Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat – die Gruppe ist schon so mächtig, dass in den USA niemand mehr Präsident werden kann, der sie gegen sich hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen – einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen …
Michael Barron ist der Sohn eines der reichsten Männer der Welt. Er ist von Kindesbeinen an dazu ausersehen, an einem Unternehmen teilzunehmen, das nicht nur die Grenzen der Physik neu ziehen, sondern auch das Schicksal der Welt in völlig neue Bahnen lenken soll. Diese Mission erfüllt er schließlich auch – nur ganz anders als geplant …
John Kaun hat einst das Jesus-Video gejagt, jene Aufzeichnung aus biblischen Zeiten, die jeden verändert, der sie zu Gesicht bekommt. Auch ihm erging es nicht anders: Er hat seinem früheren Dasein als Medientycoon abgeschworen und führt nun ein ganz neues, friedliches Leben. Bis er eines Tages eine Begegnung hat, die die Vergangenheit wieder lebendig werden lässt – und ihm eine schwere Entscheidung abverlangt …
Für Stephen Foxx und Judith Menez-Foxx ist ihr damaliges Abenteuer nur noch eine Erinnerung aus der Zeit, als sie sich kennengelernt haben – bis eines Tages ein unerwarteter Anruf kommt und sie wider Willen in eine Verschwörung verwickelt werden, die Millionen Menschen das Leben kosten soll …
aus dem Klappentext
Die Fortsetzung des Thrillers Das Jesus Video (1998), den ich im Sommer 2000 auf Korsika verschlungen habe. Die Plotline verspricht: „Beginnt da, wo Das Jesus Video endet – und endet, wo Das Jesus Video beginnt“! Das ist nach 16 Jahren nicht mehr nachprüfbar, viele Einzelheiten habe ich nicht mehr in Erinnerung, um klar sagen zu können, dass alle Anschlüsse stimmen, aber das stellt sich auch als eher nebensächlich heraus. Andreas Eschbach baut ein paar Rückblenden aus neuer Perspektive ein, sodass ich grundsätlich wieder auf dem Laufenden bin.
Es dauert, bis sich eine Storyline herauskristallisiert. Weiter bleibt das Jesus Video mysteriös, zauberhaft, gefährlich und verändert die, die es sich anschauen; aber auch weiter bleibt das Video und dessen Wirkung dem Leser rätselhaft, der nicht so recht glauben mag, dass es keine Verbreitung gefunden hat – gerade in unserer medial durchdrungenen Welt. Hier hat sich Eschbach, unfreiwillig, ein Ei ins Nest gelegt, das ihm Probleme mit dem Realismus seiner beschriebenen Gesellschaft macht, ihm dafür aber Freiheiten im Spannungsaufbau gibt. Das Jahr 2014 des Romans hinkt dem tatsächlichen Jahr 2014 etwa zehn Jahre hinterher. Videokameras mit eigenartig gebauten Cassetten? Ein Video, das Jesus vin Nazareth zeigt, sich im Netz verbreitet, aber nirgendwo ein Echo erzeugt, nur weil ein Milliardär rätselhafte Experten bezahlt? Ein Internet, das keine Rolle spielt? Das ist Eschbachs Pferdefuß an diesem Roman, der eine Zeitschleife beschreibt und mit seiner Erzählung aus dem Jahr 1998 kompatibel bleiben muss – als Modems noch gefiept haben.
Abgesehen von diesen Stolpersteinen ist Eschbach versierter Autor genug, um spannend zu erzählen. Seine Geschichte beleuchtet die mächtige, politisch einflussreiche Gesellschaft der evangelikalen Christen in den USA und deren strengen Glauben. Seine Figuren, die zunächst scheinbar zusammenhangslos hintereinander, dann nebeneinander beschrieben und verfolgt werden, sind schillernd genug, um als Leser dran zu bleiben und wenn sich dann weit vor den letzten Seiten des Buches der monströse Plan des Ober-Klerikalen offenbart, bin ich viel zu sehr bei den Figuren und ihren reißbrettartigen Schicksalen und Dialogen, um die Absurdität des ganzen Plans erst zu erkennen, wenn ich mit der Lektüre fertig bin. Es kommt, wie sich das für einen Zeitreiseroman gehört, zu hinterfragwürdigen, durch pseudowissenschaftliche Texte gerechtfertigte Paradoxien, aber Eschbach nimmt jeden Krümel, den er vorher irgendwo in einem Nebensatz erwähnt hat, wieder auf und knüpft alles zusammen zu einem großen Abenteuercocktail.
