Der junge Schotte Jay Cavendish folgt seiner Geliebten Rose und ihrem Vater nach Colorado. Die beiden flohen wegen Mordanschuldigungen aus ihrer schottischen Heimat.
Auf seiner Reise durch unwegsame Landschaften begegnet er dem mysteriösen Reisenden Silas, der ihm anbietet, ihn für einen Gegenpreis auf seiner Reise zu beschützen. Obwohl Jay skeptisch ist, lässt er sich auf das Angebot des bärbeißigen Fremden ein, denn allein könnte er sich nicht lange in der Welt des brutalen, rauen Westens behaupten.
Dass dieser Silas auf das Kopfgeld scharf, das auf Rose und ihren Vater ausgesetzt ist, und hofft, dass Jay ihm das paar auf dem Silbertablett servieren wird, ahnt Jay genauso wenig, wie er überhaupt etwas über das Kopfgeld weiß. also ahnt er auch nicht, dass ihm noch weitere Kopfgeldjäger an den Fersen hängen.
Jay ahnt überhaupt wenig vom kargen Leben im Wilden Westen und hat also eher Glück, als er Silas eher zufällig das Leben rettet und der sich ihm nun verpflichtet fühlt – irgendwie jedenfalls …
Großartige Bilder, Fantastische Landschaften. Lakonische Figuren. Es geht um Leben und um Tod. Um Liebe geht es irgendwie auch. Aber Liebe ist nicht unbedingt das, was sich manch‘ schottischer Hochlandadliger darunter vorstellen möchte.
Manchmal ist Liebe pragmatischer. Vor allem im kargen Leben der Pioniere des Westens. John Maclean nimmt sich Anleihen beim Italo-Western, erzählt in wortkargen Sequenzen mit Cinemascope-Totalen fantastischer Landschaften bei karger Musikuntermalung. Seine Geschichte kommt ohne romantisierendes Gekungel aus; in diesem Film ist keiner nett und freundlich, höchstens pragmatisch, im Großen und Ganzen lediglich erpicht, nicht zuerst erschossen zu werden. Es gibt das per Steckbrief gesuchte Vater-und-Tochter-Paar, es gibt den schottischen Naiven – dieser Jay Cavendisch ist eine Art Simplicissimus aus dem schottischen Hochmoor – und es gibt Kopfgeldjäger, die alle auf die 2.000 Dollar Kopfgeld spekulieren und sich auch nicht zu peinlich sind, im Rudel hinter Jay und seinem vorgeblichen Beschützer herzureiten.
John Maclean gelingt das Kunststück, eine zynische Geschichte warmherzig zu erzählen. Dabei helfen ihm seine drei Hauptdarsteller – Robbie Ryan hinter sowie Kodi Smit-McPhee und Michael Fassbender (The Counselor – 2013; 12 Years a Slave – 2013; Prometheus - Dunkle Zeichen – 2012; Haywire - Trau' keinem – 2011; „Shame“ – 2011; X-Men: Erste Entscheidung – 2011; Inglourious Basterds – 2009) vor der Kamera. Smit-McPhee unterstreicht seine Qualität als präziser Darsteller dickköpfiger Weichherzen; mit seiner Ausstrahlung des Weltentdeckers ist er zum Liebling der amerikanischen Film-Auteurs geworden („Romeo & Julia“ – 2013; The Congress – 2013; Let Me In – 2010), der sich ab und zu Ausflüge ins große Bombastkino erlaubt (Planet der Affen: Revolution – 2014). Demnächst er ist als Nightcrwaler in X-Men: Apocalypse zu sehen. Im Setting eines Western wirkt er so deplatziert wie die Rolle, die er spielt.
Fassbender hat keine Zeit mehr für Arthouse. Seine Coolness hat ihn mittlerweile zum ersten Anwärter auf den Clint-Eastwood-des-21.-Jahrhunderts-Thron gemacht – da ist seine wortkarge Performance in diesem Western nur logische Konsequenz. Was ihm fehlt, ist das bedrohliche. Ich befürchte keinen Moment, dass Silas – obwohl das Script andauernd etwas anderes andeuten will – unserem schottischen Naivling Böses will.
Seinen italienischen Vorbildern ähnlich dauert es, bis der Film zu seinem Thema kommt. Lange Zeit schauen wir vor allem Menschen in der Wildnis beim Reden, Schweigen, Reiten und Überleben zu – ein Breitwand-Western mit komischer Note und einem erbarmungslosen Showdown von lyrischer Qualität.