Buchcover: Jeffery Deaver – Der Insektensammler
Gelähmt. Genial. Lincoln Rhyme!
Titel Der Insektensammler
(The empty chair)
Autor Jeffery Deaver, USA 2000
aus dem Englischen von Hans-Peter Kraft
Verlag Blanvalet
Ausgabe Taschenbuch, 477 Seiten
Genre Thriller
Website jeffery-deaver.de/
Inhalt

Im Paquenoke Sumpf ist ein junges Mädchen entführt worden. Der Tat verdächtig ist der 16-jährige Garrett Hanlon, ein abstoßender Einzelgänger, der seit dem Tod der Eltern und der kleinen Schwester bei Pflegeeltern lebt. Er beschäftigt sich fanatisch mit giftigen Insekten, weshalb man ihn im Ort – halb ängstlich, halb abfällig – nur „den Insektensammler“ nennt.

Davon ahnen Lincoln Rhyme und Amelia Sachs jedoch noch nichts, als sie in Avery, North Carolina, eintreffen. Rhyme, der seit einem Unfall im Polizeidienst vor vielen Jahren fast vollständig gelähmt ist, hat sich endlich dazu entschlossen, sich in einer Spezialklinik einer riskanten Operation zu unterziehen, die ihm möglicherweise einen Teil seiner Bewegungsfähigkeit zurückgeben kann. Da ein Ex-Kollege aus New York nun hier in Avery arbeitet, sieht Rhyme kurz auf dem Polizeirevier vorbei, um diesen zu begrüßen – und wird sofort von Sheriff Jim Bell über den aufsehenerregenden Entführungsfall informiert. Für Bell ist Rhyme ein Geschenk des Himmels: Sein analytischer Verstand, sein scharfes Auge und seine legendäre Erfahrung bei der Lösung von Gewaltverbrechen könnten helfen, das Schlimmste zu verhindern.

Angeblich habe ein gewisser Garrett Hanlon am Morgen einen Jogger überfallen und mit einer Schaufel erschlagen und dann die junge Mary Beth, die im Sumpf archäologische Grabungen durchführte, gekidnappt. Es sei mit allem zu rechnen, wahrscheinlich habe Garrett das Mädchen bereits vergewaltigt und getötet, schlussfolgert der Sheriff. Überdies sei dies nicht der erste unnatürliche Todesfall, der in den letzten Jahren im Sumpf passiert sei – darunter auch ein Mädchen, das von Wespen zu Tode gestochen wurde. Bell, der bereits Einsatzbeamte und eine Krankenschwester ins Sumpfgelände geschickt hat, bittet Rhyme dringend darum, mit ihm zum Tatort zu kommen und die örtlichen Polizisten zu unterstützen.

Am Paquenoke erwartet sie das Chaos. In der Zwischenzeit hat nämlich Garrett auch die Krankenschwester verschleppt, ein Polizeibeamter ist von Wespen bis zur Bewusstlosigkeit gestochen worden, und von Garrett und den beiden entführten jungen Frauen gibt es nicht die geringste Spur. Während Rhyme versucht, vor Ort Spuren zu sichern und Informationen zu sammeln, macht sich Amelia auf ins Haus von Garretts Pflegeeltern, um dort vielleicht wichtige Details über den Jungen zu erfahren. Sie findet ein Paar Schuhe mit erdverkrusteten Sohlen, die zum Glück präzise Hinweise auf Garretts bevorzugten Unterschlupf zulassen. Garrett, in die Enge getrieben, versucht noch mit der entführten Krankenschwester zu fliehen, kann jedoch bald darauf festgesetzt werden. Er wird inhaftiert, weigert sich jedoch, das Versteck von Mary Beth preiszugeben.

Die ganze Zeit über ist in Amelia intuitiv die Gewissheit gewachsen, dass Garrett nicht der psychopathische Verbrecher ist, als den man ihn darstellt, sondern ein verängstiger junger Mann, der sich vor irgendetwas zu schützen versucht und selbst auf der Suche nach Antworten ist. Als eine Gruppe „rechtschaffener Bürger“ ihn gewaltsam aus dem Gefängnis befreien will, um zuerst das Versteck der Geisel aus ihm herauszuprügeln und ihn dann zu lynchen, reagiert Amelia spontan. Sie greift sich eine Waffe, überwältigt einen Beamten, hält die zu allem entschlossenen Männer in Schach, befreit Garrett – und flieht mit ihm zurück in die Sümpfe.

Nun umkreisen sich Jäger und Gejagte – wobei die jeweiligen Seiten durchaus flexibel sind. Rhyme, der Amelia kennt, versucht die Polizisten zu Ruhe und vernünftigem, zielgerichtetem Verhalten zu bewegen. Dieselben aufgewiegelten Bürger, die zuvor schon Garrett in ihre Gewalt bringen wollten, nehmen wiederum ebenfalls die Fährte von Amelia und ihrem undurchsichtigen Schützling auf. Die Polizei jagt sowohl Garrett und Amelia wie auch die gewaltbereite Bürgertruppe. Als man die beiden schließlich findet, eskaliert die Situation ein weiteres Mal: Bevor sie überwältigt werden können, erschießt Amelia einen jungen Polizisten – in Notwehr.

Jetzt ist es an Rhyme, Amelias Unschuld und letztlich auch die von Garrett zu beweisen. Er ahnt mittlerweile, dass er mit seinen Nachforschungen weit in der Vergangenheit und lange vor den aktuellen Entführungsfällen einsetzen muss. Tatsächlich stößt er schon bald auf erstaunliche Ungereimtheiten in den Akten zum Unfalltod von Garretts Familie. Und plötzlich scheint man im Ort gar nicht mehr so erpicht auf seine Anwesenheit, geschweige denn auf seine Unterstützung oder gar seinen analytischen Verstand. Da so mancher Bürger von Avery offenbar nicht der ist, für den er gehalten werden will, ist der einzige Mensch, dem Rhyme sich anzuvertrauen wagt, Sheriff Bell. Was diesen in tödliche Panik versetzt …

Was zu sagen wäre
Der Insektensammler

Aus der Inspector-Rhyme-Serie hat Regisseur Phillip Noyce den ersten Thriller „Die Assistentin“ mit Denzel Washington und Angelina Jolie als Der Knochenjäger (1999) verfilmt. Ein Kollege hat mir „Der Insektensammler“ in die Hand gedrückt. Das vorliegende Buch ist das dritte aus der Rhyme-Sachs-Serie.

Spannend geschrieben. Packend erzählt. Gute Charaktere.

Ich habe vom 30. November bis 11. Dezember 2005 gelesen.