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Plakatmotiv: Sayonara (1957)

Farbenprächtiger Eskapismus,
der schlecht gealtert ist

Titel Sayonara
(Sayonara)
Drehbuch Paul Osborn
nach dem gleichnamigen Roman von James A. Michener
Regie Joshua Logan, USA 1957
Darsteller

Marlon Brando, Patricia Owens, Red Buttons, Miiko Taka, James Garner, Ricardo Montalban, Martha Scott, Miyoshi Umeki, Kent Smith, Douglass Watson, Reiko Kuba, Soo Yong, Shochiku Kagekidan Girls Revue, Peter Brown, Jane Chung, Carlo Fiori, Dennis Hopper, Kenner G. Kemp u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 147 Minuten
Deutschlandstart
27. Februar 1958
Inhalt

Während des Koreakrieges werden einige amerikanische Soldaten auf Fronturlaub nach Japan geschickt. Nach Kobe versetzt wird auch Lloyd Gruver, Major der Luftwaffe. Die Soldaten treffen hier auf eine ihnen unbekannte Welt; die asiatische Lebensart und Denkweise ist ihnen fremd. Vorbehalte gegenüber der einheimischen Bevölkerung hegt nicht nur Lloyd Gruvers Vater, ein Vier-Sterne-General; die Haltung findet sich in der militärischen Regelung wieder, die Eheschließungen mit Asiatinnen untersagt.

Lloyd wird ein Schreibtischjob unter dem Befehl eines Vertrauten seines Vaters, des Drei-Sterne-Generals Webster, übertragen. Lloyd ist mit Websters Tochter Eileen verlobt, doch ihre Lebenseinstellungen sind zu unterschiedlich, als dass er tiefe Gefühle für sie hegen könnte. Trotz des allgemeinen Ressentiments gegen die asiatische Bevölkerung gibt er dem Wunsch seines Ordonnanzoffiziers Joe Kelly nach und dient als Trauzeuge bei dessen Hochzeit mit der Japanerin Katsumi. Die Reaktion von General Webster darauf lässt nicht lange auf sich warten. Es wird für Lloyd nicht leichter, als er sich selbst in die schöne Hana-Ogi verliebt und er all seine Vorbehalte herausgefordert sieht …

Was zu sagen wäre

Zwei Kulturen treffen aufeinander, in diesem Fall die des US-amerikanischen Militärs und die japanische. Beide pflegen in den 50er Jahren eine Beziehung, die noch sehr geprägt ist vom Zweiten Weltkrieg, Pearl Harbor und den Atombomben. Ich selbst bin noch drei Jahre nicht geboren, als der Film in Deutschland startet; ich sehe ihn in den späten 80er Jahren im Fernsehen. Das macht es schwer, den zeithistorischen Kontext zu sehen, der dem zehnfach nominierten Film vier Oscars eingebracht hat.

Mit "Sayonara" nach der Romanvorlage von James A. Michener hat Joshua Logan (Bus Stop – 1956) ein farbenprächtiges Vehikel für ein paar Stunden Eskapismus vom harten Alltag inszeniert. Wir erleben exotische Schauplätze – gedreht wurde vor Ort in Japan –, exotische Kostüme, fremdartige Theateraufführungen, kernige Männer und unterwürfige Frauen, die ihren Platz in der Welt noch genau kennen – anders, als die US-Frauen. Die Hauptfigur ist Major Gruver, ein durch familiäre Herkunft und West Point-Erziehung gestählter, strammer Offizier der US-Luftwaffe, der loyal ist zu seinem Land, zu seiner Herkunft und den ihm unterstellten Männern. Aus diesem Grund macht er auch den Trauzeugen für seinen Ordonanzsoldaten Kelly, der eine Japanerin heiratet. Gruver findet das, ganz auf Linie des rassistisch unterfütterten US-Militärs, nicht richtig, versteht auch nicht, wie man in eine so fremde Kultur einheiraten kann, aber er stellt sich der Ehe nicht in den Weg, Kelly ist ein Kamerad. Gruver selbst, Sohn eines Vier-Sterne-Generals, ist mit der Tochter eines Drei-Sterne-Generals verlobt. Eigentlich, glaubt er, ist seine Karriere in den Luftstreitkräften an der Seite der charmanten, gebildeten Eileen vorgezeichnet. Aber Eileen hat ihre Bildung offenbar genutzt, um sich eigene Gedanken über ihr Leben an der Seite Gruvers zu machen: „Wenn du ein Leben führen willst, wie unsere Väter, und mir dasselbe Schicksal bescheren willst, wie unseren Müttern, das ist nichts für mich. Wenn Du mich nur heiraten willst, weil ich hübsch und gebildet bin und in Dein Milieu passe, dann ist es besser, wir heiraten nicht.“ „Aber ich liebe Dich doch, Kleines. Wirklich.“ „Entschuldige bitte, ich war wahrscheinlich zu viel allein und habe zu viel nachgedacht.

