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Plakatmotiv: Des Königs Admiral (1951)

Kernige Kerle, schnippische Frauen
in einem wuchtigen Abenteuerfilm

Titel Des Königs Admiral
(Captain Horatio Hornblower R.N.)
Drehbuch Ivan Goff & Ben Roberts & Æneas MacKenzie
nach der Romanserie um den Seehelden Horatio Hornblower von Cecil Scott Forester
Regie Raoul Walsh, UK, USA, Fra. 1951
Darsteller

Gregory Peck, Virginia Mayo, Robert Beatty, Moultrie Kelsall, Terence Morgan, James Kenney, James Robertson Justice, Denis O'Dea, Richard Hearne, Michael Dolan, Stanley Baker, Alan Tilvern, Alec Mango, Christopher Lee, John Witty, Michael Goodliffe, Eugene Deckers, Ingeborg von Kusserow u.a.

Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 117 Minuten
Deutschlandstart
16. November 1951
Inhalt

In geheimer Mission segelt Kapitän Hornblower mit seiner Mannschaft im Jahr 1807 nach Zentralamerika, um sich mit dem abtrünnigen Don Julian Alvarado gegen Spanien zu verbünden. Kurz nach den Verhandlungen trifft ein spanisches Schiff ein, welches sie als Zeichen ihrer neuen Freundschaft für Don Julian erobern wollen. Nachdem sie das Schiff gekapert haben, nehmen sie die spanische Mannschaft fest – und der Rest der Ladung geht an Don Julian.

Hornblower weiß zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, dass England und Spanien mittlerweile Verbündete sind – gegen Frankreich! Hornblower ist gezwungen, seine Fehler zu revidieren. Zusammen mit den Spaniern liefert er sich ein Gefecht mit Don Julian, bei welchem dieser den Kürzeren zieht und mit seinem Schiff untergeht. Dies ist jedoch erst der Anfang, denn der Kampf gegen die Franzosen steht noch bevor.

Zu allem Überfluss verliebt Hornblower sich in Lady Barbara, welche vor dem grassierenden Gelbfieber auf der Flucht ist. Hornblower nimmt sie anfangs notgedrungen auf seinem Schiff auf, da sie auf schnellstem Wege nach England zurück möchte. Als sie schwer krank wird, pflegt Hornblower sie liebevoll wieder gesund. Auch sie beginnt, Gefühle für ihn zu hegen. Jedoch scheint ihre frische Liebe aussichtslos, da beide bereits vergeben sind …

Was zu sagen wäre

Der Film bringt uns zurück in eine Zeit, als wir uns noch nicht via Telefon oder abendliche Fernsehnachrichten über Geschehnisse am anderen Ende der Welt informieren konnten. Als Horatio Hornblower mit seiner Besatzung nach sieben Monaten auf See seine Mission erfüllt und dem despotischen Fürsten Don Julian Alvarado Waffen und Munition gegen die Spanier übergeben hat, weiß er nicht, dass sein England und Spanien seit einigen Monaten nun Verbündete sind. Plakatmotiv: Des Königs Admiral (1951) Die politischen Verhältnisse wechselten im frühen 19. Jahrhundert noch sehr schnell, schneller, als sich Nachrichten darüber verbreiten konnten.

Was heute leicht einen neuen Krieg auslösen könnte – plötzlich Verbündete zu überfallen – braucht in der Welt der tapferen Seefahrer nur einen Captain Hornblower – ein strenger Captain, integrer Menschenführer und cleverer Offizier. Gregory Peak spielt ihn und beweist, dass er für Uniformrollen geboren ist (Der Scharfschütze – 1950; Der Kommandeur – 1949; Der Fall Paradin – 1947; Duell in der Sonne – 1946; Ich kämpfe um dich – 1945; "Days of Glory" – 1944). Sein Captain macht keine Fehler. Manchmal fehlen ihm die Worte, dann räuspert er sich vernehmbar und glaubt, dass niemand das mitbekommt. Dabei machen sich seine Offiziere längst über seine steife Haltung lustig – natürlich bei allem Respekt dem erfolgreichen Seemann und Abenteurer gegenüber. Um die hohe Qualität dieses Helden zu unterstreichen, führt das Drehbuch gleich zu Beginn den Matrosen Quist ein, einen breitschultrigen Typen mit rotem Haar und rotem Bart, der über die Zustände an Bord – sieben Monate auf dem Meer, Proviant geht zur Neige – motzt. Der Mann wirkt, wie ein geschundener Teddybär, der kurz vor der Meuterei steht. Natürlich meutert er nicht und als ihn Hornblower bei einem hitzigen Kanonengefecht mit seinem Namen ruft und ihn so vor einem herabfallenden Mast rettet, ist Quist endgültig bekehrt und mausert sich im restlichen Film zum loyalen Vorzeigematrosen, jederzeit bereit, für seinen Captain in die Bresche zu springen.

