraum ihrem Mann Henry und ihrer Tochter Hope verschwiegen hat. Sie traf damals auf Kang, einen verirrten Reisenden, und freundete sich mit ihm an.

Aber als sie jetzt in die Quantenwelt zurückkehrt, hat sich vieles verändert: Kang beherrscht als grausamer Tyrann die Welten des Quantenraums, in denen er gleichzeitig gefangen ist. Und er pflegt einen unbändigen Hass auf Janet van Dyne, die daran eine Mitschuld trägt. Kangs Tyrannei hat eine Revolutionsbewegung begründet, die gegen die Allmacht des Herrschers allerdings keine Chance hat. Auch in diesen Kreisen ist der Name "Janet" ein rotes Tuch.

Kang gelingt es, Scott und Cassie festzusetzen. Mit der Drohung, seine Tochter aus dem Zeitstrahl zu schneiden, zwingt er Scott, einen Raum-Zeit-Antrieb wieder zu beschaffen, der es ihm, Kang, ermöglichen wird, den subatomaren Raum zu verlassen und sein zerstörerisches Werk im Multiversum wieder aufzunehmen …

Was zu sagen wäre

Als ich in die Welt der Comics eintauchte, Mitte der 1970er Jahre, veröffentlichte der Williams-Verlag gerade Marvel-Comics, die in den USA schon Anfang der 1960er Jahre erschienen waren, in deutscher Übersetzung: Die Fantastischen Vier, Die Spinne, Die Ruhmreichen Rächer und, ja: die hatten alle noch deutsche Namen. Da ging es um Durchschnittstypen mit Problemen, wie sie Du, ich oder unsere Eltern auch hatten. Aber die Comicfiguren zogen sich dann bunte Kostüme über und retteten die Omi an der Ecke vor Taschendieben und das Universum vor Galaktus und machten auch sonst jede Menge faszinierenden Quatsch, der bei einem jungen Teenager ins Schwarze traf.

Einer der versiertesten Zeichner damals war Jack Kirby. Der zeichnete sehr dynamische Bilder, aber seine Figuren sahen nie annähernd so realistisch aus, wie die eines John Buscema oder eines Neal Adams. Andererseits zeichnete Kirby häufig große Panoramabilder, die sich erst über eine Doppelseite entfalteten. Diese (im Vergleich zu den kleinen Panels, von denen sechs oder sieben auf eine Seite passten) riesigen Bilder hatten Tiefe und Vielfalt und machten aus im bildungsbürgerlichen Umfeld als abstrakt erkannten, auch dem Physikunterricht widersprechenden Abenteuern mitreißende Weltraumschlachten.

So ähnlich funktioniert auch der neue Ant-Man-Film: Nach dem Vorgeplänkel der Familie Pym-Van-Dyne-Lang am heimischen Esstisch tauchen wir in eine irreale Welt ab, die deutlich aus dem Computer kommt und von Wesen bevölkert wird, die aussehen wie schleimige Schnecken oder Typen aus der Tatooine-Cantina. Aber die Bilder auf der großen Leinwand sind fantastisch, haben Tiefe (auch ohne 3D-Brille) und Vielfalt – grandioser Eskapismus, wunderschön.

Mit dem vorliegenden "Quantumania" haben die MARVEL-Produzenten nach dem Multiversum nun alle Fremdwelten und Zeiten etabliert, um jederzeit von einem Universum in ein Paralleluniversum und von einer Zeitebene in eine andere zu wechseln und also unabhängig vom Ausgang früherer Filme neue Geschichten mit neuen oder auch alten, totgeglaubten Charakteren erzählen zu können. Mit "Quantumania" ist das Marvel Cinematic Universe (MCU) da angekommen, wo meine Comics Mitte der 1970er Jahre waren.

"Ant-Man and the Wasp: Quantumania" ist ein höchst vergnügliches Familienabenteuer, das weitgehend ohne Rahmenhandlung in unserer Welt auskommt. Plakatmotiv (US): Ant-Man and the Wasp – Quanumania (2023) Dort hält sich der Film gerade lang genug auf, um uns an alle Figuren aus der Ant-Man-Familie zu erinnern (der letzte Ant Man-Film liegt immerhin fünf Jahre zurück und endete damit, dass Scott Lang wegen des Blip in der Quantenwelt fest saß) und zu zeigen, dass Scott, die Hauptfigur, mittlerweile ein allseits beliebter Superheld im Privatmodus ist, der sein Leben als Buch vermarktet und sich ansonsten wenig um sich und sein Leben kümmert. Seine ehemals süße kleine Tochter Cassie ist erwachsen genug, um mit ihrem, Überraschung, brillanten Gehirn wahlweise die Gesellschaft zu retten oder mit Schwieger-Opa Henry "Hank" Pym die Quantenwelt zu erforschen.

Als Hanks Frau Janet van Dyne, die unfreiwillig 30 Jahre in jener Welt leben musste, dahinter kommt, erschrickt sie fürchterlich, ordnet die sofortige Einstellung aller Forschungen an und da ist es auch schon zu spät: Scott, Tochter Cassie, Freundin Hope (aka the Wasp) sowie deren Eltern Hank und Janet werden in den Quantenraum gesaugt, es beginnt die oben schon angedeutete Reise durch großartige Bilder fantastischer, tiefer Welten.

