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Plakatmotiv: Knock at the Cabin (2023)

Eine spannende Story,
in einem unfertigen Film

Titel Knock at the Cabin
(Knock at the Cabin)
Drehbuch M. Night Shyamalan & Steve Desmond & Michael Sherman
nach dem Roman "The Cabin at the End of the World" von Paul Tremblay
Regie M. Night Shyamalan, USA, China 2023
Darsteller

Dave Bautista, Jonathan Groff, Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird, Ben Aldridge, Abby Quinn, Kristen Cui, McKenna Kerrigan, Ian Merrill Peakes, Denise Nakano, Rose Luardo, Billy Vargus, Satomi Hofmann, Tim Liu, Lee Avant, Odera Adimorah, Kat Murphy, Kittson O'Neill u.a.

Genre Horror, Thriller
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
9. Februar 2023
Website universalpictures.com/knock-at-the-cabin
Inhalt

Das Paar Eric und Andrew macht Urlaub mit seiner 7-jährigen Adoptivtochter Wen in Pennsylvania. Die Väter haben eine abgelegene Waldhütte in der Nähe eines Sees gemietet. Die Familie verbringt eine unbeschwerte Zeit in der Natur, bis Wen ein kräftiger, tätowierter Mann im Wald begegnet. Er stellt sich ihr als Leonard vor und gibt an, dass er den Auftrag erhalten habe, sich mit Wen und ihren Vätern anzufreunden. Ein weiterer Mann und zwei Frauen folgen ihm, eine davon mit einer Art Spitzhacke und einem Hammer an einer Kette bewaffnet.

Nach kurzer Gegenwehr sitzen Eric und Andrew gefesselt auf Stühlen, Wen versteckt sich verängstigt hinter ihnen.

Aber die vier so unterschiedlichen Eindringlinge planen keine Gewalttat. Im Gegenteil, es scheint ihnen unglaublich unangenehm zu sein, was sie hier tun. Sie seien selbst nur normale Bürger aus normalen Leben und seien erst durch Visionen zueinander gebracht worden, um die bevorstehende Apokalypse aufzuhalten und nun müssten sie die junge Familie dazu bewegen, eine unmögliche Entscheidung zu treffen: Wenn nicht einer von ihnen freiwillig aus dem Leben scheidet, werde die Menschheit untergehen …

Was zu sagen wäre

Das sind komische Einbrecher, die da die Türen eintreten und die einsame Waldhütte besetzen und deren Bewohner an Stühle fesseln. Wir haben vielleicht noch Michael Hanekes Funny Games (1997) im Kopf, wenn wir die Ausgangssituation lesen: Eindringlinge in eine Ferienhütte. Aber diese Eindringlinge hier sind ausgesprochen höflich, weinen beinah vor Scham über das, was sie da tun. Plakatmotiv: Knock at the Cabin (2023) Das macht sie für den Zuschauer nahbarer, auch wenn die beiden Familienväter gefesselt auf ihren Stühlen sitzen; auch wenn einer der vier Eindringlinge, gespielt von dem rothaarigen Rupert Grint, der vor 20 Jahren den besten Freund von Harry Potter gespielt hat, ein vor Aggressionen brodelnder Prolet ist. Der Wortführer der Vier wird gespielt von Ex-Wrestler Dave Bautista, der in Hollywood gerade durchstartet und in seinen bisherigen Filmen immer auf der sonnigen, positiven Seite besetzt worden ist (Glass Onion: A Knives Out Mystery – 2022; Thor: Love and Thunder – 2022; Dune – 2021; Avengers: Endgame – 2019; Blade Runner 2049 – 2017; Guardians of the Galaxy Vol. 2 – 2017; James Bond 007: Spectre – 2015; Guardians of the Galaxy – 2014). Bautista spielt Leonard, einen Grundschullehrer mit höflichen Umgangsformen, der deshalb so gerne mit Kindern arbeitet, weil man die nie anlügen dürfe.