Die Quistfigur ist wichtig, um dem Zuschauer schnell klar zu machen, dass das Leben auf hoher See keine Schwachheiten und Lockerheit duldet. Einmal lässt der Captain einen Matrosen auspeitschen, eigentlich wider seinen Willen. Aber einer seiner Offiziere hatte dem Matrosen mit der Peitsche gedroht, und nun sieht sich Hornblower, will er nicht die Autorität seiner Offiziere untergraben, gezwungen, entsprechend hart durchzugreifen, obwohl er weiß: „Die Peitsche macht einen schlechten Mann schlechter. Und einen guten Mann schlecht.“ Als Captain steht er hinter den Entscheidungen seiner Offiziere. Aber er hat die Erfahrung, um zu wissen, dass die Peitsche die falsche Art von Gehorsam erzwingt. Hornblower drillt seine Leute lieber und bildet sie aus, damit sie im entscheidenden Moment wissen, was sie zu tun haben. In den späteren Schlachten, die zu schlagen sind, erleben wir Hornblowers Männer als gut ausgebildete Seeleute, die dadurch immer als Gewinner aus der Schlacht hervorgehen – „Der Mann navigiert wie ein Gott!“, staunt sein erster Offizier Mr. Bush.

Raoul Walsh ("Maschinenpistolen" – 1949; Entscheidung in der Sierra – 1941; Nachts unterwegs – 1940; Die wilden Zwanziger – 1939) greift bei diesem Abenteuerfilm zum großen Besteck. Für die Dreharbeiten setzt er zwei voll aufgetakelte Schiffe und drei weitere beinahe vollständige Schiffe ein. Er inszeniert große Seeschlachten und die schweißtreibende Arbeit an Bord, wenn Flaute ist. Und er bringt eine Frau in kostbaren Gewändern an Bord – ein Filmheld braucht schließlich eine Frau an seiner Seite. Plakatmotiv: Des Königs Admiral (1951) Lady Barbara wird gespielt von Virginia Mayo, blond, apart, etwas schnippisch und nicht auf den Mund gefallen, die in jenen Jahren in vielen Raoul-Walsh-Filmen spielte und die 1946 mit dem Film "Die besten Jahre unseres Lebens" (sieben Oscars) ihren wohl größten Erfolg verbuchte.

Der Film basiert auf den drei Romanen "Der Kapitän" (1937), An Spaniens Küsten (1938) und Unter wehender Flagge (1938) aus der Romanserie um den fiktiven Seehelden Horatio Hornblower von Cecil Scott Forester. Das sieht man dem Film an. Einen durchgehend roten Faden, mal abgesehen von der Lady-Barbara-Romanze hat er nicht. Tatsächlich hat man den Eindruck, drei Teilen einer Fernsehserie zuzusehen, erst ein Abenteuer im Pazifik gegen einen ungebildeten Despoten, der die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen hat, sich aber El Supremo – Der Allmächtige – nennen lässt. Er läuft in bunten Uniformen herum und foltert seine Untergebenen. Die Botschaft: Die Menschen in Mittel- und Südamerika sind alles Wilde, denen die westliche Zivilisation Manieren beibringen muss (als der Film entsteht, haben sich die USA gerade auf einen Krieg in Korea eingelassen, das sie vor Kommunisten bewahren wollen). Die zweite Folge der imaginären TV-Serie wäre die Romantik. Wir erfahren, wem die Lady in England versprochen ist und lernen nebenbei, das Horatio Hornblower verheiratet ist. Als er von dem Pazifikeinsatz heimkehrt und seine Frau im Kindbett verstorben ist – wo sie einen properen Sohn hinterlassen hat – erfahren wir, dass die beiden 15 Jahre verheiratet und aber nur etwa 15 Monate „beisammen“ waren, „ein Weihnachten, zwei Geburtstage, aber ich beklage mich nicht“, schreibt die Verstorbene in einem Abschiedsbrief. „Ich weiß, dass Deine Liebe zu mir nicht tief war. Aber das hast Du mich nie fühlen lassen. Und dafür bin ich Dir dankbar. Du hast mich geheiratet, weil ich Dich liebte. Und weil ein Seemann einen Menschen braucht, zu dem er heimkehrt.“ Selig sei die Frau, treuherzig und gut. Da fließt ein wenig Kitsch aus den Lautsprecherboxen, der auch deutlich macht, wie das Liebesleben eines Seemannes so aussah. In der dritten TV-Folge schließlich gibt es noch ordentlich Action an der spanischen Küste gegen die bunter uniformierten aber weniger cleveren Franzosen.

"Des Königs Admiral", der im Film noch gar kein Admiral ist, ist ein prachtvoller Abenteuerfilm mit wuchtigen Szenen, ein Monumentalfilm mit romantischem Geplänkel und donnernden Kanonen.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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