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Plakatmotiv: Der Kommandeur (1949)

Großes Drama über den Krieg und
seine verzweifelnden Protagonisten

Titel Der Kommandeur
(Twelve O'Clock High)
Drehbuch Sy Bartlett & Beirne Lay Jr.
nach dem Roman von Beirne Lay Jr. & Sy Bartlett
Regie Henry King, USA 1949
Darsteller

Gregory Peck, Hugh Marlowe, Gary Merrill, Millard Mitchell, Dean Jagger, Robert Arthur, Paul Stewart, John Kellogg, Robert Patten, Lee MacGregor, Sam Edwards, Roger Anderson u.a.

Genre Krieg, Drama
Filmlänge 132 Minuten
Deutschlandstart
31. Januar 1958
Inhalt

Der alte Harvey Stovall unternimmt eine Reise nach England und besucht dort den stillgelegten Militärflughafen Archbury. Doch Stovall war schon einmal hier. Vor Jahren, als der Zweite Weltkrieg mit all seinem Schrecken über Europa rollte.

Harvey war damals Gruppenadjutant in einer amerikanischen Bomberstaffel, die täglich Einsätze über Nazideutschland geflogen ist. Die Moral der Soldaten war nicht gut, denn die Alliierten mussten herbe Verluste wegstecken. Als die Einheit bei einem Einsatz fünf Flugzeuge mit 50 Männern verliert und der Kampfgeist der Gruppe zu zerbrechen droht, wird ihr Chef, der beliebte Colonel Davenport, vom Geschwaderkommandeur abgelöst. Man wirft ihm zu viel Mitgefühl für seine Männer und mangelndes Durchsetzungsvermögen vor, weil er sich bei Fehlern der Besatzungen zu verständnisvoll zeigt.

An seine Stelle tritt Brigadegeneral Frank Savage, ein erfahrener Flieger, der allerdings zuletzt mit Schreibtischaufgaben betraut war. Er soll die Moral der Gruppe und ihre Kampffähigkeiten wiederherstellen. Plakatmotiv (US): Twelve O'Clock High – Der Kommandeur (1949) Er tut das auch mit ziemlich drastischen Mitteln, fordert Disziplin ein und verhängt harte Strafen.

Besonders hart geht er mit dem Einsatzoffizier der Gruppe, Lieutenant Colonel Gately, Sohn eines angesehenen Generals, ins Gericht. Savage hält ihn für einen Feigling und Drückeberger und degradiert ihn zum einfachen Piloten, um ihm dann die jeweils leistungsschwächsten Männer für seine Maschine zuzuteilen. Für die Einheit setzt Savage neben den Einsatzflügen ein hartes, Kräfte zehrendes Trainingsprogramm an.

Bei den Besatzungen staut sich mehr und mehr der Hass auf den mitleidlosen Schleifer Savage an. Als das harte Vorgehen ihres Kommandeurs aber bei den nächsten Einsätzen schließlich Wirkung zeigt und die Verlustrate tatsächlich zurückgeht, fassen die Männer allmählich Vertrauen in den Menschen Savage und seine Methoden. Es entsteht eine eigenartige Beziehung zwischen dem harten Befehlshaber und seinen Untergebenen …

Was zu sagen wäre

Ein Film über einen Kampf im Krieg, der sich nicht gegen den äußeren Feind richtet, sondern gegen den, salopp gesagt Inneren Schweinehund in der eigenen Truppe. Henry King besucht einen geschlossenen Kosmos: Soldaten, die auf gefährlichen Missionen jeden Tag ihr Leben riskieren. Warum tun die das? Es sind junge Männer, Anfang, Mitte 20. Was treibt sie, sich in Himmelfahrtskommandos zu stürzen? Moral? Der Glaube an eine gerechte Sache? Oder die Angst vor Strafe durch die vorgesetzten Offiziere, die an wenig lebensbedrohenden Schreibtischen diese Einsätze planen?

