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Plakatmotiv: Robin Hood (2018)

Robin Hood als Superheld
in austauschbarer Fantasy

Titel Robin Hood
(Robin Hood)
Drehbuch Ben Chandler & David James Kelly
Regie Otto Bathurst, USA, Hongkong, Kroatien, Frankreich, Ungarn 2018
Darsteller

Taron Egerton, Jamie Foxx, Ben Mendelsohn, Eve Hewson, Jamie Dornan, Tim Minchin, Paul Anderson, F. Murray Abraham, Ian Peck, Cornelius Booth, Kane Headley-Cummings, Scot Greenan, Lara Rossi, Kevin Griffiths, Catriona Temple u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
10. Januar 2019
Inhalt

Der junge Adelige Robin von Loxley wird wider Willen eingezogen, um in den Kreuzzügen zu kämpfen. Vier Jahre später kehrt er verbittert und traumatisiert in die Heimat zurück. Doch in der Zwischenzeit hat sich England verändert: Robins Ländereien sind geplündert, die Liebe seines Lebens Marian ist in den Armen eines anderen. Der Großteil der Bevölkerung wird von einigen reichen Lords ausgebeutet und geknechtet.

Robin beschließt, gemeinsame Sache mit einem ehemaligen Kriegsfeind zu machen: John lehrt ihn, ein schnellerer Bogenschütze zu werden, von den Reichen zu stehlen und es den Armen zu geben. Von Rache getrieben, wird Robin Hood geboren.

Die reiche Oberschicht, angeführt vom Sheriff von Nottingham und dem mächtigen Kardinal, plant indes weitere Übeltaten am Volk und an der Krone. Als Stimme der Vernunft schart Will Scarlett die Bürger um sich. Plakatmotiv: Robin Hood (2018) Doch gegen die Mächtigen des Landes braucht das Volk einen Helden mit klarer Vision und Kampferfahrung.

Als "The Hood" gelingt es Robin mit der Hilfe von John und Bruder Tuck schon bald der Tyrannei der Obrigkeit den Kampf anzusagen

Was zu sagen wäre

Aus der Mutter aller Abenteuerfilme ist ein maskierter Superheld im Serienformat geworden. Das musste ja so kommen. Das Fernsehen hat den Robin-Hood-Stoff schon dreimal in Serie gezogen, im Kino gab es um die acht Verfilmungen, die zuletzt immer mehr die wirklich wahre Geschichte des Nimmt-den-Reichen-gibt-den-Armen-Helden zu erzählen behaupteten. Seit Kevin Costners Robin Hood (1991) kehrt der Bogenschütze immer aus den ihn desillusionierenden Kreuzzügen heim und rettet dann England.

Dieses einigermaßen historische England gibt es unter Otto Bathursts Regie nicht mehr. Der Sheriff von Nottingham trägt schicke, modern geschnittene Ledermäntel und regiert eine Stadt, die so wuchtig befestigt und so elegant gestylt ist, wie eine süditalienische Stadt des 20. Jahrhunderts. Die Kirche, die im Zentrum der Stadt prunkt, erreicht Petersdom-Ausmaße. König Richard findet in ein, zwei Nebensätzen statt, dafür planen der Sheriff und der oberste Kardinal, der aus Rom zu Besuch ist, den ganz großen Umsturz über Bande mit dem arabischen Feind. So geht Historien-Action im 21. Jahrhundert. Schmeiß die historisch korrekte Pingeligkeit über Bord, entwirf eine Fantasy-Welt, in der die Herrscher das Volk nicht mehr schnöde mit Steuern drangsalieren, um sich selbst mehr Wein leisten zu können. Nein, heutzutage braucht der Sheriff das viele Geld, um den König zu stürzen. Diesen Sheriff spielt Ben Mendelsohn, der sich jetzt offenbar in der Rolle des Schurke Silberlocke eingerichtet hat (Ready Player One – 2018; Die dunkelste Stunde – 2017; Star Wars: Rogue One – 2016; Exodus: Götter und Könige – 2014; The Place Beyond the Pines – 2012; The Dark Knight Rises – 2012; Trespass – Auf Leben und Tod – 2011). Plakatmotiv: Robin Hood (2018) Mendelsohns Sheriff-Figur zeichnet sich dadurch aus, dass er seinem Opfer genüsslich aufzählt, wie er es langsam zu Tode foltern wird („Erst werde ich Dich verbrühen in Deiner eigenen Pisse!“).

