Stephen Foxx, Mitglied der New Yorker Explorer's Society, findet bei archäologischen Ausgrabungen in Israel in einem zweitausend Jahre alten Grab die Bedienungsanleitung einer Videokamera – einer Kamera zudem, die erst in einigen Jahren auf den Markt kommen soll. Es gibt nur eine Erklärung: Jemand muss versucht haben, Videoaufnahmen von Jesus Christus zu machen.
Der Tote im Grab wäre demnach ein Mann aus der Zukunft, der in die Vergangenheit reiste – und irgendwo in Israel wartet seine Kamera samt Aufnahmen in einem sicheren Versteck darauf, gefunden zu werden. Oder ist alles nur ein großangelegter Schwindel? Eine Jagd zwischen Archäologen, Vatikan, den Medien und Geheimdiensten beginnt …
Was für eine Story! Wie spannend Eschbach schreibt!! Wie intelligent Eschbach alle Fäden immer in der Hand hält! Deutschen Romanen stehe ich im allgemeinen so aufgeschlossen gegenüber, wie deutschen Filmen: Am besten finden sie in meinem Leben nicht statt. Der Thriller von Wolfgang Hohlbein, „Azrael“, der auf dem Cover als deutscher Stephen King gefeiert wird, war platt und uninspiriert erzählt (daher ist der Vergleich Eschbachs mit Hohlbein, den sich der Verlag auf dem Rückumschlag der Taschenbuchausgabe erlaubt, auch eher eine Gemeinheit); deutsche Filme sind entweder unwitzige Beziehungskomödien oder die innere Nabelschau eines verkannten Autorengenies. Der Film Das Experiment von Oliver Hirschbiegel (2001) war eine ähnliche Überraschung, wie dieser Roman von Andreas Eschbach.
Vielleicht könnte man 50 Seiten kürzen, wenn er sich zu lange bei israelischen Studenten aufhält, denen die Hauptfigur Dinge erzählt, die wir (Leser) nun schon wissen. Eschbach entwickelt seine auf dem Klappentext (s.o.) schwach zusammengefasste Story so zwingend logisch, verbunden durch Figuren, deren Zeichnung ausreicht, sich ein Bild zu machen, ohne abgelenkt zu werden, dass man es hier mit einem typischen Urlaubsschmöker zu tun hat: Man möchte nicht aufhören zu lesen.
Unter anderem baut er eine Theorie in seinen Roman ein, von der ich nicht weiß, ob sie seine eigene oder eine dokumentierte von Wissenschaftlern ist: Demnach waren bei der Kreuzigung Jesu ausschließlich Zeitreisende anwesend, inklusive Jesus selbst – alles Wissenschaftler, die mal wissen wollten, wie das war damals …
„Das Jesus Video“ ist spannend!!!
Die Fortsetzung
Der Jesus-Deal (2014)
Der Autor:
Andreas Eschbach wurde am 15.September 1959 in Ulm geboren. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und zählt in Deutschland mittlerweie in der SF-Szene eine große Fangemeinde. Lesungen seines neuen Romans „Quest“ (2001) geraten zu kleinen SciFi-Treffs.
In Stuttgart studiert er Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitet zunächst als Softwareentwickler. Bis Juni 1996 ist er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma. Seither lebt er mit seiner Familie als freier Schriftsteller in der Nähe von Stuttgart.
Eschbach schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Im Sommer 1994 Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung „für schriftstellerisch hochbegabten Nachwuchs“, im Frühjahr 1995 erscheint als erster Roman „Die Haarteppichknüpfer“, der 1996 den Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland erhält. 1996 erscheint als zweiter Roman „Solarstation“, der im Jahr darauf den Kurd-Laßwitz-Preis erhält. Im Herbst 1998 erscheint der Thriller „Das Jesus Video“, der im Jahr darauf insgesamt 3 literarische Preise gewinnt und in der Taschenbuchausgabe 2000 zum Bestseller wird. Im Herbst 1999 erscheint der Roman „Kelwitts Stern“, außerdem die französische Ausgabe von „Die Haarteppichknüpfer“ – der erste deutsche Science-Fiction-Roman seit 18 Jahren, der in Frankreich veröffentlicht wurde.
Noch ein Zeitreise-Roman vielleicht?
Michael Crichtons Timeline (2000)