Buchcover: Stephen King – Der Buick

Ein böses Auto ohne Grund
Ein mäßiger Roman ohne Thrill

Titel Der Buick
(From a Buick 8)
Autor Stephen King, USA 1998
Aus dem Amerikanischen von Jochen Schwarzer
Verlag Ullstein
Ausgabe Gebunden, 491 Seiten
Genre Thriller, Fantasy
Website stephenking.com
Inhalt

Der junge Ned Wilcox, dessen Vater vor einem Jahr im Polizeidienst ums Leben gekomen war, jobbt im Sommer 2002 bei genau dieser Polizeieinheit. Er fühlt sich wohl im Kreise der ehemaligen Kollegen seines Vaters, da sie ihm helfen, seinen schmerzlichen Verlust zu verarbeiten.

Doch schon bald beschäftigt Ned anderes, denn als er durch die Fenster eines alten Schuppens blickt, kann er dort einen mit einer Plane abgedeckten Wagen entdecken, der offenbar schon lange da steht. Plötzlich hört er ein schleifendes Geräusch: Die Plane rutscht vom Wagen. Und Ned wird das komische Gefühl nicht los, dass der alte Buick, der zum Vorschein gekommen ist, die Plane abgeschüttelt hat, um ihn, Ned, beobachten zu können … Verrückt!

Er kann nicht glauben, was ihm da widerfahren ist, und spricht Sandy, den Sergeant der Truppe, darauf an. Von ihm bekommt er eine gruselige Geschichte zu hören: über einen nachtblauen Buick Roadmaster '58, der eines Morgens im Jahre 1979 auf einer Tankstelle auftauchte und genauso wenig ein Buick war, wie sein Fahrer im schwarze Mantel ein Mensch …

Was zu sagen wäre
Der Buick

Stephen King schreibt über ein geheimnisvolles Auto. Der Vergleich zu seinem Klassiker „Christine“ drängt sich da schon vor der ersten Seite auf und schraubt die Erwartung in die Höhe. Nach 491 Seiten steht fest: Eine Enttäuschung.

Zunächst finde ich es gut, dass der Buick nicht ein ähnliches Eigenleben entwickelt, wie sein berühmter Vorgänger. Aber leider entwickelt er so gar kein Eigenleben. Er steht in seinem Schuppen und gebiert manchmal komische Wesen, die jedoch hier nicht lebensfähig sind und schnell verenden. Es verschwindet auch jemand für immer. Und bis zur dreihundertsten Seite etwa habe ich fleißig interessiert gelesen, weil: Ich kenne ja meinen King, der lässt mich schon nicht hängen!

Und King probiert es mit allen Mitteln, setzt alle seine beliebten stilistischen Besonderheiten ein („An dem Tag, als das Chaos ausbrach, schien die Sonne“; „Es kam natürlich ganz anders“ usw.), wechselt Erzählperspektiven – jeder der Polizisten kann dem Jungen andere Einzelheiten über die ausgesprochen fragwürdige Story des Buick erzählen – aber jeder der erzählt, lebt heute noch, also weiß der Leser: Es wird nix passieren.

Als Gemälde einer Männergesellschaft (Polizeistation), als den ich den Roman ja statt dessen nehmen könnte, taugt er auch nicht: Die Charaktereigenschaften der einzelnen Personen hat King schon zu oft benutzt. Der Roman liefert Stoff nur für eine etwas längere Kurzgeschichte, wie King sie in „Nachtschicht“ präsentiert hat.

Gelesen im März 2002, Urlaub auf den Philippinen.