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Plakatmotiv: Friedhof der Kuscheltiere (2019)

Ordentliche Verfilmung, die aber
über TV-Niveau nicht rausgeht

Titel Friedhof der Kuscheltiere
(Pet Sematary)
Drehbuch Matt Greenberg & Jeff Buhler
nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King
Regie Kevin Kölsch + Dennis Widmyer, USA 2019
Darsteller

Jason Clarke, Amy Seimetz, John Lithgow, Jeté Laurence, Hugo Lavoie, Lucas Lavoie, Obssa Ahmed, Alyssa Brooke, Maria Herrera, Frank Schorpion, Linda E. Smith, Sonia Maria, Naomi Frenette, Suzi Stingl, Kelly Lee u.a.

Genre Horror
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
04. April 2019
Inhalt

Louis und Rachel Creed beziehen mit ihren Kindern Gage und Ellie ein neues Haus auf dem Land. Schnell schließt die Familie Freundschaft mit ihrem Nachbarn Jud Crandall, der viel über ihren neuen Heimatort zu erzählen weiß.

Als eines Tages der Familienkater der Creeds überfahren wird, weiht Jud Louis in ein Geheimnis ein: Im nahe gelegenen Wald gibt es einen Tierfriedhof, hinter dem aber auch noch ein alter Indianerfriedhof verborgen liegt. Was dort begraben wird, kehrt unter die Lebenden zurück – und wenn Louis den Kater dort begräbt, könne er seinen Kindern den Verlust des heißgeliebten Stubentigers ersparen. Also machen sich beide Männer bei Nacht auf, um das Tier zu beerdigen, und tatsächlich steht es am nächsten Tag wieder quicklebendig bei den Creeds vor der Tür.

Doch irgendwas ist anders an dem Kater und Jud beginnt zu begreifen, dass er der Familie keinen Gefallen getan hat. Denn als es dann zu einem tragischen Unfall kommt, fasst Louis Creed einen folgenreichen Entschluss …

Was zu sagen wäre

Es ist der große Traum des zeitgenössischen Städters, endlich die Klinker- und Betonwüsten der Großstadt zu verlassen und statt dessen mit der jungen Familie auf dem Land glücklich zu werden. Große Nahrung für Autoren von Horror und Thriller. Denn da draußen lauert das Übel: uralte Traditionen, konservatives das-haben-wir-immer-so-gemacht, ungeklärte Besitztümer. Plakatmotiv (US): Friedhof der Kuscheltiere (2019) Und wenn der Städter merkt, dass es da andere Regeln gibt, die seiner Kontrolle entzogen sind, beharrt er auf seinem Recht, seine Hybris will die Schöpfung besiegen: „Ich tat, was ich für das Richtige hielt. Soll Gott doch sein eigenes beschissenes Kind opfern!

Stephen King hat mit "Pet Sematary" einen komplexen Thriller geschrieben, der im Kino auf seine Schauwerte reduziert wird, weil die Regie die Zwischentöne nicht in Bilder zu packen versteht. Im Zentrum des Horrors steht ein alter Indianer-Friedhof, der Tote wieder zum Leben erweckt, als so eine Art Hybriden aus Mensch und Zombie. In Kings Roman legt dieser MacGuffin die fragilen Bande innerhalb der Creed'schen Familie bloß. Es kommen die Unsicherheiten der Eheleute ans Licht, die zu Beginn in ihrer Struktur und in ihrer Zukunft so gesettelt schien. Nebenher wird die Frage diskutiert, inwieweit der Mensch Gott spielen darf, das alte Frankensteinthema also wird ebenso wie die Frage Was kommt nach dem Tod? neu dekliniert. Ein Film kann da schwer mithalten, zumal, wenn nicht ein Großer der Branche auf dem Regiestuhl sitzt.

Ob Kevin Kölsch und Dennis Widmyer, die sich hier die Regie teilen, einmal zu den Großen gehören, ist heute nicht abschließend zu klären; noch bedienen sie sich in ihrem Handwerk aus dem Werkzeugkasten der Werbefilmindustrie und dem Schreck-Motiv der hinter der Tür hervorspringenden Katze, die in unserem Fall allerdings ein Truck ist, der nahe am Haus vorbeidonnert; die Katze ist gleichwohl der gänsehautigste Moment im Film – die zerzauste Zombiekatze vom Werbefoto, die auf der Landstraße sitzt und dem Zuschauer ins Auge blickt. Grusliger wird's nicht.

Plakatmotiv (US): Friedhof der Kuscheltiere (2019)Jason Clark als Louis Creed zu besetzen, ist eine gute Idee. Er beherrscht nicht nur seine Profession, er ist im Kino auch einer der wenigen Wanderer zwischen Gut und Böse (Aufbruch zum Mond – 2018; "Everest" – 2015; Terminator – Genisys – 2015; Planet der Affen: Revolution – 2014; White House Down – 2013; Der große Gatsby – 2013; Zero Dark Thirty – 2012; Wall Street: Geld schläft nicht – 2010). Seine Figur in "Pet Sematary" ist ja nicht so eindeutig gut, böse oder verrückt. Würde, na sagen wir mal Brad Pitt diesen Familienvater spielen, hätte der Film ein anderes Ende – der Friedhof hätte verloren und würde weggeschaufelt. Jason Clarke hingegen kann den treu sorgenden Vater ebenso zeigen wie den manischen Frankenstein-Enkel; das macht seine Figur glaubwürdig. Seine Tochter Ellie spielt die hinreißende Jeté Laurence. Die 12-Jährige wickelt nicht nur mit ihren großen blauen Augen alle um den Finger. Sie kann auch präzise Stimmungen zwischen fröhlich verspielt und hundsgemein erschrocken wechseln.

Der Film ist die zweite Inszenierung der King'schen Romanvorlage. Das hängt mit dem Überraschungserfolg der Neuverfilmung von Es (2017) zusammen. Die Verfilmung von 1989 war gegen die neue Version hölzern, entstanden auf der ersten Welle des großen King-Hypes. Damals wurde alles verfilmt, was zu kriegen war und das Meiste ist der Erwähnung nicht wert.

Jetzt, nach Es, wird alles wieder neu verfilmt. "Pet Sematary" ist sicher nur der Beginn. Der Film ist ordentlich inszeniert, gefällig gespielt, vertont, designed, aber das reicht auch am Montagabend im ZDF. Die große Leinwand ist nicht nötig. Stephen Kings Erzählung ist sauber verfilmt, aller äußerer Schrecken ist da. Aber seine präzisen Figurenzeichnungen, die Dialogkunst gehen im Film verloren.

Es bleibt ein ordentlicher Thriller für den gelungenen Chips-Abend mit 'ner Flasche Bier … mit einem Schlussbild aber, das echt gelungen ist: die Familie samt Kater ist wieder vereint. Nur etwas anders.

Wertung: 4 von 8 €uro
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