Am idyllischen Fluss Dordogne in Frankreich liegt das Ausgrabungscamp des amerikanischen Geschichtsprofessors Edward Johnston. Genau hier fand Mitte des 14. Jahrhunderts eine Episode des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich statt, und die vier Ruinen – zwei Festungen, eine Mühle und ein Kloster – sind für Johnston und seine Studenten ein ideales Betätigungsfeld.
Eines Tages kommt Professor Johnston ein unheimlicher Verdacht: Könnte es sein, dass die amerikanische High-Tech-Firma ITC, die sein Forschungsprojekt seit Jahren großzügig unterstützt, eine Zeitmaschine entwickelt hat und damit bereits in die Vergangenheit gereist ist? Oder wie sonst ist die Genauigkeit eines Aufrissplans des Klosters zu erklären, der ihm aus Amerika in die Hände gespielt wird. Wutentbrannt fährt Johnston in die USA.
Wenige Tage später machen seine Studenten in den Ruinen an der Dordogne einen eben so sensationellen wie rätselhaften Fund: eine Brille, die eindeutig nicht in die Gegend, schon gar nicht in die des 14. Jahrhunderts passt. Und trägt nicht der Professor genau so ein Modell?
Aus den USA ereilt sie die Mitteilung, Professor Johnston sei „ins Mittelalter gereist und dort verschollen“, die Archäologiestunden werden gebeten, ihn von dort zurückzuholen. Mittels einer faszinierenden Technik aus der Quantenphysik finden sie sich wenige Tage später an der Dordogne wieder; in einer Zeit, als die zwei Festungen, die Mühle und das Kloster in voller Pracht und Wehrhaftigkeit erstrahlten.
Die Luft ist hier anders, riecht anders, klingt anders und als wenige Minuten nach ihrer Ankunft eine Horde marodierender Ritter hoch zu Ross einige Mitglieder der Expedition erschlagen haben, wissen die Archäologen, dass auch die Gesetze hier andere sind …
Im Laufe seiner zahllosen Romane hat Michael Chrichton seine Schreibe dahingehend perfektioniert, dass die fällige Verfilmung leicht fällt. Kurze Sätze, Cliffhanger zwischen den Kapiteln und Dialoge, deren dazugehörende Großaufnahme man sofort klar vor Augen hat.
Der studierte Mediziner legt Wert auf die Feststellung, dass er seine Geschichten auf wissenschaftlichen Grundlagen aufbaut. Hier widmet er sich der Quantenmechanik und der Theorie, dass eine Zeitreise nichts anderes ist, als die Reise in eine benachbarte Dimension, von denen es Myriaden geben muss, da jede dieser Dimensionen ihren Beginn – so haben wir das jedenfalls während unseres Urlaubs auf Korsika 2000 interpretiert – in einer klar definierten Sekunde „X nach dem Urknall“ hat.
Der studierte Mediziner legt aber auch Wert auf die Feststellung, Unterhaltungsromane zu schreiben, also seine wissenschaftlichen Recherchen in ein Thrillerbett einzubauen. „Gelungen!“ sage ich. Der Medevial-Age-Ride der Forscher aus dem 21. Jahrhundert ist spannend und auf die gleichnamige Attraktion in einem der zahlreichen Freizeitparks bin ich jetzt schon gespannt. 2003 hat Richard „Lethal Weapon“ Donner den Roman verfilmt – mit Paul Walker und Gerard Bultler in den Hauptrolle.
Der Autor:
Michael Crichton wurde 1942 in Chicago geboren und studierte in Harvard Medizin. Zu behaupten, der Autor warne in seinen Büchern vor Ausuferungen wissenschaftlicher Forschung, geht vielleicht etwas weit. Crichton zeigt auf sehr unterhaltsame Weise auf, was es auch heißen könnte, wenn von Cloning die Rede ist, oder von Zeitreisen oder oder oder.
Da mit Erscheinen jedes seiner Bücher es immer wieder Wissenschaftler und Wissenschaftsredakteure gibt, die erklären, was Crichton da schreibe, sei absoluter Unsinn, sollte man die Crichton-Romane vielleicht nicht als Grundlage für Diskussionen im Akademiker-Kreis hernehmen. Aber für anregende Kneipengespräche geben sie viel her; allein die vorliegende Zeitreisegeschichte: Ist es möglich, dass der Professor seinen Assistenten aus der Vergangenheit eine Nachricht in die Gegenwart schickt und das quasi in Sekundenschnelle und ist dann noch die Quantentheorie – die sehr bildhaft und verständlich beschrieben wird – schlüssig?
Die meisten Crichton-Romane – „Andromeda“, „Der große Eisenbahnraub“, „Jurassic Park“, Enthüllung, „Die Wiege der Sonne“ – wurden auch verfilmt. In Westworld (1972) nahm er sich als Autor und Regisseur den möglichen Gefahren an, die in einem Themenpark auf die Gäste warten können: Yul Brunner spielte in einer Hommage an seine Die glorreichen Sieben-Rolle einen Androiden, der als schwarzgewandeter Scharfschütze im Wilden Westen den Besuchern als willige Zielscheibe zur Verfügung steht und eines Tages gemeinsam mit den zahllosen anderen Androiden – die wahlweise erschossen, erschlagen oder auch gevögelt werden können – austickt und Jagd auf die Besucher macht.
Crichton steht als Autor auch hinter der TV-Serie „Emergency Room“.
Eine Auswahl von Michael Crichtons Thrillern
- Congo (1980)
- Jurassic Park (1990)
- Rising Sun – Nippon Connection (1992)
- Enthüllung (1993)
- Vergessene Welt (1995)
- Airframe (1996)
- Timeline (1997)
- Beute (2002)