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Plakatmotiv: ...und täglich grüßt das Murmeltier (1993)

Romantische Komödie
um eine große Frage

Titel Und täglich grüßt das Murmeltier
(Groundhog Day)
Drehbuch Danny Rubin & Harold Ramis
Regie Harold Ramis, USA 1993
Darsteller
Bill Murray, Andie MacDowell, Chris Elliott, Stephen Tobolowsky, Brian Doyle-Murray, Marita Geraghty, Angela Paton, Rick Ducommun, Rick Overton, Robin Duke, Carol Bivins, Willie Garson, Ken Hudson Campbell, Les Podewell, Rod Sell u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
29. April 1993
Inhalt

TV-Wetterfrosch Phil, der Berufszyniker, hasst diesen Tag: Jahr für Jahr muss er am 2. Februar hinaus in die tiefste Provinz, ins unaussprechliche Punxsutawney reisen. Um dann von Murmeltieren als den ersten Frühlingsboten am Groundhog Day zu berichten. Schauderhaft!

Nicht einmal die aparte Produzentin Rita kann Phil aufmuntern. Doch dieses Jahr ist alles anders. Als der schreckliche Tag vorbei ist und Phil am nächsten Morgen aufwacht, ist wieder der 2. Februar, wieder Murmeltiertag.

Und das Schlimmste: Am nächsten Tag ist schon wieder der 2. Februar und wieder Murmeltiertag. Für den Wettermann vom Fernsehen ist es die Hölle. So sehr, dass er mehrere Tage dadurch abkürzt, dass er sich vors Auto wirft, eine Schlucht hinunterstürzt oder einen glühenden Toaster in die Badewanne wirft, in der er sitzt; aber es nutzt ja alles nichts, am nächsten Tag geht wieder um 6 Uhr der Radiowecker mit diesem Sonny-&-Cher-Song, "I got You Babe", an.

Der Groundhog Day kommt immer wieder, Tag für Tag. Und Phil versteht irgendwann, dass er sich alles erlauben kann, wofür er sich morgen schämen müsste, weil: Es gibt kein Morgen …

Was zu sagen wäre

Es heißt, es müsse schrecklich sein, ein und denselben Tag immer und immer wieder zu durchleben. Es dauert nur ein paar identische Tage, dann weißt Du, wann welches Auto welche Straße passiert, wann sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und an welcher Ecke der nervige Versicherunsgvertreter Dich abpasst, und Pfützen, in die Du stolpern könntest, kennst Du auch alle.

Aber davon mal abgesehen: Ist es nicht toll, jeden Fehler konsequenzlos machen zu dürfen, weil Du es schon wenig später anders versuchen kannst – ohne dabei zu altern? Irgendwann während des Films, Phil erlebt diesen Tag zum vielleicht 50. Mal – das wie oft lässt Harold Ramis in seinem Film in der Schwebe – trifft er auf zwei Arbeiter, denen er sein Leid klagt. Die beiden verstehen ihn gar nicht: Ein Tag wie der andere, das sei doch normal; das sei halt so, was solle denn auch anders sein?

Hinter der schön erzählten romantic comedy steckt ein philosophischer Exkurs, der religiöse Motive der Erlösung hat: Erst, wenn Phil keine Fehler mehr macht, gut ist zu den Menschen und ehrlich mit seinen Gefühlen, wird er erlöst – Christentum und Buddhismus lassen grüßen. Es gibt Schätzungen, wonach Phil etwa 80 Jahre in der Zeitschleife bleibt, bis aus ihm ein ausgeglichener, hilfsbereiter, freundlicher Mensch geworden ist. Er lernt französisch, er lernt Klavier spielen und Eisskulpturen schnitzen beherrscht er am Ende auch meisterhaft. Jedes dieser Handwerke braucht viele hundert Stunden, bis man es perfekt beherrscht. Phils Vorteil liegt in der Tatsache, dass er alles so lange falsch probieren kann, bis er es richtig macht, ohne dass jemand sauer auf ihn ist; morgen ist alles vergessen, nur für Phil nicht. Die Belohnung für den Helden: Er fährt als guter Mensch – und mit der bezaubernden Andy MacDowell (Hudson Hawk – 1991; "Green Card" – 1990; "Sex, Lügen und Video" – 1989; St. Elmo's Fire – 1985; Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen – 1984) an seiner Seite – nach Hause; er kommt als Saulus und geht einen Tag später als Paulus. Und Bill Murray ist der richtige Mann dafür.

Harold Ramis ("Club Paradise" – 1986; "Die schrillen Vier auf Achse" – 1983; "Caddyshack" – 1980) setzt auf Murrays Kunst, selbst in größter Aufregung äußerlich unbewegt zu bleiben; andere haben einfach einen leeren Gesichtsausdruck. Bill Murray ("Was ist mit Bob?" – 1991; "Der kleine Horrorladen" – 1986; Ghostbusters – 1984; Tootsie – 1982; Ich glaub' mich knutscht ein Elch! – 1981; Babyspeck und Fleischklößchen – 1979) erzählt ganze Geschichten nur mit den Augen, die den Schmerz der ganzen Welt beherbergen können.

"Groundhog Day" hat, nicht zuletzt durch sein festes, wiederkehrendes Datum, das Zeug zum Kultfilm, den man auf Partys an jedem 2. Februar anschaltet und Dialoge mitspricht. „Phil?!? Phihiilll?!?“ Das ist Stephen Tobolowsky (Ein ganz normaler Held – 1992; Sneakers – Die Lautlosen – 1992; Basic Instinct – 1992; Jagd auf einen Unsichtbaren – 1992), der die kleine Rolle des nervigen Versicherungsvertreters Ned Ryersson zu einer weiteren, kunstvoll exaltierten Miniatur macht.

Es ist bewundernswert, wie einfach Harrold Ramis Tag auf Tag schichtet, ohne dass je der Überblick verloren ginge; kein Tag ist erzählt wie der andere – manchmal ist es nur ein einminütiger Barflirt, den Ramis wieder und wieder hintereinander schneidet – jedesmal mit anderem Verlauf, manchmal – bei den ersten Wiederholungen vor allem – erlebt der Wettermann längere Tagesabschnitte, bei denen er viel anders macht. Einmal erzählt Phil Produzentin Rita im örtlichen Diner die Lebensgeschichte eines jeden Gastes – Phil muss diesen Tag schon sehr oft erlebt haben, sehr viel öfter, als wir ahnen.

Ein schöner Film mit großem Spaß und guten Typen.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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