Also: spannend bis zu Schluss und ein gutes Analog zu einem Popcorn-Movie.
Außerdem wirft er eine interessante Frage auf: Wieso eigentlich musste Jesus ans Kreuz genagelt werden – eine Prozedur, deren qualvolle Einzeheiten Eschbach nochmal dezidiert aufführt? Wieso hat Gott, der Mächtigste aller Mächtigen, seinen Sohn geopfert? Für wen und was? Für die Sünden der Welt? Warum das denn? Da bin ich immer mal wieder damit beschäftigt, klar zu stellen, dass die katholische Kirche einen Irrglauben verbreitet und habe mir die Frage dieser Un-Logik noch nie gestellt. Ein Popcorn-Buch wirft eine interessante Frage auf: Da hat sich die Lektüre doch schon wieder gelohnt.
Ich habe das Buch zwischen dem 20. und 26. Juli 2016 gelesen.
Urlaubslektüre
Der Autor:
Andreas Eschbach wurde am 15.September 1959 in Ulm geboren. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und zählt in Deutschland mittlerweie in der SF-Szene eine große Fangemeinde. Lesungen seines neuen Romans „Quest“ (2001) geraten zu kleinen SciFi-Treffs.
In Stuttgart studiert er Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitet zunächst als Softwareentwickler. Bis Juni 1996 ist er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma. Seither lebt er mit seiner Familie als freier Schriftsteller in der Nähe von Stuttgart.
Eschbach schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Im Sommer 1994 Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung „für schriftstellerisch hochbegabten Nachwuchs“, im Frühjahr 1995 erscheint als erster Roman „Die Haarteppichknüpfer“, der 1996 den Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland erhält. 1996 erscheint als zweiter Roman „Solarstation“, der im Jahr darauf den Kurd-Laßwitz-Preis erhält. Im Herbst 1998 erscheint der Thriller „Das Jesus Video“, der im Jahr darauf insgesamt 3 literarische Preise gewinnt und in der Taschenbuchausgabe 2000 zum Bestseller wird. Noch weiter von der Phantastik entfernt sich Eschbach mit „Eine Billion Dollar“ (2001). Einzig die Vorstellung eines Erbes von 1.000.000.000.000 Dollar, das seinen Ursprung irgendwann im 16. Jahrhundert hat, ist phantastisch. Der Thriller wird durch die Frage angetrieben, wer am Ende Geld und damit Macht in Händen hält. Auf fast 900 Seiten erfährt der Leser zudem viel über Wirtschaft und Geldwesen. Weitere Romane sind „Kelwitts Stern“, „Der Nobelpreis“ und „Ausgebrannt“.
Als erster von mehreren Gastautoren schrieb er 1998 den 1935. Band der Perry-Rhodan-Serie und konnte sich damit einen Jugendtraum erfüllen. Sein zweiter Gastroman wurde unter der Nummer 2295 im August 2005 veröffentlicht und sein dritter unter der Nummer 2503 im August 2009. Eine besondere Ehre war das Verfassen des Jubiläumsbandes 2700 im Jahr 2013, was bislang üblicherweise einem der Hauptautoren der Serie vorbehalten war.
Von September 2001 bis Juni 2002 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in 42 Teilen sein Fortsetzungsroman Exponentialdrift. Dabei wob Eschbach auch aktuelle Bezüge in die Handlung ein. Die gesammelten Fortsetzungen wurden dann mit einem ausführlichen Nachwort zur Entstehungsgeschichte als Buch verlegt.
Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im April 2005 erschien als erste Übertragung ins Englische sein Debüt-Roman Die Haarteppichknüpfer unter dem Titel The Carpet Makers in den USA, 2014 Herr aller Dinge als Lord Of All Things. Weitere Übersetzungen erfolgten ins Französische (Der Letzte seiner Art 2006 als Le Dernier de son espèce), Italienische (Die Haarteppichknüpfer 2001 als Miliardi di tappeti di capelli), Spanische, Niederländische, Tschechische, Polnische, Russische, Lettische, Japanische sowie Türkische.
Noch ein Zeitreise-Roman vielleicht?
Michael Crichtons Timeline (2000)