Buchcover: Andreas Eschbach – Der Jesus-Deal

Die Fortsetzung eines Klassikers,
der die hohen Erwartungen nicht erfüllt.

Titel Der Jesus-Deal
Autor Andreas Eschbach, Deutschland 2014
Verlag Bastei Lübbe
Ausgabe E-Book, 733 Seiten
Genre Thriller
Website andreaseschbach.com
Inhalt

Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat – die Gruppe ist schon so mächtig, dass in den USA niemand mehr Präsident werden kann, der sie gegen sich hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen – einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen …

Michael Barron ist der Sohn eines der reichsten Männer der Welt. Er ist von Kindesbeinen an dazu ausersehen, an einem Unternehmen teilzunehmen, das nicht nur die Grenzen der Physik neu ziehen, sondern auch das Schicksal der Welt in völlig neue Bahnen lenken soll. Diese Mission erfüllt er schließlich auch – nur ganz anders als geplant …

John Kaun hat einst das Jesus-Video gejagt, jene Aufzeichnung aus biblischen Zeiten, die jeden verändert, der sie zu Gesicht bekommt. Auch ihm erging es nicht anders: Er hat seinem früheren Dasein als Medientycoon abgeschworen und führt nun ein ganz neues, friedliches Leben. Bis er eines Tages eine Begegnung hat, die die Vergangenheit wieder lebendig werden lässt – und ihm eine schwere Entscheidung abverlangt …

Für Stephen Foxx und Judith Menez-Foxx ist ihr damaliges Abenteuer nur noch eine Erinnerung aus der Zeit, als sie sich kennengelernt haben – bis eines Tages ein unerwarteter Anruf kommt und sie wider Willen in eine Verschwörung verwickelt werden, die Millionen Menschen das Leben kosten soll …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Der Jesus-Deal

Die Fortsetzung des Thrillers Das Jesus Video (1998), den ich im Sommer 2000 auf Korsika verschlungen habe. Die Plotline verspricht: „Beginnt da, wo Das Jesus Video endet – und endet, wo Das Jesus Video beginnt“! Das ist nach 16 Jahren nicht mehr nachprüfbar, viele Einzelheiten habe ich nicht mehr in Erinnerung, um klar sagen zu können, dass alle Anschlüsse stimmen, aber das stellt sich auch als eher nebensächlich heraus. Andreas Eschbach baut ein paar Rückblenden aus neuer Perspektive ein, sodass ich grundsätlich wieder auf dem Laufenden bin.

Es dauert, bis sich eine Storyline herauskristallisiert. Weiter bleibt das Jesus Video mysteriös, zauberhaft, gefährlich und verändert die, die es sich anschauen; aber auch weiter bleibt das Video und dessen Wirkung dem Leser rätselhaft, der nicht so recht glauben mag, dass es keine Verbreitung gefunden hat – gerade in unserer medial durchdrungenen Welt. Hier hat sich Eschbach, unfreiwillig, ein Ei ins Nest gelegt, das ihm Probleme mit dem Realismus seiner beschriebenen Gesellschaft macht, ihm dafür aber Freiheiten im Spannungsaufbau gibt. Das Jahr 2014 des Romans hinkt dem tatsächlichen Jahr 2014 etwa zehn Jahre hinterher. Videokameras mit eigenartig gebauten Cassetten? Ein Video, das Jesus vin Nazareth zeigt, sich im Netz verbreitet, aber nirgendwo ein Echo erzeugt, nur weil ein Milliardär rätselhafte Experten bezahlt? Ein Internet, das keine Rolle spielt? Das ist Eschbachs Pferdefuß an diesem Roman, der eine Zeitschleife beschreibt und mit seiner Erzählung aus dem Jahr 1998 kompatibel bleiben muss – als Modems noch gefiept haben.

Abgesehen von diesen Stolpersteinen ist Eschbach versierter Autor genug, um spannend zu erzählen. Seine Geschichte beleuchtet die mächtige, politisch einflussreiche Gesellschaft der evangelikalen Christen in den USA und deren strengen Glauben. Seine Figuren, die zunächst scheinbar zusammenhangslos hintereinander, dann nebeneinander beschrieben und verfolgt werden, sind schillernd genug, um als Leser dran zu bleiben und wenn sich dann weit vor den letzten Seiten des Buches der monströse Plan des Ober-Klerikalen offenbart, bin ich viel zu sehr bei den Figuren und ihren reißbrettartigen Schicksalen und Dialogen, um die Absurdität des ganzen Plans erst zu erkennen, wenn ich mit der Lektüre fertig bin. Es kommt, wie sich das für einen Zeitreiseroman gehört, zu hinterfragwürdigen, durch pseudowissenschaftliche Texte gerechtfertigte Paradoxien, aber Eschbach nimmt jeden Krümel, den er vorher irgendwo in einem Nebensatz erwähnt hat, wieder auf und knüpft alles zusammen zu einem großen Abenteuercocktail.

Also: spannend bis zu Schluss und ein gutes Analog zu einem Popcorn-Movie.

Außerdem wirft er eine interessante Frage auf: Wieso eigentlich musste Jesus ans Kreuz genagelt werden – eine Prozedur, deren qualvolle Einzeheiten Eschbach nochmal dezidiert aufführt? Wieso hat Gott, der Mächtigste aller Mächtigen, seinen Sohn geopfert? Für wen und was? Für die Sünden der Welt? Warum das denn? Da bin ich immer mal wieder damit beschäftigt, klar zu stellen, dass die katholische Kirche einen Irrglauben verbreitet und habe mir die Frage dieser Un-Logik noch nie gestellt. Ein Popcorn-Buch wirft eine interessante Frage auf: Da hat sich die Lektüre doch schon wieder gelohnt. 

Ich habe das Buch zwischen dem 20. und 26. Juli 2016 gelesen.

Urlaubslektüre