Wieviel einfacher macht es ihm da die japanische Tänzerin Hana-Ogi, die zwar auch in betonharten, historisch gefestigten Strukturen lebt, seinem Werben aber rasch nachgibt und von Liebe redet, obwohl beide noch kaum ein Wort miteinander gewechselt haben.

Es zieht sich ja durch viele Hollywood-Produktionen der frühen Jahre wie ein roter Faden, dass Frauen reihenweise der Liebe verfallen, sobald der (amerikanische) Hauptdarsteller die Szenerie betritt. Was in Romanvorlagen über viele Seiten hinweg entwickelt werden kann, muss im Kino in wenigen Momenten passieren. Plakatmotiv: Sayonara (1957) Eileen hat schon recht, wenn sie ihrem Verlobten vorwirft, der wolle sie nur heiraten, weil sie in sein Milieu passt. Zwischen beiden sprüht ab der ersten gemeinsamen Szene kein Funke und man fragt sich, wie die überhaupt in eine Verlobung getrieben werden konnten. Er, Gruver, hielt die Beziehung zu einer attraktiven Tochter aus bestem Hause wohl für selbstverständlich und sie irgendwie auch, bis sie eben Zeit hatte, nachzudenken. Die Funken sprühen aber auch nicht zwischen Gruver und Hana-Ogi, es bleibt unklar, was die beiden so füreinander einnimmt, dass sie ihre jeweilige Herkunft, ihre Traditionen so einfach über Bord werfen – in der Romanvorlage übrigens wird nichts aus der japano-amerikanischen Beziehung, da fliegt Gruver alleine heim in die USA, aber das wollten die Filmproduzenten ihrem auf Happy Ends hoffenden Zuschauern nicht antun, zumal sie mit einer glücklichen Liebesgeschichte 1957, zwölf Jahre nach Kriegsende, der schwierigen Beziehung zwischen beiden Völkern ein wenig auf die Sprünge helfen konnten.

In der Hauptrolle sehen wir Marlon Brando, zu jener Zeit Superstar seines Fachs (Die Faust im Nacken – 1954; Der Wilde – 1953; Julius Caesar – 1953; Viva Zapata – 1952; "Endstation Sehnsucht" – 1951). Seine deutsche Stimme ist die von Harald Juhnke, was etwas irritiert, aber Brandos legendärem Nuscheln einigermaßen entspricht. Brando war als Major Gruver für den Hauptrollen-Oscar nominiert, was ich (in den späten 1980er Jahren) schwer nachvollziehen kann. Er kneift verbissen die Augen zusammen, bewegt beim Sprechen möglichst wenig seine Lippen und präsentiert eitel seine Monologe. Es wirkt, wie eine filmhistorische Gerechtigkeit, dass die einzigen beiden Figuren, die in der Militärwelt nicht wie Klischeeoffiziere oder eitle Schauspieler wirken, sondern an Menschen erinnern, tatsächlich mit einem Oscar ausgezeichnet wurden. Red Buttons und Miyoshi Umeki spielen das vom Militär ungeliebte, interkulturelle Ehepaar so überzeugend und ohne dauernd Zeigefingersätze zu intonieren, dass beide mit dem Nebenrollen-Oscar geehrt wurden.

Heute (in den späten 1980er Jahren) sagt man wohl, der Film ist schlecht gealtert. Weder brauchen wir noch den exotischen Eskapismus der damaligen Zeit, noch brauchen wir solche Männerfiguren und auch für die Annäherung zwischen USA und Japan braucht es heute keinen solchen Film mehr. Der Film ist visuell reizvoll, er ist als zeithistorisches Dokument wertvoll und hat dem Kinopublikum in den späten 50ern vielleicht geholfen, interkulturelle Ehen ihrer Soldaten, die gerade aus Korea heimkehrten, besser zu verstehen.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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