Da braucht es einen Helden, der auch mal Fünfe gerade sein lässt. Der aktuelle Robin Hood ist eine Art Batman. tagsüber ist er der edle und wohlhabende Lord Locksley, nachts streift er seine Maske über und stiehlt aus den Schatullen der Reichen, um den Armen zu geben. Diesem Helden haben die Produzenten einen coolen Hoodie auf den Leib geschneidert und ordentlich Bogen schießen beigebracht. Vorbei die Zeiten, als Pfeil und Bogen zwar ein spannendes Sportgerät sein kann, im schnellen Kino des 21. Jahrhunderts aber doch etwas lahm wirkt. Der neue Robin Hood trainiert mit seinem Kumpel Yahya, der auf den Kreuzzügen sein Erzfeind war, im Boot Camp, wie man drei Pfeile mehr pro Sekunde verschießen kann – auch während eines Saltos – und wie man überhaupt viel effektiver kämpfen kann. Seine Gegner rüsten auch auf. Die tragen neuerdings Armbrust, die zehn Pfeile nacheinander aus einem Wechselmagazin abschießen kann. Den Robin Hood für die nach Nine/Eleven Geborenen spielt Taron Egerton, der mit den Kingsman-Filmen im Action-Serienfach schon geübt ist und der auch als Robin Hood völlig austauschbar bleibt; sollte es eine Fortsetzung geben, worauf das Finale abzielt, und Egerton ausgewechselt werden, fiele das kaum auf. Allerdings kamen weltweit nur 86,5 Millionen US-Dollar in die Kinokassen. Der Film hat aber 100 Millionen Dollar gekostet. Gibt vielleicht doch keine Fortsetzung.

Robins Ex-Erzfeind, jetzt Mentor und Kumpel spielt Jamie Foxx (Baby Driver – 2017; A Million Ways To Die In The West – 2014; The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro – 2014; White House Down – 2013; Django Unchained – 2012; Kill the Boss – 2011; Valentinstag – 2010; Operation: Kingdom – 2007; Miami Vice – 2006; Collateral – 2004; An jedem verdammten Sonntag – 1999), dessen Schminke an Morgan Freemans Azeem aus dem Costner-Robin Hood erinnert, und der außer ein paar Buddy-Dialogen wenig beizutragen hat.

Die neue Maid Marian ist Politaktivistin, die gegen den Hunger des Volks kämpft, das hier in finsteren Minen ein Dasein jenseits des Existenzminimums fristet. Das rehäugige, sanfte Mündel König Richards, das gehorcht, egal wie ihm geheißen, war ja schon länger nicht mehr zeitgemäß. Heute schmiedet die holde Maid beherzte Pläne zum Sturz des Sheriffs, kämpft listenreich für die Armen und braucht dann aber doch den Hood als Vorkämpfer, um das Volk in die Revolution zu führen.

So ist die ganze Robin-Hood-Welt auf moderne Actionfantasy getrimmt worden. Was man machen kann. Sieht hier und da auch flott aus. Ist aber völlig austauschbar geworden. Bemüht coole One-Liner, schnelle Schnitte, „Wo warst Du so lange?“-Witze, treffsichere Akrobaten und Stadtlandschaften aus dem Computer. Kennst Du einen dieser Filme, kennst du alle.

Wertung: 3 von 8 €uro
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