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Plakatmotiv: Haus der Spiele (1987)

Ein elegantes Drehbuch voller Tricksereien,
die am Ende die eigene Story überfordern

Titel Haus der Spiele
(House of Games)
Drehbuch David Mamet & Jonathan Katz
Regie David Mamet, USA 1987
Darsteller
Lindsay Crouse, Joe Mantegna, Mike Nussbaum, Lilia Skala, J.T. Walsh, Willo Hausman, Karen Kohlhaas, Steven Goldstein, Jack Wallace, Ricky Jay, G. Roy Levin, Bob Lumbra, Andy Potok, Allen Soule, Ben Blakeman u.a.
Genre Thriller
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
24. März 1988
Inhalt

Margaret Ford, Doktor der Psychologie und Bestseller-Autorin: Beruflich läuft alles zum Besten, doch privat ist sie frustriert. In ihrem eigenen Leben passiert herzlich wenig. Das ändert sich, als sie den Zocker und Trickbetrüger Mike kennenlernt.

Der charmante Mike zieht sie magisch an. Margaret bittet ihn, sie doch an seinen geschickt inszenierten Coups teilnehmen zu lassen. In einem Hotelzimmer wird aus dem Spiel plötzlich Ernst: Die Gauner haben sich von einem Polizisten reinlegen lassen.

Plakatmotiv (US): House of Games – Haus der Spiele (1987)Panisch stürzt sich Margaret auf ihn. Dabei löst sich ein Schuss …

Was zu sagen wäre

Filme, in denen Psychologen eine wichtige Rolle spielen, sind mit Vorsicht zu betrachten. Filmpsychologen haben immer einen Knacks. Das ist hier nicht anders. Margaret Ford, die erfolgreiche Autorin und Psychologin schleppt ein Trauma mit sich herum, das sie antreibt. Filme, in denen Spieler und Trickbetrüger eine Rolle spielen, sind ebenfalls mit Vorsicht zu betrachten. In diesem Film laufen mehrere Typen rum, die George Roy Hills Der Clou (1973) entstiegen sein könnten und dann modernere Klamotten angezogen haben. Sie sind Künstler darin, unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und jetzt hat auch. noch David Mamet das Drehbuch mit diesen genau zu beobachtenden Charakteren geschrieben (Die Unbestechlichen – 1987; Nochmal so wie letzte Nacht – 1986; "The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" – 1982; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981).

Mamet enttäuscht seine Zuschauer nicht, liefert wunderbare, lakonische Dialoge und eine fein aufgebaute Erzählung, bei der wir im Kinosessel nicht immer wissen, woran wir sind, denn dass wir nicht alles glauben dürfen, was wir sehen, ist zwischen Trickbetrüger-Typen und Psycho-Typen eh klar. Und mit diesem Wenn-ich-weiß-dass-Du-weißt-dass-ich-weiß-dass-Du-weißt-Spiel lockt uns das Script ein ums andere mal aufs Glatteis. Zum ersten Mal sitzt Mamet auch auf dem Regiestuhl, auf dem er sein Drehbuch in eine neonkühle Film-Noir-Atmosphäre inklusive Straßen im Regen bei Nacht taucht. Die Protagonisten, hier die kühle Blonde aus der Upper Class im Kamelhaarmantel, da der unrasierte flinke Trickser mit der Pomade im Schwarzhaar, rauchen ununterbrochen Filterlose wie ihre Vorgänger aus den Dashiell-Hammett- und Raymond-Chandler-Verfilmungen, entsprechend nebulös entfaltet sich der Thriller. Und dann überhebt er sich.

Der zentrale Coup, auf den, wie sich herausstellt, die ganze Zeit alles hinarbeitete, entblättert sich ganz plötzlich sehr offensichtlich, nur dem die ganze Zeit so gelehrig gewesenen Opfer fällt nichts auf. Und der Showdown ist dann auch nicht mehr fein ziseliert ausbaldowert, sondern endet mit einer Kugel. Da mag man vielleicht philosophieren wollen über die Gefühle einer Frau, die man nie verletzen sollte, weil die das nie vergisst. Aber darauf war der Film die ganze Zeit gar nicht angelegt. So bleibt die äußere Rahmenhandlung über eine überarbeitete Psychologin, die mal Urlaub braucht, eine dünne Motivation für all das, was dazwischen passiert. Das kostet den sehenswerten Film Sympathiepunkte.

Crime- oder Psychothriller sind das Genre im Kino, dessen Drehbücher besonders sorgsam komponiert sein müssen, sonst funktionieren sie nicht, verraten zu viel oder sagen dem Zuschauer zu wenig, um mitzufiebern. Nach 50, 60 Jahren, in denen das Kino immer neue Thriller auf die Leinwand gebracht hat, ist es dann natürlich schwer, immer wieder neu und originell zu schreiben. Schön, dass dann wenigstens einer schreibt, der Spannung aufbauen kann mit klugen Dialogen.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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