Die eigentliche Handlung, die Konfrontation mit Kang, dem Eroberer, und was den so sauer auf Janet macht, weil die beiden nämlich eine Vergangenheit miteinander haben, beginnt erst nach 40 Minuten – und da bin ich schon tief in diese Welt eingetaucht, die sich in ihrer Fantasie und Andersartigkeit nicht von den Welten unterscheidet, die Produzent Kevin Feige und seine Regisseure uns im letzten Thor (2022) und im letzten Doctor Strange (2022) präsentiert haben. Und doch viel faszinierender, abwechslungsreicher und dramatischer sind. Dieses subatomare Universum knüpft visuell an die Magie des Doctor Strange an, dessen Zauberformeln sich in unterschiedlichen kreisförmigen Symbolen manifestieren. Im Quantenraum öffnet Janet mit solchen kreisförmigen Bewegungen Türen und auch der Raum-Zeit-Antrieb, hinter dem Kang her ist, besteht aus lauter kreisförmigen Elementen. Auf diese Weise bekommt die unerklärliche Kunst des Meisters der mystischen Mächte (aus einem Parallelfilm) eine physikalische Erklärung über die subatomare Ebene, die jetzt fester Bestandteil des Marvel Cinematic Universe ist.

Der Rest ist dann so wie früher schon in den Star Wars-Filmen, wo ein Skywalker auf einen fremden Planeten kommt und in einer von unterschiedlichen Alien-Typen bevölkerten Cantina nach Orientierung sucht. Dann taucht ein unbesiegbarer Fremder auf, der am Ende durch den koordinierten Einsatz aller Unterdrückten doch besiegt werden kann; in einem späteren Film taucht er dann überraschend doch wieder auf und nimmt "Rache".

In diesem Fall heißt der Unbesiegbare Kang und nennt sich "Der Eroberer". Genau genommen ist er Thanos' Bruder im Geiste. Thanos wollte jeden zweiten Bewohner des heimischen Universums vernichten, um mehr Platz für sich zu haben, Kang will tausende Parallelwelten aus dem Zeitstrahl löschen, weil er Angst hat, dass seine eigene von den in Potenz mehr werdenden anderen, weiteren, neuen Welten an den Rand des Universums gedrängt werden könnte. Regisseur Peyton Reed bedient sich an dieser Stelle schamlos an den Bildern radikaler Migrationsgegner.

Kang ist – nach mehreren seit 2019 ziellos mäandernden Einzelfilmen – von den MARVEL-Filmemachern ausersehen als der neue Endgegner, der Bossfight für die später noch neu zusammen zu trommelnden Avengers – der filmische Erbe des 2019 vernichteten Thanos. Denn "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" ist Auftakt zu Phase 5 im MCU und also das nächste Kapitel im großen Welten- und Jahrzehnte umspannenden Drama, das 2025, dann schon in Phase 6, mit "Avengers: The Kang Dynasty" und 2026 mit "Avengers: Secret Wars" zu Ende gehen soll. 

Und so geht es weiter und weiter und weiter, wenn in einem Universum voller Alternativen und ohne Zeitstrahl auf kohärente Logik verzichtet werden kann. Wir müssen uns die MARVEL-Bosse als glückliche Menschen vorstellen: Sie können einen Film, dessen Drehbuch an der Filmakademie mangels beschriebener Seiten durchgefallen wäre, für teuer Geld und bei höchster Gewinnerwartung ins Kino bringen. Plakatmotiv: Ant-Man and the Wasp – Quanumania (2023) Der unbezwingbare Kang, der außerhalb des uns geläufigen Zeitstrahls lebt und behauptet, seit Jahrmillionen unter anderem die Mighty Avengers tausende Male besiegt zu haben, zeigt sich in "Quantumania" erstaunlich überrasch- und bezwingbar, nur weil der richtige Mann passend zum Finale ein paar tausend Tiere in die Schlacht wirft. Es ist auch ein Rätsel, warum dieser in Jahrtausenden allmächtige Kang auf einen Pym-Partikel angewiesen sein soll, um seinen großen Plan zu verwirklichen. Ebenso die "Zone der Wahrscheinlichkeiten", in der zwar jede Bewegung Ant-Mans einen neuen Ant-Man erzeugt, der die gegensätzliche Bewegung ausführt, dessen nächste Bewegung dann einen weiteren Ant-Man mit der gegenläufigen Bewegung erzeugt usw., die aber keinen Ant-Man erzeugt, wenn einer der Ant-Men seinen Helm überzieht – es wimmelt von solchen Fragwürdigkeiten.

Da sollte man aber nach 15 Jahren beim mittlerweile 31. Film aus dem MCU nicht mehr so genau nachfragen. Wir wissen doch alle – spätestens seit dem fortgeschrittenen Jahr 2021, als Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings startete –, dass das Interessanteste an jedem kommenden MARVEL-Film die Mid- und End-Credit-Scenes sind, die auf Coming Attractions hinweisen; die zweieinhalb Stunden davor sind perfekt getrickste Bilder, grandios choreographierte Prügelszenen und eine Storyline auf dem Niveau von Spaghetti mit Tomatensoße.

Mit dieser Erwartungsleere bin ich ins Kino gegangen. Und bin von "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" dann aufs angenehmste überrascht worden; zumal er keine zwei Stunden dauert, bevor der Abspann inkl. Mid- und End-Credit-Scene startet. Dass diese Art Filme nicht mehr, wie noch 2008, das Kino von Morgen beschreiben, auch nicht mehr das auf Höhe der Zeit, sondern morgen eher das Kino von Gestern, steht auf einem anderen Blatt – und ist ja heute Nachmittag auch nicht wichtig. Die Comics damals habe ich ja auch erst noch lustvoll, dann noch interessiert weiter gelesen, bis ich sie nach dem Abitur und dem Umzug in mein eigenes Leben aus den Augen verloren habe.

Wertung: 5 von 8 €uro
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