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Plakatmotiv: Die Addams Family in verrückter Tradition (1991)

Bunt und schräg, aber
auch nicht zwingend

Titel Die Addams Family
(The Addams Family)
Drehbuch Charles Addams & Caroline Thompson & Larry Wilson
Regie Barry Sonnenfeld, USA 1991
Darsteller

Anjelica Huston, Raul Julia, Christopher Lloyd, Dan Hedaya, Elizabeth Wilson, Judith Malina, Carel Struycken, Dana Ivey, Paul Benedict, Christina Ricci, Jimmy Workman, Christopher Hart, John Franklin, Tony Azito, Douglas Brian Martin, Steven M. Martin, Allegra Kent, Richard Korthaze u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
23. Januar 1992
Inhalt

Gomez Addams ist nicht mehr derselbe, seit sein Bruder Fester vor 25 Jahren verschwunden ist. Eines Tages taucht plötzlich die zwielichtige Ärztin Dr. Greta Pinder-Schloss bei den Addams auf und behauptet, den Verschollenen gefunden zu haben. Gordon Craven sieht zwar aus wie Fester, weiß aber merkwürdigerweise kaum etwas über die Traditionen oder Gepflogenheiten der etwas anderen Familie.

Sein verdächtiges Auftreten verunsichert die Addams zunehmend, wären da nicht die überraschenden Ähnlichkeiten zwischen ihm und seinen potentiellen Opfern. Jetzt stellt sich die Frage, ob an seiner Behauptung mit ihnen verwandt zu sein, nicht doch etwas dran ist …

Was zu sagen wäre

Eine TV-Serie wird für die Kinoleinwand aufbereitet. Eine TV-Serie, die auf einem Cartoon fußt – die Charaktere basieren auf "The Addams Family" von Charles Addams, die sich seit den 1930ern im "The New Yorker"-Magazin" großer Beliebtheit erfreuten. Es geht hier also um etwas, was eine Fangemeinde hat, eben jene Addams Familie, die liebt, was faul riecht, die schön findet, was hässlich, gar untot ist. Die Mitglieder der Familie sind selbst, ja, was eigentlich? Irgendwie selbst untot. Das lässt dieser Kinofilm offen.

Regisseur Barry Sonnenfeld strebt kein die Leinwand erschütterndes Drama an. Er will diesen US-Klassiker fürs Kino aufbereiten. Das tut er mit viel Farbe, Kulisse, Maske und Albernheit. Kern des Ganzen ist eine Familienzusammenführung, Onkel Fester kehrt zurück. Der war vor Jahrzehnten verschollen und taucht jetzt, ahnungslos, weil durch Amnesie blockiert und glaubend, er heiße Gordon und habe mit den Addams gar nichts zu tun, wieder auf. Um dem Ganzen eine ordentliche Fallhöhe zu geben, finden die Autoren eine Erbschaftsgeschichte, die alle Figuren in Bewegung hält: Der Addams-Clan verfügt über ein beträchtliches Vermögen und weil Fester der ältere Bruder von Gomez Addams ist, würde ihm all der Reichtum gehören – wenn denn Gordon sich glaubhaft als Fester präsentieren kann.

Das Konstrukt dieser Produktion geht über diese Prämissen nicht hinaus, hilft dem Drehbuch aber, den Zuschauern diese Familie in all ihren Eigenheiten vorzustellen – es soll schließlich womöglich Fortsetzungen geben. Die Dramaturgie hat das Niveau einer Vorabendserie im deutschen Fernsehen. Es gibt allerlei schräge Charaktere, die sich leidenschaftlich gerne Schmerzen zufügen lassen, es gibt die Kinder Pugsley und Wednesday, deren Tagesablauf aus makabren Spielchen besteht, es gibt sabbernd geifernde Erbschleicher und das Eiskalte Händchen, das am Ende den Überblick bewahrt. Diese durchs Anwesen flitzende herrenlose Hand ist ein sympathischer Hingucker, vertrauenerweckend zwischen all den gewöhnungsbedürftigen Figuren.

Anjelica Huston gibt eine formidabel todessehnsüchtige Morticia ab ("Grifters" – 1990; "Hexen hexen" – 1990; Verbrechen und andere Kleinigkeiten – 1989; Die Ehre der Prizzis – 1985; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981), Raul Julia einen hingebungsvollen Ehemann und Clanchef (Havanna – 1990; Rookie – Der Anfänger – 1990; Aus Mangel an Beweisen – 1990), Christopher Lloyd pflegt seine Kunst, wilden Charakteren zu Ehren zu gereichen (Zurück in die Zukunft III – 1990; Zurück in die Zukunft II – 1989; Falsches Spiel mit Roger Rabbit – 1988; Zurück in die Zukunft – 1985; Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension – 1984; Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock – 1984; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981; "Der Galgenstrick" – 1978; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975). Der größte Gewinn dieser Produktion ist aber Christina Ricci in der Rolle der juvenilen Wednesday (Meerjungfrauen küssen besser – 1990). Als leidenschaftlich morbide Tochter der Familie gibt ausgerechnet sie dem Film eine Seele; wenn er schon sonst wenig zu erzählen hat.

Barry Sonnenfeld hat sich eindeutig mehr auf die Versatzstücke der historischen Addams Family konzentriert als auf eine mitreißende Geschichte. Ich sitze im Kinosessel und schaue dem kostümierten und grell geschminkten Treiben auf der Leinwand die gesamten eineinhalb Stunden gerne zu. Aber wenn der Vorhang sich schließt, verlasse ich den Saal und memoriere noch mal die noch ausstehenden Einkäufe fürs Wochenende.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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