IMDB

Plakatmotiv: Cruising (1980)

Ein zähfließender Bilderbogen
ohne dramaturgische Schärfe

Titel Cruising
(Cruising)
Drehbuch William Friedkin
lose nach dem gleichnamigen Roman von Gerald Walker
Regie William Friedkin, BRD, USA 1980
Darsteller

Al Pacino, Paul Sorvino, Karen Allen, Richard Cox, Don Scardino, Joe Spinell, Jay Acovone, Randy Jurgensen, Barton Heyman, Gene Davis, Arnaldo Santana, Larry Atlas, Allan Miller, Sonny Grosso, Ed O'Neill, Michael Aronin, James Remar, William Russ u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
25. August 1980
Inhalt

Ein Serienkiller ermordet und zerstückelt mehrere Homosexuelle aus der New Yorker S&M-Szene. Der junge Polizist Steve Burns soll als verdeckter Ermittler in die Szene einsteigen, um die Mordfälle aufzuklären.

Völlig abgeschieden von seinem eigentlichen Revier muss er lernen, nach den Regeln dalieser andersartigen Gesellschaft zu spielen. Burns zeigt sich gleichermaßen irritiert und fasziniert von der Atmosphäre in den Schwulen-Klubs. Auch seine Freundin Nancy bekommt er kaum noch zu Gesicht. Und die Arbeit verändert ihn, weil er immer stärker in das fremde Milieu hineingezogen wird.

Während er aufpassen muss, seine Identität nicht einzubüßen, kommt die Gefahr immer näher. Denn der Serienkiller hört mit seinen Taten nicht auf und auch Burns könnte eines Tages als Opfer auf der Straße liegen, wenn er sich nicht in Acht nimmt …

Was zu sagen wäre

Ein neuer Polizeifilm vom Regisseur der French Connection (1971), aber diesmal ohne wuchtige Autojagd und Schießereien. William Friedkin ("Das große Dings bei Brinks" – 1978; Atemlos vor Angst – 1977; Der Exorzist – 1973) taucht in die Szene düsterer Schwulenclubs und käuflichem Sado-Maso-Sex ein und entwirft ein unangenehmes Panorama. Wie authentisch die gezeigten Sexszenen mitten im Club sind, vermag ich nicht zu sagen, aber niemand dort wirkt irgendwie sympathisch. Kerle in schwarzen Lederjacken, gesiegelten Pilotensonnenbrillen und Lederkäppi oder im String, in dem sie ihre nackten Hintern über die Tanzfläche bewegen.

In diesem Milieu soll der heterosexuelle Cop Steve Burns einen Serienmörder finden. Das ist eine wilde Prämisse. Burns, der phänotypisch den bisherigen Mordopfern ähnelt, soll in der Szene den Mörder auf sich aufmerksam machen und ihn dann entlarven, bevor der zusticht. Plakatmotiv: Cruising (1980) Weil die bisherigen Opfer außer ihren sexuellen Orientierung keine Verbindung zueinander hatten, tappt die Polizei ihn Dunkeln. Also lässt sich Burns durch die Schwulenbars der Stadt treiben – was den Filmtitel "Cruising"/"Herumtreiben" erklärt – und nimmt Kontakt zur Szene der Homosexuellen auf. Zwischendurch greift sich der Killer immer wieder ein Opfer, sticht es ab und murmelt „Du hast mich dazu gezwungen.“ Ermittlungsergebnis kann Burns den Film über keine geben. Einmal hält er aus einem nicht näher beleuchteten Grund einen jungen Mann für verdächtig, der dann beim Verhör von mehreren Polizisten misshandelt wird, was den Undercover-Cop, der bis vor Kurzem noch eifriger Streifenpolizist war, derart verstört, dass er den Job beinahe an den Nagel hängt. Das ist die einzige Szene, in der deutlich wird, dass sich Burns durch diesen Jobverändert hat; von seiner Freundin hat er sich getrennt, weil er beide Welten nicht unter einen Hut bekommt. In seiner Untercover-Wohnung wohnt er neben einem Schwulen, zu dem sich eine Freundschaft entwickelt und zu einem Eifersuchtsdrama mit dessen Freund führt. Zu einer Einheit führt dieses Nebeneinander von kaum zusammenhängenden Szenen nicht.

Der Film wirkt über lange Strecken, als wolle Friedkin einfach Bilder aus der Homosexuellen-Szene von New York zeigen, gar nicht irgendetwas erzählen. Die Ermittlungsarbeit der Polizisten beschränkt sich auf gelegentliche Erläuterungen des Pathologen oder durch Abhängen in den Schwulen-Bars. Schließlich treibt sich Burns tagelang vor dem Haus eines potenziell Verdächtigen herum, den er auf einem Foto erkannt hat und eine Beziehung zu einem der Mordopfer herstellen konnte. Er verfolgt ihn, bricht in dessen Wohnung ein und lungert vor dem Haus herum. Ein Ziel scheint diese unorthodoxe Art der Polizeiarbeit nicht zu haben, denn am Ende geht es dann doch sehr schnell auch ohne die tagelange Überwachung.

Al Pacino spielt nach Serpico (1973) wieder einen Streifenpolizist, der möglichst schnell Detektive werden möchte (…und Gerechtigkeit für alle – 1979; Bobby Deerfield – 1977; Hundstage – 1975; Der Pate II – 1974; Serpico" – 1973; Der Pate – 1972). Die Rolle steht ihm. Der harten Männerwelt des Films stellt der häufig coole, wortkarge Männer spielende Pacino seine weiche Seite gegenüber, lächelt viel. Eine interessante rolle für den Schauspieler, aber ein wirrer, dramaturgisch unausgereifter Film für den Zuschauer.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
IMDB