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Plakatmotiv: Robin Hood – Helden in Strumpfhosen (1993)

Ein fröhlicher Klamauk, in dem die
besseren Witze nicht durchdringen

Titel Robin Hood – Helden in Strumpfhosen
(Robin Hood: Men in Tights)
Drehbuch Mel Brooks & Evan Chandler & J.D. Shapiro
Regie Mel Brooks, Frankreich, USA 1993
Darsteller

Cary Elwes, Richard Lewis, Roger Rees, Amy Yasbeck, Mark Blankfield, Dave Chappelle, Isaac Hayes, Megan Cavanagh, Eric Allan Kramer, Matthew Porretta, Tracey Ullman, Patrick Stewart, Dom DeLuise, Dick Van Patten, Robert Ridgely u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
9. Dezember 1993
Inhalt

Robin von Loxley wird bei den Kreuzzügen unter König Richards Fahne gefangen genommen und ins Verlies gesperrt. Mit Hilfe eines arabischen Mitgefangenen namens El Niesreiz gelingt ihm die Flucht. Beim Abschied verspricht er ihm, sich um dessen Sohn Hatschi zu kümmern, der sich zur als Austauschstudent in England aufhält.

Während König Richard auf den Kreuzzügen war, hat sich dessen Bruder, der kaltherzige Prinz John selber zum Alleinherrscher über England ernannt. Mit Unterstützung des skrupellosen Sheriffs von Nuttingham unterdrückt er das arme Volk und beutet es nach Strich und Faden aus.

Als Robin zu seinem Schloss zurück kehrt, erfährt er von Blinzler, dass seine Eltern gestorben sind. Gemeinsam mit Little John und Will stellt er sich den reichen Emporkömmlingen …

Was zu sagen wäre

Jetzt singen sie im Sherwood Forrest. Die Männer um Robin Hood, jenem legendären Rächer der Enterbten, tragen jetzt Einheitsklamotten – Lederwams, weißes Hemd, grüne Strumpfhosen – und sind Bühnentauglich für ein Musical. Mel Brooks (Das Leben stinkt – 1991; Frühling für Hitler – 1967) hat sich den grünen Bogenschützen zur Brust genommen. Und wer seine Verarbeitungen früherer Klassiker kennt (Spaceballs – 1987; Mel Brooks – Die verrückte Geschichte der Welt – 1981; Höhenkoller – 1977; "Mel Brooks letzte Verrücktheit – Silent Movie" – 1976; Frankenstein Junior – 1974), der weiß, dass es ohne Flatulenzwitze und schmerzhafte Tritte in die Weichteile auch im Sherwood Forrest nicht abgehen wird.

Als Aufhänger hat sich Brooks Kevin Costners Robin Hood – König der Diebe (1991) genommen; damit hat er eine Storyline, in die er mit seiner Anarchie in vollem Galopp hineingrätscht. Prinz John hat einen Leberfleck, der in jeder neuen Szene an einer anderen Stelle im Gesicht. sitzt. Der Sheriff von Nuttingham (im Original ist es der Sheriff of Rottingham) hat einen Sprachfehler, vertauscht beim Sprechen schon mal Buchstaben: „Zuschlagey hat wieder geloxlen!“ „Was?“ „Loxley hat wieder zugeschlagen.“ An diesem Punkt fällt es schwer, den Film objektiv zu bewerten, denn vieles geht in der deutschen Synchronfassung verloren.

Dieser Robin Hood preist sich im englischen Original dafür, dass er genuines Englisch spricht. Das ist ein Tritt gegen Costners Robin Hood, der deutlich mit einem amerikanischen Akzent spricht. Akzente kann man nicht übersetzen, schon die Afroamerikaner in Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980) von den ZAZ-Freunden sprachen im Original einen schwer verständlichen Dialekt (Jive); in der deutschen Fassung sprachen sie schwer verständliches Bairisch. Im vorliegenden Fall haben sich die deutschen Übersetzer mit einem Sprachwitz ausgeholfen: An der Stelle, an der im Film der Lobgesang auf Robins akzentfreie Sprache kommt, sagt Robin, dass er, im Gegensatz zu einem anderen Robin Hood, den Produzenten keine fünf Millionen „costnert“. Plakatmotiv (US): Robin Hood – Men in Tights (1993) Ein schlimmstenfalls schaler Witz, bestenfalls geht er im Getümmel der Prügelei, die gerade im Gange ist, unter. Um den deutschen Synchronmalus einigermaßen wettzumachen, hat das Studio viele Synchronsprecher geholt, die wieder die Rolle sprechen, die sie in der persiflierten Costner-Vorlage schon hatten. Da spricht dann Patrick Stewart als König Richard, an anderer Stelle der eloquente Captain Jean-Luca Picard vom Raumschiff Enterprise, plötzlich mit der Stimme von Gert Günther Hoffmann, der die deutsche Stimme unter anderen von Sean Connery ist, der in Costners "Robin Hood" die Richard-Rolle hatte – im Original spricht Stewart den englischen König mit breitem schottischen Dialekt (wie Connery).

Der Robin Hood dieses Films ist zu Beginn ein gespreizter Langweiler, eitel und selbstgefällig. Cary Elwes (Bram Stokers Dracula – 1992; Hot Shots!–- Die Mutter aller Filme – 1991; Tage des Donners – 1990; Die Braut des Prinzen – 1987) spielt das überdreht und theatralisch wie der alte Errol Flynn in der Hood-Rolle. Als er die Männer im Sherwood Forrest auf die kommenden Kämpfe einschwören will, in jedem Film dieser Art eine der Szenen, in denen die Fanfaren mit jedem Satz ein wenig mehr anschwellen, schlafen die Männer vor ihm im Stehen ein. Robin hatte sich aus verschiedenen Reden Winston Churchills bedient („Wir kämpfen auf Meeren und Ozeanen. (…) Niemals werden wir uns ergeben.“ – „Noch niemals hatten so viele so vieles so wenigen zu verdanken.“). Das muss dann sein schwarzer Patensohn wieder gerade rücken: Mit den (abgewandelten) Worten des schwarzen Bürgerrechtlers Malcom X („Wir sind nicht auf dem Wald von Sherwood gelandet. Nein, der Wald von Sherwood ist auf uns gelandet!“) rüttelt er die Männer wieder wach. Einer der wenigen politischen Seitenhiebe Mel Brooks' in diesem Film, wenn man mal von der hochpolitischen Geschichte selbst absieht, in der es um einen Usurpator, seine Handlanger und die Ausbeutung des Volkes geht, die als nicht hinnehmbar und auch ökonomisch unvernünftig dargestellt wird. Mehr Spaß hat Brooks an Beschneidungsgags und Keuschheitsgürtelwitzen. Und die Filmtechnik bekommt wieder ein paar Tritte ab – Kameras donnern in die Kulisse, beim Schwertduell haut einer der Kämpfer einem Techniker sein Brötchen aus der Hand; gleich zu Beginn beklagen sich die Einwohner des kleinen Dörfchens, dass jedes Mal beim Vorspann zu einem Robin-Hood-Film ihre Hütten von Bogenschützen abgefackelt werden und verlangen, dass das aufhört.

Der Film ist ein fröhlicher Spaß mit vielen Anspielungen auf Klassiker der Kinogeschichte mit zu viel Klamauk, der ein paar schöne Gags übertönt. 13 Jahre, nachdem Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug im Genre der Filmparodie zum Goldstandard wurde, wirkt "Robin Hood: Men in Tights" auffallend altbacken.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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