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Plakatmotiv: Madame Web (2024)

Einer dieser hilflosen Versuche,
MARVEL-Comics zu verfilmen

Titel Madame Web
(Madame Web)
Drehbuch Matt Sazama & Burk Sharpless & Claire Parker & S.J. Clarkson
nach den Comicgeschichten um Spider-Man von Stan Lee & Denny O'Neil & John Romita Jr. & Steve Ditko
Regie S.J. Clarkson, USA, Mexiko, Kanada 2024
Darsteller

Dakota Johnson, Sydney Sweeney, Isabela Merced, Celeste O'Connor, Tahar Rahim, Mike Epps, Emma Roberts, Adam Scott, Kerry Bishé, Zosia Mamet, José María Yazpik, Kathy-Ann Hart, Josh Drennen, Yuma Feldman, Miranda Adekoje, Deirdre McCourt, Naheem Garcia, Jill Hennessy u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
15. Februar 2024
Inhalt

Cassandra Webb ist eine Sanitäterin in Manhattan, die über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Die ermöglichen ihr, in die Zukunft und die vernetzte Spinnenwelt zu sehen. Doch als Cassandra Zeugin wird, wie ein Mann namens Ezekiel Sims in ihren Visionen versucht, drei junge Frauen zu ermorden, wird ihr klar, dass er ebenso gefährlich wie wichtig ist.

Und obwohl Cassandra nicht ganz versteht, was das alles zu bedeuten hat, macht sie sich auf den Weg, um ihn daran zu hindern, sein Ziel zu erreichen. Sie geht eine Partnerschaft mit den drei Frauen ein, um ihre Vergangenheit zu verstehen und die tödliche Gegenwart zu überleben.

Denn Cassandra ist die einzige, die ihnen jetzt noch helfen kann. Diesem Gegner muss man immer zwei Schritte voraus sein, denn auch er kann in die Zukunft sehen …

Was zu sagen wäre

Dies ist eine Geschichte aus der MARVEL-Welt – nur bedingt aus dem MARVEL-Cinematic Universe – die angesiedelt ist vor der Geburt Peter Parkers (den viele von uns als die Geheimidentität Spider-Mans kennen).

Los geht es 1973 im Dschungel von Peru, wo geheimnisvolle Spinnen ihr Werk beginnen, welches 30 Jahre später, 2003, dazu führt, dass ein mit seherischen Fähigkeiten ausgestatteter Mann drei Teenager töten will, in denen er seine Mörderinnen zu erkennen glaubt. Die Titelheldin, Madame Web, ist mir weitestgehend fremd. Ich habe sie mal in einem Comic gesehen, da war sie eine alte, blinde Frau, deren Erzählzweck sich mir nicht erschlossen hat, weil ihre Figur zu nichts führte – jedenfalls, soweit ich das in dem Comic damals nachvollziehen konnte.

Im vorliegenden Film führen die Autoren und Regisseurin S.J. Clarkson mit aller Macht in die Welt von Spider-Man (der, wir erinnern uns, erst noch geboren werden wird): „Du bist die einzige, die die Zukunft ändern kann“, beschwört Cassie einer der geheimnisvollen Waldspinnengeister in Peru. „Und wenn Du große Verantwortung übernimmst, folgt daraus große Kraft!Plakatmotiv: Madame Web (2024) Eine Generation später muss dann Peter Parker von seinem Onkel Ben, der im vorliegenden Film eine tragende Rolle spielt, lernen, dass aus großer Kraft große Verantwortung erwächst.

Guckt man einfach nur diesen Film, ohne sich um irgendwelches marginales Wissen über Madame Web aus früherer Comiclektüre zu kümmern, erhalten wir einen flotten Mädelsfilm. Eine Geschichte, in der das Böse ein Mann, der eitel und eingebildet ist, während alle Frauen Verstand genug besitzen, auf veränderte Lebensbedingungen flexibel und clever zu reagieren und am Ende eine unzerstörbare Sisterhood bilden. Die Motivation des Schurken ist denkbar einfach: Er will nicht die Welt erobern, sich nicht durch Stromterror an der Stadt New York rächen und er strebt auch nicht den Sieg über einen kostümierten Superhelden an, der Schurke will einfach die drei jungen Frauen umbringen. Und kostümierte Superhelden gibt es in diesem Superheldenfilm ohnehin nicht.

Es ist eine Crux mit diesen MARVEL-Filmen, dass da jeder einzelne immer zu irgendeinem anderen MARVEL-Film führen muss und dann aber noch zwei Filmstudios mit ihren jeweiligen Lizenzen konkurrieren. Die SONY-Studios halten immer noch die Rechte an Spider-Man und dessen familiären und kostümierten Umfeld. Zu dem gehören Figuren wie Venom, Morbius, Kraven oder auch Madame Web. Bis vor gar nicht langer Zeit waren Superheldenfilme an der Kinokasse Erfolgsgaranten, Spider-Man, eine der beliebtesten MARVEL-Charaktere, eine lukrative Lizenz. Aber abseits des Cinematic Universe nebenan bei Disney blieb der Spinnenmensch bei SONY im Kino blass, also verlegten sich die SONY-Studios darauf, eben jene Nebenfiguren fürs Kino auszuschlachten. Was nie funktioniert, weil der Blut saugende Morbius zwar als zeitweiliger Gegner im großen Spider-Man-Universum neben vielen anderen Kurzzeit-Schurken funktioniert, aber beileibe nicht als eigener Film.

Bei "Madame Web" sieht das kurzeitig anders aus. Der Film entfaltet fast so etwas wie ein eigenes Leben. Bis er in den Zwängen der möglichen Verbindungen zwischen beiden Studios zerrieben wird.

Das Geheimnis der Figuren bleibt im Film lange bewahrt, was bedeutet, dass wir im Kinosessel durchaus mitfiebern, wie und was diese unterschiedlichen Charaktere, die sich da finden, durchmachen werden. Aber im entscheidenden Moment hebt die Geschichte einfach nicht ab. Nirgendwo ergibt sich eine Antwort auf die Frage, warum wir uns das gerade anschauen sollen – in den MARVEL-Produktionen der späten Nuller Jahre baute ein unterhaltsamer Film auf dem vorherigen auf. Diese SONY-Produktion startet bei Null und endet … irgendwo. Eine Fortsetzung ist eher ungewiss.

Es ist eigentlich sehr schade, dass Dakota Johnson im Film irgendwann in ihr Heldinnen-Schicksal einsteigen muss. Solange sie als Notfallsanitäterin ohne familiäre Bindung durch den Film cruist, ist sie uns nahe. Aber als sie dann im Film ins Abenteuer verstrickt wird, schrumpft das alles schnell zu einem bemühten Mädchenabenteuer, versehen mit dem Etikett "Egal".

Wertung: 4 von 8 €uro
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