Auf der kleinen Insel Berk, hoch oben im Norden, wird nicht lange gefackelt. Mordsstarke Wikinger müssen ihre Heimat vor wilden Drachen beschützen, die ihnen das Leben zur Hölle machen.
Auch der schmächtige Teenager Hicks, Beiname "der Hüne", ist Feuer und Flamme für die Drachenjagd – nur leider hat er im Umgang mit Waffen zwei linke Hände. Da sein Vater niemand Geringeres ist als Haudrauf "der Stoische", Häuptling des Wikingerstammes und ein berühmter Drachenjäger, soll Hicks auf der Drachenschule nun auch die raue Kampfkunst der Wikinger erlernen. Doch ehe Hicks – der übrigens ein pfiffiger und begeisterter Tüftler ist – den gefürchteten Unterricht antreten kann, wird sein Dorf von einer wilden Drachen-Armada angegriffen. Das ist Hicks große Chance, einmal einen Drachen zu besiegen und die Ehre seines Vaters zu retten!
Mit viel Mut und Köpfchen gelingt es ihm, einen "Nachtschatten", eine der gefährlichsten Drachenarten, abzuschießen. Doch anstatt seinem Vater von seinem bemerkenswerten Fang zu erzählen, freundet sich Hicks mit dem Nachtschatten an. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die vor allem Hicks Welt auf den Kopf stellt: Ein Wikinger, der einen Drachen zum Freund hat? Damit verstößt er gegen die Wikingerehre, die seinem Vater beim Donner von Thor über alles geht …
Damit sich zwei Kriegsparteien verständigen können, müssen sie erst einmal eine gemeinsame Sprache finden. Die Kriegsparteien sind hier Wikinger auf der einen und Drachen auf der anderen Seite.
Also stehen sich irgendwann Hicks und der Nachtschatten gegenüber. Sie haben sich in erster Instanz nicht gegenseitig getötet, man kann das als nonverbale Kommunikation bezeichnen, durch die sie schon mal wissen, dass da was geht, was bisher keiner für möglich gehalten hat. Aber dann ist das Dreamworks Animation-Studio eben nicht Pixar und schleift also die Erzählschärfe, wo Pixar eine Wow-Lösung gefunden hätte (oder in der Erzählung eben einen anderen Weg gegangen wäre): Der Dialog der beiden Spezies gelingt nicht auf Augenhöhe.
In seinem Dorf ist der Junge ein Außenseiter; nicht nur ist er der Sohn vom Chef, er ist auch der einzige, der seinen Kopf zum Denken nutzt und nicht nur, um einen Helm zu tragen. Freunde hat er keine. Bis er den Drachen findet. In "How to train your Dragon" kritzelt also der Junge ein Drachengesicht in den Sand und der Drache als Antwort ein wirres Labyrinth. Der Clou ist dann, dass der Junge, um sich dem Drachen, der sich dem Jungen schon genähert hat, ebenfalls physisch zu nähern, keine der Linien betreten darf, was nach ein paar Fauch-Szenen eine schöne Ballett-Szene ergibt, aber inhaltlich eben gar keinen Sinn: Junge und Drache finden hier genau nicht jene gemeinsame Sprache von Freunden, die für einen Friedensschluss zwingend wäre. Stattdessen wirkt diese wichtige Szene so, als hätte es der Hauptrollen-Cowboy schließlich nur geschafft, endlich das bockige Pferd zuzureiten. Dabei ist "Ohnezahn" soviel mehr, als ein bockiges Pferd. Es ist wohl müßig, darüber nachzudenken, aber diese Szene hätte den Pitch bei Pixar so nicht überlebt. Dort wäre den Autoren eine smarte Lösung auch für dieses scheinbar nebensächliche Kapitel eingefallen – es gibt aber eben kein nebensächlich in einem Drehbuch.
Es gibt später eine vergleichbare Szene: Da stellt sich heraus, dass die angeblich so bösen Drachen unterjocht werden von einem gigantischen Biest, ohne dessen Einfluss sie eigentlich sehr friedlich sind. Aber folgt man der Filmhandlung, hätten die angeblich also unterjochten Drachen schon längst einfach nur aus ihrem Vulkankrater heraus wegfliegen können; tun sie aber erst, als die Wikinger ein Loch in die Seitenwand des Vulkans feuern. Das ergibt inhaltlich keinen Sinn und spricht für kurzen Atem in der Drehbuchbesprechung zu diesem Film, der inhaltlich auf der gleichnamigen Romanserie von Cressida Cowell fußt.
Trickfilme adressieren keine Kinder mehr. Seit dem ersten Toy Story-Film aus den Pixar Studios dürfen sich Erwachsene genauso angesprochen fühlen, wenn statt Schauspielern Trickfiguren auf der Leinwand agieren, und Geschichten erzählen, die über Sandkastenniveau hinaus gehen. Hier geht es um nicht weniger als die Verständigung zwischen sehr unterschiedlichen Völkern. Es geht um Außenseiter, die die Gesellschaft retten, es geht um die erste Liebe. Und um Drachen.
"How to train your Dragon" ist ein wunderbares, rasant erzähltes Märchen, in dem der Auserwählte nicht die Galaxis retten muss, wie einst Luke Skywalker in Krieg der Sterne, aber doch immerhin sein Wikingerdorf, in dem das Leben hart, die Winter lang, die Sommer eisig und die Drachen angeblich tödlich sind. Und so wird der Moment, in dem der Junge und der Drache einander erstmals eine Berührung erlauben, zu einem Magic Moment im Kino des Jahres 2010. Die einfache Sprache der Völkerverständigung sprechen dann doch nicht nur die Pixar-Studios.
"How to train Your Dragon" im Kino
- Drachenzähmen leicht gemacht (2010)
- Drachenzähmen leicht gemacht 2 (2014)
- Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt (2019)
- Drachenzähmen leicht gemacht (2025, Realverfilmung)