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Plakatmotiv: Einsame Entscheidung (1996)

Ein Nägelbeißer
der ruhigen Sorte

Titel Einsame Entscheidung
(Executive Decision)
Drehbuch Jim Thomas & John Thomas
Regie Stuart Baird, USA 1996
Darsteller

Kurt Russell, Steven Seagal, Halle Berry, John Leguizamo, Oliver Platt, Joe Morton, BD Wong, Len Cariou, Whip Hubley, Andreas Katsulas, Mary Ellen Trainor, Marla Maples, J.T. Walsh, Ingo Neuhaus, William James Jones u.a.

Genre Thriller, Action
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
9. Mai 1996
Inhalt

Terroristen entführen Oceanic Airlines Flug 343 auf dem Flug von Athen nach Washington. Die bewaffneten Männer unter Führung von Nagi Hassan fordern die Freilassung ihres Anführers, andernfalls würden sie Geiseln erschießen.

Im Krisenstab sitzt David Grant und glaubt nicht, was die Terroristen sagen. Der Wissenschaftler kennt Nagi Hassan von einem früheren Einsatz und verdächtigt ihn, damals größere Mengen Nervengas DZ5 an sich gebracht zu haben. Grant ist nun überzeugt, dass Hassan das Giftgas an Bord von Flug 343 hat und damit über Washington abstürzen will; die Folge wären Hunderttausende von Toten.

Die Militärs nehmen Grants Vermutung ernst und setzen einen verzweifelten Plan in Gang. Eine Spezialeinheit soll mit einer umgebauten F-117 an den Jumbo-Jet herangeführt und durch ein spezielles Verbindungsteil in die 747 eingeschleust werden. Lt. Colonel Austin Travis soll die Einheit anführen, Grant und Cahill diese begleiten.

Die Aktion geht schief, der Bombenexperte der Einheit wird schwer verletzt. Bei einem unerwarteten Manöver des Jumbo-Jets wird das Verbindungsteil zerstört. Das Stealth-Flugzeug stürzt ab, Grant muss die Leitung der Einheit übernehmen. Der hat zwar Recht mit seiner Vermutung, dass das Nervengas an Bord ist; Grant hat allerdings keinerlei Erfahrung im Außeneinsatz. Die durch die tödliche Panne gereizte Kommandocrew vertraut ihm nicht, aber Grant erhält Unterstützung der Flugbegleiterin Jean, die sich im Kabinengang zwischen Passagieren und Terroristen einigermaßen frei bewegen kann …

Was zu sagen wäre

Ein bisschen over-the-edge-Tech-Thriller und ein paar Freiheiten in der inneren Logik ihrer Geschichte, aber Regisseur Stuart Baird macht aus dem Script von Jim und John Thomas einen veritablen Reißer, der mit nur wenigen Actionszenen auskommt. Der Rest ist klug gebautes Thrillerkino im engen Rahmen eines Passagierflugzeuges. Das zwingt zu Großaufnahmen und enger Kameraführung. Viele Actionszenen gibt es nicht.

Der Film feiert, was Hollywood als die amerikanischen Werte bezeichnet. Dabei ist das Retten des eigenen Lebens – und dabei nebenbei auch das anderer – geradezu Mensch-Immanent. Das macht den Film nicht schlechter, im Gegenteil: die individuelle Schwäche, die Russel als Flugschüler mitbringt, ist der Motor des ganzen Dramas.

Kurt Russel steht im Zentrum, der im Einsatz Smoking trägt (Stargate – 1994; Fatale Begierde – 1992; Backdraft – 1991; Tango und Cash – 1989; Tequila Sunrise – 1988; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Klapperschlange – 1981). Aber anders, als der große Smoking-in-Action-Träger James Bond muss sich Russell über die meiste Zeit auf seine Mimik verlassen. Dem Mann, der die Klapperschlange war, nehmen wir diesen Bürohengst tatsächlich ab. Um ihn herum hat Baird ein ausgesuchtes Ensemble guter Typen gesetzt. Die junge Halle Berry, die erste interessante Filmrollen gespielt hat (Flintstones: Die Familie Feuerstein – 1994; "Boomerang" – 1992; Last Boy Scout – 1991), ist – Kino hat viel mit Gucken zu tun – eine Augenweide, die mit wenig Geste Spannung erzeugt. Stuart Baird nutzt ihre große Augen für Großaufnahmen, da kommt der Thrill von allein.

Oliver Platt, der in seinen Rollen gerne ein Spannungsfeld zwischen Snobismus und Komik aufbaut, und Joe Morton, der mit seinen treuen Augen schon Sarah Conners daran gehindert hat, ihn zu erschießen und der hier einen in ein Korsett gefesselten Bombenexperten mit angebrochenem Genick spielt, liefern sich ein unterhaltsames Schweißperlen-Duell um rote und blaue Drähte an einer Bombe, die es nach und nach durchzuknipsen gilt.

"Executive Decision" ist kein literarisches Kunstwerk. Das will er aber auch gar nicht sein. Stuart Baird hat einen perfekten Reißer choreographiert.

Wertung: 9 von 11 D-Mark
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