Also eigentlich sind wir im Kinosessel schnell eher auf der Seite der Eindringlinge – ganz anders, als bei Hanekes Film – und fürchten, dass die Eindringlinge recht haben könnten. Sondersendungen im Fernsehen weisen zwischendurch immer auf neue, bisweilen rätselhafte Katastrophen hin – „Plagen“ nennt sie Leonard. Mal ist es ein Tsunami, der die Ostküste der USA heimsucht, mal ein Virus, das alle Kinder unter 10 Jahre tötet. Einmal fallen mehrere hundert Passagierflugzeuge aus dem Himmel und zerschellen in Großstädten. Das schwule Paar, das, wie wir in beiläufig eingestreuten Rückblenden erfahren, so viele Schwierigkeiten mit Eltern, Adoptionsbehörde, Homophoben durchmachen musste, wird als spießig, sehr im American Way of Life beheimatet dargestellt – der eine ein engagierter Menschenrechtsanwalt, der andere ein weichherziger Mann mit bei dem Überfall auf die Ferienhütte zugezogener Gehirnerschütterung. Natürlich wollen wir nicht, dass da einer den anderen tötet, um eine abstrakte Welt vor wenig glaubhafter Auslöschung zu bewahren. Aber Urlaub in einer Hütte wollte man mit den Langweilern auch nicht machen. Natürlich würde die Geschichte auf der Leinwand wohl nicht erzählt werden, wenn es so einfach wäre, wie das gefesselte Elternpaar es sich macht – verleugnen, das Offensichtlich he nicht sehen. Kurz: Hier höfliche, weinerliche Eindringlinge, da spießige Opfer. Plakatmotiv: Knock at the Cabin (2023) Das ist eine clevere Ausgangssituation für einen Film, in dem sich von der Gesellschaft verfolgte Schwule für das Überleben eben dieser Gesellschaft aus dem Leben schießen sollen. Wenn da bloß nicht das Medium Film dazwischen käme.

Die Geschichte ist die Verfilmung des Romans "The Cabin at the End of the world" und mit der Ortsangabe im Titel ist nicht ein abgelegener Ort am Arsch der Welt gemeint, sondern tatsächlich das Ende der Welt. In seinem Erscheinungsjahr 2019 war das Buch ziemlich erfolgreich, Sein Autor Paul Tremblay wurde von der Horror Writers Association sogar mit dem "Bram Stoker Award" ausgezeichnet. Klar, dass sein Buch verfilmt werden würde.

90 Prozent des Films spielen in dieser Waldhütte, in der sich der Suspense in Grenzen hält, denn die Eindringlinge haben ganz und gar nicht vor, den Gefesselten Gewalt anzutun. Tatsächlich tun sie sich selbst Gewalt an, wenn die Gefesselten nicht entscheiden, einen der Ihren zum Wohle der Menschheit aus dem Leben zu drücken. Zwar ist M. Night Shyamalan als Regisseur eines Films durchaus in der Lage, mit visuellen Mitteln Spannung zu erzeugen. Aber die Geschichte bleibt eine, die aufgeschrieben mehr Spannung erzeugt. Zumal das Finale einfach diffundiert.

Shyamalans Film könnte gut in einen Wettbewerb treten mit Jordan Peels Nope aus dem letzten Jahr. Das war auch so ein schöner, auch spannender, aber vor allem nostalgischer Film, der an die Gruselfilme erinnerte, die in meiner frühen Jugend am Freitagabend um 22.20 Uhr als "Der phantastische Film" im ZDF liefen – B-Filme aus den 50er Jahren. "Knock at the Cabin" ist rätselhaft, also spannend. Und gruselig. Aber er beeindruckt nicht, überrascht nicht. Gibt aber auf dem Weg ins Bett interessante Fragen mit: Würde ich ..? Für das Überleben der Menschheit ..? Diese Frage warf schon die Romanvorlage auf. M. Night Shyamalan fügt mit seinem Film keine weitere Frage hinzu.

Wertung: 4 von 8 €uro
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