Buchcover: Jeffery Deaver – Hard News
Flüssig geschrieben, aber nervtötend
an den Haaren herbei phantasiert
Titel Hard News
(Hard News)
Autor Jeffery Deaver, USA 1991
aus dem Amerikanischen von Gerold Hens
Verlag Rotbuch
Ausgabe E-Book, 350 Seiten
Genre Thriller
Website jeffery-deaver.de/
Inhalt

Nancy Drew alias Rune ist eine zielstrebige Filmemacherin mit mehr Ehrgeiz als Erfahrung: Ihre Rechnungen zahlt sie durch einen Job als Kameraassistentin bei den Lokalnachrichten. Aber sie hat die Augen schon auf Current Events, die heißeste Nachrichtensendung des Kanals, gerichtet – und sie hat eine Story, die sie dorthin bringen soll: Randy Boggs sitzt in Harrison für ein Verbrechen ein, von dem er behauptet, es nicht begangen zu haben.

Boggs soll vor drei Jahren ausgerechnet den ehemaligen Chef ihres Fernsehsenders umgebracht haben. Weil sie von Boggs Unschuld völlig überzeugt ist, beginnt Rune für seine Freilassung zu kämpfen. Wenn ihr das gelingt, ist das nicht nur eine Nachricht für Current Events – es könnte Runes Karriere (und ihr Leben) endlich in die richtige Spur setzen.

Prompt steht sie vor einem neuen Problem: Ihre ehemalige Mitbewohnerin Claire lässt sie mit ihrer dreijährigen Tochter Courtney auf Runes Hausboot am Hudson River sitzen und verschwindet spurlos. Ein heikles Durcheinander für die junge Reporterin, die während ihrer Recherchen nicht nur gegen Widerstände in ihrem Sender und um ihren Job, sondern schließlich auch um ihr Leben kämpfen muss: Offenbar gefällt es einer ganzen Reihe von Leuten nicht, dass sie in ihrer Vergangenheit herumschnüffelt …

Was zu sagen wäre
Hard News

Der dritte und letzte Roman der Reihe um Nancy Drew alias Rune. Ich lese eher der Vollständigkeit halber. Die beiden Vorgänger waren schon keine Kracher. Aber sie lasen sich flüssig und ich war neugierig mal auf ein paar Bücher von Jeffery Deaver.

Flüssig ließt sich auch dieser Roman, der ein bisschen in der Welt der Fernsehnachrichten spielt, aber eigentlich nur so tut. Nichts stimmt da mit der Realität überein. Dazwischen turnt Rune, diese naive Version einer Simplicissima, durch ein KLeben, dass ihr andauernd Steine … ach was: Felsbrocken … in den Weg legt, die sie aber nie aufhalten; als wären die Romane aus der Rune-Reihe Thriller für Teenager – oder eines jener Märchen, die Rune so liebt.

Wer soll glauben, dass eine junge, dauernd „irgendwie“ und „äh, also …“ stammelnde Kamerassistentin aufgrund eines Briefes, in dem ein Gefängnisinsasse seine Unschuld beteuert, die klischeehaft zickige Moderatiorin der Hauptnachrichten davon überzeugt, sie teure Recherchen anstellen zu lassen. Recherchen, die zu einem sendefertigen Beitrag führen, in dem der Kronzeuge des seine Unschuld beteuernden Häftlings ein Mann ist, der damals Zeuge des Mordes war, aber nicht aussagen wollte, weil er damals schwerschwerschwerreich war und nicht wollte, dass das jemand erfährt; als ob so ein Mensch nicht zwangsläufug Spuren seines Geldes hinterlässt, denen ein gewissenhafter Reporter nachgeht, so er denn seinen Kronzeugen glaubhaft machen will. Aber keine Spur davon. Dennoch finden das die leitenden Frauen und Männer in dem hoch professionell arbeitenden Nachrichtensender so super, dass sie Rune den Beitrag machen lassen, der dann kurz vor der Ausstrahlung auf rätselhafte Weise verschwindet. Vorher hat die klischeehaft zickige Moderatiorin der Hauptnachrichten Rune, die bis vor ein paar Tagen noch ein kleines Mäuschen mit Kamera aber ohne Erfahrung war, noch schnell die Leitung des Londoner Büros des Senders angeboten. Geht‘s noch? Ja, geht noch.

Randy Boggs, der Häftling, hat einen schmierigen Anwalt, der Flecken auf der blauen Krawatte mit Kugelschreiber übermalt und Randy Boggs aufgrund dieser einen (windigen) Zeugenaussage gleich aus dem Knast frei bekommt. Claire, eine Freundin Runes, verschwindet von der Bildfläche, lässt Rune ihre drei Jahre alte Tochter da, ein süßer Knuddel, der dauernd nach Saft verlangt, in den Zoo will oder Hausboote abfackelt. Zwischenzeitlich hat Runde das kleine Mädchen – vernünftigerweise – in die Onhut des Jugendamtes gegeben, nur um sie ein paar Tage später unbehelligt aus der neuen Pflegefamilie wieder zu entführen und bei sich, in ihrem chaotischen Alltag untergebracht. Und der Ungereimtheiten ist kein Ende und je länger ich den flüssigen Text lese, desto ärgerlicher werde ich.

Ich bin auf Jeffery Deaver durchs Kino aufmerksam geworden, als 1999 sein Roman „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington und Angelina Jolie verfilmt wurde. Gelesen habe ich von ihm – vor den Rune-Büchern – zwei Romane aus der Lincoln-Rhyme-Reihe: Letzter Tanz (1998) und Der Insektensammler (2000).

Ich habe „Hard News“ zwischen dem 18. Mai und dem 15. Juni 2017 gelesen.