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Plakatmotiv: Die Hand (1981)

Das Gesicht von Michael Caine
verbreitet den größten Schrecken

Titel Die Hand
(The Hand)
Drehbuch Oliver Stone
nach dem Roman "The Lizard’s Tail" von Marc Brandel
Regie Oliver Stone, USA 1981
Darsteller

Michael Caine, Andrea Marcovicci, Annie McEnroe, Bruce McGill, Viveca Lindfors, Rosemary Murphy, Mara Hobel, Pat Corley, Nicholas Hormann, Edward Marshall, Charles Fleischer, John Stinson, Richard Altman, Sparky Watt, Tracey Walter, Brian Kenneth Hume, Lora Pearson, Oliver Stone u.a.

Genre Horror, Drama
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
24. April 1981
Inhalt

Jon Lansdale ist ein Comicautor und verfasst und zeichnet die Abenteuer des Helden Mandro, die als Comicstrip in einer Tageszeitung veröffentlicht werden. Seine Frau Anne ist mit dem Leben im ländlichen Vermont und ihrer Ehe unzufrieden und möchte mit ihrer Tochter Lizzie eine Zeit lang getrennt von Jon in New York City leben. Das Thema sorgt zuverlässig für Streit zwischen den Eheleuten. Und als sie wieder mal streiten, im auto auf der Landstraße, ist Anne unaufmerksam und verursacht einen Auffahrunfall, bei dem Jon seine rechte Hand verliert.

Die Hand wird am Unfallort nicht gefunden. Jon kann nicht weiter zeichnen. Er verfällt in Depressionen, leidet zunehmend an Erinnerungslücken und bedrohlichen Visionen von der abgetrennten Hand, die ein Eigenleben zu führen scheint. 

In Kalifornien nimmt Jon eine Anstellung als Dozent an einem kleinen College an und wohnt, um auf andere Gedanken zu kommen, in einer abgeschiedenen Waldhütte. Hier beginnt er eine Affäre mit seiner Studentin Stella. Über Weihnachten aber haben sich Anne und beider Tochter Lizzie angekündigt. Videocover (US): The Hand (1981) Stella, die nicht so recht weiß, wie sie mit der Situation, das fünfte Rad am Wagen zu sein, beschließt daraufhin, einige Tage Urlaub in Los Angeles zu machen. Und zwar mit einem Kollegen von Jon, dem Psychologiedozenten Brian.

Aber dann verschwindet Stella spurlos. Brian stellt Jon zur Rede und beschuldigt ihn, mit Stella ein Verhältnis zu haben. Wenig später wird Brian von der abgetrennten Hand erwürgt …

Was zu sagen wäre

Der größte Horror in diesem Film ist das Gesicht von Michael Caine, dessen Ausdruck mit zunehmender Filmdauer immer gefühlskälter und brutaler wird. Die titelgebende Hand, die Carlo Rambaldi gebaut hat, Schöpfer des jüngsten King Kong (1976), den Aliens aus Spielbergs Unheimliche Begegnung der Dritten Art (1977) und Ridley Scotts Alien (1979), hat einige Szenen, die für eine Gänsehaut gut sind, in den meisten Szenen allerdings sehen wir eine Kunststoffhand mit Knochenstumpf, die sich unbeholfen bewegt, während wir uns fragen, wie sie es wohl schafft, alleine mehrere Bundesstaaten zu durchqueren. Dass der Film diese Frage im Finale auflöst, ändert nichts daran, dass wir vor dem Film sitzen und denken, irgendwie Quatsch. Dafür ist Michael Mains gruselig kalter Gesichtsausdruck beste Entschädigung.

Oliver Stone (Die Herrscherin des Bösen – 1974) spielt in seiner zweiten Regiearbeit mit männlichen Urängsten. Kaum, dass die Ehefrau dem Schriftsteller klar macht, dass sie eine Trennung auf Zeit wünscht, verliert der seine rechte Hand, ist fortan nicht mehr in der Lage, den Lebensunterhalt zu erarbeiten oder gar den hohen Lebensstandard der Familie zu halten. In dem stumm gewordenen Comicautor treffen sich Versagens- und Kastrationsängste.

Jon muss mit ansehen, wie seine Frau sich dem virilen Yogalehrer zuwendet. Kurze Zeit später immerhin, Jon ist nach Kalifornien gezogen, gibt es eine junge Studentin, die gar nicht schnell genug in des Professors Bett landen kann. Dramaturgisch ist das ohne Belang, aber möglicherweise haben die Produzenten darauf gedrungen, Videocover (US): The Hand (1981) dass der große Star Michael Caine (Dressed to Kill – 1980; Freibeuter des Todes – 1980; Die Brücke von Arnheim – 1977; Der Adler ist gelandet – 1976; Der Mann, der König sein wollte – 1975; Die schwarze Windmühle" – 1974; "Mord mit kleinen Fehlern" – 1972; Jack rechnet ab – 1971; Charlie staubt Millionen ab – 1969; Ein dreckiger Haufen – 1969; Das Milliarden Dollar Gehirn – 1967; Siebenmal lockt das Weib – 1967; Finale in Berlin – 1966; Ipcress – streng geheim – 1965), wenn er schon einen unheimlichen, mörderischen Charakter, der von seiner Frau verlassen wird, spielt, dennoch Begehren erfährt durch eine erheblich jüngere Frau. Ab da läuft das Drehbuch aus dem Ruder.

Jon wird aggressiver, hasserfüllter, allein wir wissen nicht, warum. Es bleibt die Leerstelle in dem Film. Dass wir es mit einer – buchstäblich – gespaltenen Persönlichkeit zu tun bekommen, wird schnell deutlich, Stone lässt die geheimnisvolle Hand nicht lange ungezeigt. Dass die Hand Jons Unterbewusstem folgt, wird auch bald klar. Warum aber Jon sogar einen betrunkenen Obdachlose, der ihn angerempelt hat, den Tod wünscht, bleibt unklar. Damit sind wir zurück bei der Kastrationsangst. So, wie manche Männer, die sich als körperlich unzulänglich betrachten, besonders laut Witze erzählen, versteigt sich Jon, jetzt, wo er nicht mehr zeichnen, keine Welten mehr erschaffen kann, in Allmachtsfantasien, die seine frei laufende Hand dann umsetzt.

Stone hat sein wenig originelles Drehbuch spannend umgesetzt. Es ist deutlich, dass ihn das filmische Erzählen mehr gereizt hat als das Erzählen an sich. Dunkle Schatten, schräge Perspektiven, Weißblitze, die weiß glühenden Zorn ankündigen und abrupte Schnitte halten das Drama zusammen, das einen schönen Thrill für einen verregneten Sonntagnachmittag bietet.

Wertung: 3 von 6 €uro
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