General Frank Savage ist überzeugt, die jungen Männer müssen mit harter Hand geleitet werden. „Ihre Loayalität gehört allein Ihrer Einheit. Wenn Sie aus der Formation ausbrechen, um Ihrem Zimmernachbarn beizustehen, gefährden Sie die Staffel.“ Natürliche Schwächen wie Freund- oder Kameradschaft hält aber für kontraproduktiv. „Es herrscht Krieg. Es wird scharf geschossen.“ Gregory Peck (Der Fall Paradin – 1947; Duell in der Sonne – 1946; Ich kämpfe um dich – 1945) spielt diesen harten Knochen in all seinen Facetten. Er ist im privaten Umgang kein Unmensch. Er hört zu, wägt ab. Aber als Befehlshaber verlangt er Ordnung und eiserne Disziplin. Die Frage, warum tun junge Männer so etwas ist das Thema dieses Films, nicht aber seine Erzählung.

Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der lernen muss, dass das mit dem vermeintlich zu einfachen Befehl und Gehorsam eben so einfach gar nicht ist. Der Kommandeur darf seine Männer zwar jederzeit in ein Himmelfahrtskommando schicken. Er darf sich aber nicht wundern, wenn die dann auf ihrer Mission versagen, weil sie nicht wissen, was sie da eigentlich tun. Plakatmotiv (US): Twelve O'Clock High – Der Kommandeur (1949) Wie der strenge General nach und nach die Köpfe und Herzen seiner Männer gewinnt und dabei selbst Rückschläge erleidet, das ist die Geschichte dieses Films, der sie mit überraschend wenig Pathos und ganz ohne Kitsch tut. Henry King inszeniert diesen Film vier Jahre nach dem aus US-Sicht erfolgreichen Ende des Zweiten Weltkrieges. Er verzichtet auf Fanfaren, verzichtet auf flatternde Star-spangled-Banner, errichtet lieber ein ruhig gebautes Denkmal ohne brodelnden Score für die US-Soldaten, die in dem noch nicht so lang zurückliegenden Krieg gekämpft und ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.

Der Deutsche ist der Feind. Aber er taucht nicht als schneidige Generalität mit Narbe im Gesicht auf, sondern nur einmal in einer Radioansprache, die die US-Truppen verunsichern soll – psychologische Kriegführung. Und natürlich tauchen ein paar Kampfflugzeuge mit deutscher Kennung auf. Aber auch hier hält sich Henry King lange zurück. Drei Viertel des Films spielen auf der Airbase der 918th Bombardment Group. Es geht um Psychologie, um Menschenführung, um das richtige Maß im Miteinander, wenn eine gemeinsame Aufgabe gemeistert werden soll – hier ist es ein Krieg; der Film könnte aber auch in einem Autohaus, in einem Bürokomplex oder einer Schule im Problemkiez spielen. Die Fragen einer gut ausgewogenen Führung sind letztlich immer die gleichen.

Und sie brauchen nirgendwo Bombengetöse. Das kommt erst zum großen Finale, für das King auf Originalaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgreifen kann. Bei diesen Filmaufnahmen handelt es sich um Originalaufnahmen, die an Bord der Fliegenden Festungen entstanden oder aus den Schießkameras deutscher und alliierter Jagdmaschinen stammen.

Der Film, dessen Originaltitel "Twelve O’Clock High" sich auf die von deutschen Jagdfliegern beim Angriff auf Bomberverbände zumeist angewandte Taktik des Frontalangriffs aus überhöhter Position bezieht, ist ein spannendes psychologisches Drama, ein fesselndes Soldaten-Porträt, das Einblick in eine (glaubhafte erzählte) Armee liefert – und zu längerer Diskussion über das Für und Wider von Befehl und Gehorsam sowie über die Sinnhaftigkeit militärischer Einsätze einlädt.

Wertung: 7 von 7 D-Mark
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