Karl Simon gehört zu den Profis des Spezialeinsatzkommmandos SEK. Eines Tages glaubt er, seinen seit vier Jahren toten Freund und Kollegen Heinz Schaefer wiedergesehen zu haben.
Schaefer, ein Mann mit einem widerlichen Mord auf dem Gewissen, lebt – und er plant Anschläge, die die politische Landschaft des Landes in ihren Grundfesten erschüttern. Karl Simon und die SEK müssen den Psycho stoppen …
Eine kompromisslose Männertruppe, verschworene Freunde. Profis. Jeder kann sich hier auf jeden blind verlassen. Bekommt dieses manchmal lebensentscheidende Vertrauen Risse, fliegt die Truppe auseinander. Einige der Männer haben auch ein Leben neben dem Polizeijob. Aber Frau und zwei Kinder daheim, das ist eher die Ausnahme. Für die Männer zählt die Kameradschaft, das Bier nach einem erfolgreichen Einsatz, das immer etwas zu laute Lachen.
Im letzten Einsatz ist was schief gegangen. einer der Überwachten konnte entkommen. Gruppenführer Karl Simon erkennt in ihm einen toten Freund wieder, Schaefer. Der hat vor vier Jahren sein schwer behindertes, zwei Tage altes Kind aus dem Brutkasten geholt und erschlagen. Anschließen sprang er in den Rhein. Suizid. Sein Leichnam geriet in eine Schiffsschraube. Niemand glaubt Simon Schaefers Entdeckung und Auferstehung. Mit seinen Kameraden ermittelt er auf eigene Faust. Im Hintergrund spielen lukrative Verbindungen hochrangiger Politiker zum Organisierten Verbrechen die Hauptrolle.
Es ist ein hoch ambitioniertes Unterfangen, das Regisseur Dominik Graf angegangen ist, erkennbar will er dem großen US-Thrillerkino mit deutschen Mitteln Paroli bieten. Sein fertiger Film ist dann eine prätentiöse Ansammlung von Klischeefiguren in Klischeeszenen. Der Film zieht sich über zwei Stunden und zehn Minuten (<Nachtrag2019>25 Jahre nach Kinostart stellte Dominik Graf auf der Berlinale 2019 einen knapp neun Minuten längeren und digital restaurierten Director’s Cut vor.</Nachtrag2019>), ohne in den ersten 45 Minuten viel Nennenswertes zu erzählen. Die Männer reden und diskutieren und das meist derart genuschelt, dass man im Kinosessel kaum eine Chance hat, zu verstehen, worüber sie reden. Dann holt Katja Flint (Paradies – 1986) in der Rolle der eleganten Staatssekretärsgattin dem harten Simon vor der Hoteltür dessen Harten aus der Hose und ihm einen runter. Sie wolle ihren Gatten nicht verlieren, aber sexuell sei er wenig inspirativ; dafür hat sie auch ihm eine Beischläferin besorgt, dass auch der Staatssekretär seine Freude hat. Auch im eigenen Heim ist Karl Simon sexuell aktiv, seine Frau beglückt er ausführlich auf dem Küchenboden, später wieder die Staatssekretärsgattin überall in deren Wohnung. Solche Szenen sind Dominik Graf wichtig. So kann er die harte Männlichkeit seiner Hauptfigur zeigen, die sich in den wenigen Actionszenen nicht entfaltet, in denen hauptsächlich geschossen oder schnell gefahren wird; zwischendurch geht auch mal ein Sprengsatz hoch, ohne im Kinosaal allerdings für Ooh und Aah zu sorgen.
Der Zuschauer wird lange mit Nebensächlichkeiten allein gelassen. Karl Simon will wissen, was mit seinem angeblich toten Freund Schaefer ist, verheddert sich aber im Klein Klein deutscher Bürokraten und das steht stellvertretend für den ganzen film: Politiker machen gemeinsame Sache mit dem Organisierten Verbrechen? Im französisch-italienischen Film huschen an der Stelle die Schatten, raunen Stimmen Befehle in Telefonmuscheln und liefern sich die Antagonisten unterkühlte Drohgebärden; im US-Kino jagen Limousinen, Blaulichter die Polizei, konfrontieren Bullen kompromisslos den mutmaßlich bestechlichen Bürgermeister, werden haufenweiße Plastiktüten mit weißem Pulver über Hinterzimmertische geschoben. In Grafs Film passiert nichts davon. In direkten Gesprächen ist das nie ein Thema, der Verdacht wird über Radio- und Fernsehnachrichten ventiliert. Den wahren feind indes bekommen wir nicht zu sehen. Der Gedanke dahinter scheint, dass Dominik Graf es so realistisch wie möglich haben will. Denn natürlich sind die geschilderten Szenen aus den französischen und amerikanischen filmen mehr Kintopp als Realität. Aber um eben dieser Realität mal zu entkommen, gehen wir ja ins Kino, ein bisschen Eskapismus darf schon sein.
In "Die Sieger" gibt es keinen Eskapismus. Herbert Knaup marschiert als Karl Simon durch seine Szenen mit nur einem Gesichtsausdruck, den er zwischen erschrocken, erregt und neutral variiert. Katja Flint gibt eine Frau ohne Eigenleben. Sie ist gelangweilt aber zugewandt verheiratet, geht gerne großen Männern an die Wäsche, ist mal Hü und mal Hott, aber nie sie selbst; der Film definiert sie nur über den Blick anderer. Simons harte Kerle sind eine Ballung bekannter Schauspielernamen, die aber auch nur bellen und schreien – Hansa Czypionka (Happy Birthday, Türke! – 1992), Heinz Hoenig (Das Boot – 1981), Heinrich Schafmeister (Kleine Haie – 1992) –, und sein Gegenspieler, Schaefer, wird durch Hannes Jaenicke (Abwärts – 1984) nicht facettenreicher als Katja Flints Figur.
Als sich gegen Ende die Hintergünde aufdröseln, kommt ein lediglich lahmer Plot ans Tageslicht, der gerne das große Paranoia-Kino der US-Studios aus den 70er Jahren zitieren würde. Aber er will einfach nichts erzählen, nicht einmal unterhalten.
<Nachtrag2022>Heute distanziert sich der Regisseur selbst von seinem Film und bezeichnet ihn als „misslungen“. Dominik Graf: „Günter Schütters erste und stärkste Drehbuch-Fassung (zwei Jahre vor Drehbeginn) unterschied sich in vielem vom heute vorliegenden Endprodukt. (…) Wir hatten am Ende, nach jahrelanger Finanzierungs-Arbeit und Drehbuch-Diskussion viel zu wenig Geld und das Skript war ein mühsam zusammengekürzter Flickenteppich geworden. Alle leidenschaftlichen Eigenschaften des Schütter’schen Universums waren zwar noch vorhanden, aber durch die stark nach finanziellen Kriterien vorgenommenen Reduktionen war das Buch total aus der Balance geraten. Und man kann wohl im Nachhinein sagen, der Regisseur inzwischen auch.“</Nachtrag2022>