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Plakatmotiv: Damsel (2024)

Die moderne Prinzessin braucht keinen
Prinzen mehr – sie hat eine Drachendame

Titel Damsel
(Damsel)
Drehbuch Dan Mazeau
Regie Juan Carlos Fresnadillo, USA 2024
Darsteller

Millie Bobby Brown, Ray Winstone, Angela Bassett, Brooke Carter, Nick Robinson, Robin Wright, Milo Twomey, Nicole Joseph, Patrice Naiambana, Ulli Ackermann, Mens-Sana Tamakloe, Ezra Faroque Khan, Tasha Lim, Brogan Mcfarlane, Sonya Nisa, Esther Odumade, Margarita Ren, Eloise Shephard Taylor u.a.

Genre Fantasy, Abenteuer
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
8. März 2024 (Streaming)
Inhalt

Prinzessin Elodie wird an einen Prinzen namens Henry aus einem fernen Königreich verheiratet, ohne dass sie weiß, was sie erwartet. Eine märchenhafte Zukunft steht ihr jedoch nicht bevor, eher das Gegenteil. Der König und die Königin des Nachbarlandes haben nämlich einen perfiden Plan ausgeheckt, in dem die Prinzessin ihr Leben hergeben soll, um das Reich vor dem Zorn eines gefräßigen Drachens zu retten.

Als Elodie herausfindet, dass sie dem Untier geopfert werden soll, ist sie schockiert und landet auch schon bald in der großen Höhle des Monsters. Da es weit und breit keine wahren Ritter gibt, die sie retten könnten, nimmt Elodie ihr Schicksal kurzerhand selbst in die Hand und sucht nach einem Weg in die Freiheit …

Was zu sagen wäre

Der Filmtitel "Damsel" ist mit Bedacht gewählt. Die Damsel bezeichnet im englischen die Maid, die Jungfrau, was hier nicht weiter von Belang wäre, wenn die Damsel im Märchen – oder im Fantasyfilm – nicht meistens mit dem Zusatz "in distress" gekoppelt wäre. Dann ist übersetzt sie die Jungfrau in Nöten oder gar die Verfolgte Unschuld, die von einem strahlenden Prinzen errettet werden wird, der sie dann zum Traualtar führt und wenn sie nicht gestorben sind …

In "Damsel" gibt es einen solchen Prinzen nicht. Es gibt einen Prinzen im heiratsfähigen Alter, aber der ist eine feige Socke, seinen Eltern hörig. In "Damsel" ist die Damsel auf sich selbst angewiesen. Im 21. Jahrhundert befreit sich die Jungfrau in Nöten aus ihren Nöten selbst.

Es ist ein wunderbarer Film. Einerseits zeigt er gar nichts Neues. Da ist ein schmuckes Königreich mit goldenen Türmen in romantischer Hügellandschaft mit Seeanschluss. Da ist eine arrangierte Hochzeit, die allen Beteiligten Wohlstand bringen soll. Und dann gibt es da einen bösen Drachen, der das Volk in seinen goldenen Türmen bedroht.

Andererseits aber zeigt der Film, nun ja, wenigstens gewisse Anpassungen an die Zeitläufte. Das goldene Königreich stellt sich als verrottet und auf Betrug aufgebaut heraus. Plakatmotiv: Damsel (2024) Die arrangierte Hochzeit überdauert das Die Braut auf Händen tragen nicht, denn der Prinz schmeißt die Braut kurz nach den Feierlichkeiten in einen Abgrund dem Drachen zum Fraß vor. Und einen zweiten Prinz zur Rettung der Prinzessin gibt es dann nicht. Die Prinzessin, die Damsel, wird sich also selber helfen müssen. Und das tut sie dann auch.

Nein, wenn man im filmhistorischen Seminar an der Filmakademie dereinst diesen Film nicht kennt, fällt man nicht unangenehm auf. Er ist nur ein durch Algorithmen entwickeltes Produkt des Streaminganbieters Netflix. Dort weiß man durch minutengenaue Auswertung des Zuschauerverhaltens, dass Prinzessinnen auf dem Vormarsch, Drachen als gute Freunde gewünscht sind und Königreiche nie halten, was sie versprechen.

In "Damsel" nimmt die Damsel ihr Schicksal folgerichtig selbst in die Hand. Und nicht nur das. Sie kann sich auf die Informationen zahlreicher Vorgängerinnen verlassen, die ihr Schicksal teilten und in einer sicheren Ecke der Drachenhöhle überlebenswichtige Informationen in die Wand geritzt haben – eine Art Schwesternschaft, die zusammen hält, auch wenn sie selbst danach dem Drachenfeuer zum Opfer fielen. Gespielt wird die taffe Prinzessin von Millie Bobby Brown, die dem Algorithmus von Netflix auch gut gefallen wird, sind doch die (Netflix-)Filme und Serien, in denen sie auftaucht, gern gesehene Stücke (Enola Holmes 2 – 2022; Godzilla vs. Kong – 2021; Enola Holmes – 2020; Godzilla II: King of the Monsters – 2019). In Netflix' Serienhit "Strange Things" spielt sie die "Eleven". Und schon damals in der ersten Staffel machte sie deutlich, dass sie nicht so auf Opferrollen steht. Browns Mädchen, kleine Schwestern und Prinzessinnen sind smarte Streiterinnen gegen das übermächtig erscheinende Böse.

"Damsel" ist trotz manch blutiger Szene leichte Kost. Weil es vorhersehbar ist. Klar: Der Film setzt Frauen auf der Heldenliste nach oben. Hier gibt es die wie immer böse Königin und Schwiegermutter. Aber der stehen dann statt HELD und DRACHE eine Kämpferin und ein betont weiblicher Drache gegenüber. Die Storyline ist dann ähnlich der, die Generationen von männlichen Helden und Rittern schon durchgemacht haben: Die Heldin überdauert zahlreiche Verletzungen, arrangiert sich mit den Selbstheilungskräften der Natur – was Männer nie machen könnten, weil ihnen in 100 Jahren Kino der Zutritt dazu fehlte – und segelt schließlich im Sonnenuntergang in die weite Welt hinaus.

"Damsel" ist ein aufregendes Märchen, das für sich auf dem Filmplakat in Anspruch nimmt, natürlich gar kein Märchen zu sein.

Wertung: 5 von 8 €uro
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