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Plakatmotiv: Die Herrscherin des Bösen (1974)

Ein Geisterfilm, dem es
an Spannung mangelt

Titel Die Herrscherin des Bösen
(Seizure)
Drehbuch Edward Mann & Oliver Stone
Regie Oliver Stone, Kanada, USA 1974
Darsteller

Jonathan Frid, Martine Beswick, Joseph Sirola, Christina Pickles, Hervé Villechaize, Anne Meacham, Roger De Koven, Troy Donahue, Mary Woronov, Richard Cox, Timothy Ousey, Henry Judd Baker, Lucy Bingham, Alexis Kirk, Emil Meola, Timothy Rowse u.a.

Genre Horror
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
14. April 1988 (Videopremiere)
Inhalt

Edmund Blackstone ist ein bekannter Autor von Fantasy- und Gruselgeschichten. Seine Fans nennen ihn den „Edgar Allan Poe der Neuzeit“. Blackstones Stories sind fesselnd und die darin handelnden Personen, Monster und Gestalten außergewöhnlich lebensecht.

Als Blackstone übers Wochenende ein paar Freunde einlädt, werden seine Figuren tatsächlich lebensecht. Die Fantasy-Figuren seines jüngsten Werkes werden real und laden die Gäste zu einem grausamen, tödlichen Spiel ein …

Was zu sagen wäre

Am Anfang ist im Radio von einem Ausbruch dreier Patienten aus einer psychiatrischen Klinik die Rede, die sehr gefährlich seien. Das soll dem Film eine geerdete Mystik geben. Anstatt, dass Fantasy-Figuren wie Dämonen auftauchen, könnten die drei Killer, die sich auf dem Gelände des Horror-Autors herumtreiben, ja auch einfach drei entflohene Kranke sein.

Zu sehr sollte man sich da aber nicht verrätseln. Das Drehbuch ist dafür zu löchrig, der Film ohne jeden Anspruch. In den USA wurde er 1974 gedreht von dem damaligen Jung-Regisseur Oliver Stone. Jetzt, 1988, ist der Film in Deutschland auf Videocassette erschienen, nachdem Stone mit allerlei Filmen im Kino für echte Furore gesorgt hat (Wall Street – 1987; Platoon – 1986; Salvador – 1986) Plakatmotiv (US): Seizure (1974) und sich mit diesem Frühwerk vielleicht noch die ein oder andere Mark im Verleih oder Verkauf mit interessierten Filmfreunden machen lässt.

Die Filmfreunde haben wenig Freude an dem Film. Es deutet sich schon Stones Freude an dynamischer Kamera und Bildschnitt an. Die Kamera saust durchs Unterholz und Treppen hinauf und hinab, die stolpernde Montage ist entweder auf eine alte Kopie zurückzuführen, die für die Videocassettenproduktion hergenommen wurde, oder darauf, dass Stone schon 1974 mit dem unrhythmischen Schnitt Unruhe im Zuschauer erzeugen wollte. Für's unruhig werden besteht an keiner Stelle Grund. Der "Edgar Allan Poe der Neuzeit" hat schlechte Träume, führt eine wortkarge, womöglich langweilige Ehe und zählt allerlei unsympathische Gestalten zu seinen Freunden. Die sitzen nun alle im Wohnzimmer und draußen schleichen die drei Figuren herum, von denen man eben nicht erfährt: Ausgebrochen? Oder doch die Kopfgeburt des Horror-Autors, der sie am Nachmittag erst am See hinter dem Haus gezeichnet hat. Diese Frage löst sich – klassisch Horrorfilm – nicht auf; ist aber im Grunde auch egal. Jedenfalls ist da ein muskulöser Schwarzer mit verätztem Gesicht, ein kleinwüchsiger Clown, der von Hervé Villechaize gespielt wird, der im selben Jahr bei James Bond – Der Mann mit dem Goldenen Colt als Nick Nack für Unterhaltung sorgte, und eine knapp bekleidete Dame in Schwarz, die der deutschen Fassung ihren Titel gibt; im Original heißt der Film "Seizure", was sich mit "Inbesitznahme" übersetzen lässt, aber kaum passender ist.

Ermüdend langsam schleppt sich die kaum vorhandene Handlung, in der es kaum Interaktion zwischen den Beteiligten gibt. Da ist ein Millionär, der dauernd mit seinem Reichtum angibt und alle schlecht behandelt, dessen Frau mit einem anderen der Anwesenden ins Bett geht. Da ist eine alternde Diva, die der Vergänglichkeit ihrer Jugend nachtrauert, ein älterer Herr mit graumeliertem Gamsbart, der ausufernde philosophische Monologe hält. Sie und ein paar andere sitzen rum, bis sie von den drei Gestalten überrascht werden, mit denen aber auch kaum Interaktion entsteht, schon gar keine – was bei einem Horrorfilm ja dann doch entscheidend wäre – gruselige. Es gibt ein wenig Hasch mich im nachtschwarzen Wald und ein paar Exekutionen, deren Opfer man natürlich nicht sein möchte. Aber Grusel auf diesem Niveau hatten wir in Klassikern wie Der Schrecken schleicht durch die Nacht und den hat Jack Arnold schon 1958 gedreht. 1974, als Oliver Stone diesen Film gedreht hat, war Der Exorzist schon ein Jahr alt.

Das beste, was sich über diesen Film eines später gefeierten Regisseurs sagen lässt, ist vielleicht: Eine filmakademisch interessante Billigproduktion, die unter mangelndem Interesse für ihre Figuren leidet.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
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