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Plakatmotiv: Ein Haufen verwegener Hunde (1978)

Krieg als Abenteuerspielplatz
für rustikale Kindsköpfe

Titel Ein Haufen verwegener Hunde
(Quel maledetto treno blindato)
Drehbuch Sandro Continenza & Sergio Grieco & Romano Migliorini
Regie Enzo G. Castellari, Italien 1978
Darsteller
Bo Svenson, Peter Hooten, Fred Williamson, Michael Pergolani, Jackie Basehart, Michel Constantin, Debra Berger, Raimund Harmstorf, Ian Bannen, Flavio Andreini, Peter Boom, Vito Fornari, Manfred Freyberger, Joshua Sinclair, Horst Weinert, Donald O'Brien, Gerard Schwarz, Bryan Rostron u.a.
Genre Action, Kriegsfilm
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
8. Juni 2007 (DVD-Premiere)
Inhalt

Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges: Fünf US-Deserteuren gelingt nach einem Artillerie-Gefecht die Flucht vor der US-Militärpolizei.

Auf ihrem Weg in die kriegsneutrale Schweiz geraten die Fahnenflüchtigen in die Fänge französischer Partisanen. Auf deren Befehl soll das Quintett nun den Sprengkopf der deutschen V-2-Rakete entwenden – eine Mission, die einem Todeskommando gleichkommt …

Was zu sagen wäre

Der Film, der bei uns erst 2007 als DVD-Release auf den Markt kommt, ist knapp 30 Jahre alt. 1978 hatte er seine Premiere, elf Jahre nach Robert Aldrichs Das dreckige Dutzend, dessen Ausgangssituation dieser italienischen Produktion die Grundstruktur gibt. Das Genre der Kommandofilme erlebte im US-Kino der 60er Jahre seine Blüte. Plakatmotiv (US): Inglorious Bastards (1978) Dort hatten 1978 längst die Regisseure des New Hollywood das Zepter übernommen – Martin Scorsese, Steven Spielberg, Robert Altman, Arthur PennFrancis Ford Coppola, Peter Bogdanovich und die anderen. Das italienische Kino steckte im Umbruch, war Heimat großer Regiesseure wie Luchino Visconti, Federico Fellini, Michelangelo Antonioni, Vittorio de Sica oder Roberto Rosselini. Daneben hatte sich durch Sergio Leone die Spielart des "Spaghetti Westerns" etabliert, angefangen mit Für eine Handvoll Dollar. Diese Filme, die auf strahlende Helden ebenso wenig Wert legten wie auf Gewaltlosigkeit vor der Kamera waren Ursprung einer Exploitationwelle im italienischen Kino, die so Filme hervorbrachte wie Lady Frankenstein (1971). Oder 1978 eben "Ein Haufen verwegener Hunde".

Ein zusammengewürfelter Haufen aus US-amerikanischen Deserteuren, Dieben und Mördern schlägt sich 1944 durchs italienische Hinterland in Richtung neutraler Schweiz. Der Haufen setzt sich zusammen aus lauter stereotypen solcher Kommandofilme: Es gibt den coolen Anführer mit der dunklen Sonnenbrille, den bärenstarken, groß gewachsenen Farbigen, das gehässige Großmaul, den Feigling und den gewitzten Sergeant, der jederzeit und überall alles besorgen kann. Es ist eine Gemeinschaft aus der Not geboren, um Gege den gemeinsamen feind, die Deutschen, bestehen zu können. Dennoch geraten sie sich immer wieder in die Haare: „Nicht mal die paar Armleuchter können sich in Ruhe lassen“, stöhnt Leutnant Yaeger, der Anführer, „wie soll es da Frieden zwischen den Ländern geben?“ Eine Frage, die Tiefe suggeriert, aber dann tauchen schon wieder deutsche Soldaten auf und es wird heftig geballert. Es wird ununterbrochen und heftig geballert. Die Pausen zwischen den Gefechten, in denen Dialog uns ein bisschen Handlung vorgaukeln soll, sind gerade lang genug, um die Waffen nachzuladen. Die Deutschen fallen wie die Fliegen, die Amerikaner, größtenteils von Italienern gespielt, erweisen sich als sehr kugelfest. Zwischen ihnen hat der deutsche "Seewolf" Raimund Harmstorf ein paar Auftritte als deutscher Deserteur, Videocover: Ein Haufen verwegener Hunde – Inglorious Bastards (1978) der bald das Schicksal all der anderen Deutschen in diesem Film nimmt, aber lang genug dabei ist, dass der deutsche Verleih ihn groß aufs DVD-Cover setzt.

Die erste Hälfte des Films ist angefüllt mit dem Herumirren durch Norditalien an deutschen Stellungen vorbei, ohne dass die Schweiz in Sicht käme. Dafür tauchen französische Partisanen auf, die einen US-Kommandotrupp flankieren, der eine V2-Rakete in einem schwer bewachten Zug neutralisieren soll. Blöd, dass unsere wackeren Streiter diesen Kommandotrupp, der zur Tarnung deutsche Uniformen trug, gerade erledigt hat. Kurzerhand übernehmen sie das Handwerk. Was haben sie auch zu verlieren? Oder auch zu gewinnen. Leutnant Yaeger sagt, „die Aussicht, den Rest meines Lebens unter falschem Namen in der Schweiz zu leben, ist furchtbar“. Da zieht er lieber nochmal in ein Himmelfahrtskommando.

Regisseur Enzo G. Castellari schafft es, in diesen Männerlastigen Plot eine blonde, blauäugige Krankenschwester mit sicherer Schusshand einzubauen, die fortan für die kleinen romantischen Momente sorgt, während sich eine Gruppe nackter in einem See badender Frauen sich als schießwütige Wehrmachtshelferinnen entpuppt, die zur Enttäuschung unserer Helden keinen Wert auf erotische Momente legen.

Der mit kindlicher Naivität an allen realen Kriegsgräueln vorbei erzählte Film hat seine Momente. Wenn der verwegene Haufen mal auf dem dahin rasenden Zug ist, auf dem hunderte deutscher Soldaten ihre V2-Rakete bewachen, geht es für einen Film aus dem Jahre 1978 angemessen Sprengstoffreich zur Sache – Messer fliegen, Kugeln sirren, eine Brücke wird gesprengt und die Explosion im großen Finale haben die Macher dann doch nicht mehr im Original inszenieren wollen und haben vorsorglich auf Modelleisenbahnen zurückgegriffen, die ein ordentliches Feuerwerk entfachen.

Wenn man den Film gar nicht ernst nimmt und ihn einfach so über sich ergehen lässt beim heimischen DVD-Abend, dann geht es sogar.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
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