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Plakatmotiv: Die Nibelungen – Kriemhilds Rache (1967)

Die blutige Rache einer Frau
gespielt von Sprechpuppen

Titel Die Nibelungen 2. Teil: Kriemhilds Rache
Drehbuch Harald G. Petersson & Harald Reinl & Ladislas Fodor
Regie Harald Reinl, BRD, Jugoslawien 1967
Darsteller

Rolf Henniger, Siegfried Wischnewski, Maria Marlow, Christian Rode, Hans von Borsody, Mario Girotti, Fred Williams, Herbert Lom, Karin Dor, Herbert Lom, Dieter Eppler, Samson Burke, Skip Martin, Hilde Weissner, Barbara Bold, Ingrid Lotarius, Djordje Nenadovic, Milan Bosiljcic-Beli, Hans-Walter Clasen u.a.

Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
16. Februar 1967
Inhalt

Nach Siegfrieds Ermordung durch Hagen von Tronje schwört Kriemhild seinen Tod zu rächen und heiratet den Hunnenkönig Etzel. Jahre später lädt sie die Burgunden, unter dem Vorwand sich mit ihrer Familie versöhnen zu wollen, an Etzels Königshof und will diese in einen Hinterhalt locken.

Geschickt hetzt sie die Burgunden und Hunnen gegeneinander auf, bis die Situation eskaliert und es schließlich zu einem gnadenlosen und blutigen Kampf zwischen den beiden Parteien kommt …

Was zu sagen wäre

Dies ist die Geschichte, wie ein Königreich zugrunde geht durch den Zorn einer Frau. Maria Marlow, die im ersten Nibelungen-Film von Harald Reinl blass und blond war, gibt ihrer Titelfigur hier Kontur. Nachdem nun auch noch ihr Sohn gemeuchelt wurde, versteinert sie beinahe. Plakatmotiv: Die Nibelungen – Kriemhilds Rache (1967) In Großaufnahmen schauen wir in ein kaltes, emotionsloses Gesicht. Erst, als die letzten Burgunden fallen, ihre Brüder darunter, bricht der Panzer aus Hass in sich zusammen.

Der ganze Film ist, was der Titel andeutet, ein einziger Rachefeldzug, und die Produzenten gehen nochmal in die Vollen. Reiterhorden stürmen los, zahllose Schwertkämpfer schlagen aufeinander ein, Paläste werden gestürmt und niedergebrannt und die Protagonisten tragen in jeder zweiten Szene neue, gold und rot und blau und gelb schimmernde Gewänder. Nur für die Musik, deren Grundmelodie schon in Teil 1 vom Aufmarsch der Vierspänner in Ben Hur (1959) entlehnt war, ist nicht mehr genug Geld übrig gewesen. Weil der Musik-Etat schon im ersten Teil fast völlig für das große Orchester verbraucht worden war, musste sich Komponist Rolf Wilhelm jetzt im zweiten mit Bläsern und Schlagzeug begnügen. Das passt zur kargen Wärme der Geschichte, in der es einen kurzen Moment so aussieht, als könnten sich da zwei Völker einander annähern.

Der Film entstand 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, Völkerverständigung war in Deutschland ein großes Thema. „So ergeht es Männern, die einem Mörder die Treue halten“, raunt da etwa Dietrich von Bern, als das Ende der Burgunden nicht mehr abzuwenden ist. Aber zum Festmahl kommen die Gäste schon in voller Bewaffnung an Etzels Tafel, der Hunnenkönig ist irritiert, weil er wirklich an Verständigung glaubt. Herbert Lom spielt den Etzel mit markanter Bassstimme (Ein Schuss im Dunkeln – 1964; Der Schatz im Silbersee – 1962; El Cid – 1961; Spartacus – 1960; Krieg und Frieden – 1956; Ladykillers – 1955). Plakatmotiv: Die Nibelungen – Kriemhilds Rache (1967) Der „König der Welt“ gerufene tritt auf als höflicher, zivilisierter Mann mit freundlichem Lächeln, der zu spät merkt, dass seine Kriemhild längst die Fäden zum Blutbad in der Hand hält.

Ein Reich geht zugrunde, weil seinen Mannen in Treue fest zueinander stehen bis in den Tod. Sie könnten den Mörder Hagen von Tronje einfach ausliefern, dann könnten alle friedlich nach Hause gehen. Hagen bietet auch an, seinen Kopf hinzuhalten. König Gunther verbietet das. An dieser Stelle der großen Sage entstand die sprichwörtliche Nibelungentreue. Die Männer halten fest zusammen gegen den Zorn der Frau, dem sie dann nichts mehr entgegenzusetzen haben als ihren eigenen Tod.

Die Geschichte ist großes Drama und Actionabenteuer. Der Film verschenkt seine Chancen. Die Kampfszenen bestehen aus vielen Leuten mit Schwertern, vor blutigen Duellen schreckt die Regie zurück – Angst vor einer nicht familientauglichen Altersfreigabe? Für einen Abenteuerfilm gibt es zu wenig Ortswechsel. Das an sich doch so intensive Drama um Liebe und Tod und Schuld und Sühne und Treue und Verrat wird aufgeführt von Sprechpuppen, die Texte aufsagen, aber keine Gefühle ausdrücken.

Artur Brauner spielte seit 1959 mit der Idee, die Nibelungen neu verfilmen zu wollen. Da Filmkritiker ihm jedoch von diesem Vorhaben abrieten, ließ er durch das Institut für Demoskopie Allensbach eine Umfrage durchführen, die ergab, dass sich jeder dritte bundesdeutsche Kinobesucher eine Neuverfilmung des Stoffes wünschte. Brauner wollte dann Fritz Lang auf den Regiestuhl holen, der schon 1924 eine knapp fünfstündige Stummfilmversion der Nibelungen gedreht hatte. Aber Lang winkte ab. Und Brauner verließ sich offenbar lieber auf die weiteren Ergebnisse dieser Allensbach-Umfrage. Er war mit dem Stoff mal ambitioniert gestartet, aber dann hat ihn augenscheinlich der Mut verlassen und er doch lieber Familienunterhaltung serviert.

Wertung: 3 von 8 D-Mark
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