Sekretärin Marion Crane unterschlägt Geld – 400.000 Dollar. Sie flüchtet in Richtung ihres Liebhabers Sam Loomis. Die Fahrt ist lang. Sie wird übernachten müssen.
Sie checkt unterwegs im abgelegenen Bates'-Motel ein, macht die Bekanntschaft des Betreibers, Norman Bates. Am Abend, der Staub der langen Fahrt nervt, steigt sie unter die Dusche … und wird ermordet. Auftritt Detektiv Arbogast, Sam und Marions Schwester.
Nicht alle werden den Besuch in Bates' Motel überleben …
Alfred Hitchcocka Psycho, der Urgroßvater aller Slasherfilme, ist wieder da, von Good Will Hunting-Regisseur Gus van Sant aus Universals Archiv ausgegraben, in einen neuen, farbigen Anzug gesteckt, aber ansonsten ohne nennenswerte Änderungen in Originalform belassen. Vince Vaughn (Vergessene Welt: Jurassic Park – 1997) gibt sich alle Mühe, aber von Anthony Perkins‘ naiv-diabolischem Charme schafft Vaughn nur das diabolische. Und Anne Heche (Sechs Tage sieben Nächte – 1998; Wag the Dog – 1997; Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast – 1997; Volcano – 1997) ist gewohnt entzückend und ich leide bei ihrem Tod unter der Dusche, aber das habe ich exakt so auch bei der Original Marion Crane, Janet Leigh, getan.
Mit dieser weitgehend identischen Nachfilmung des 38 Jahre alten Klassikers dürfte Hollywoods Remake-Fieber seinen bisherigen Siedepunkt erreicht haben. Van Sant wagt sich mit seiner modernisierten Fassung immerhin auf sehr dünnes Eis, sah er sich doch für die Neuverfilmung vor die schwere Aufgabe gestellt, eine Handlung, die in den sechziger Jahren als shocking galt, für die Neunziger relevant und spannend zu gestalten.
Das ist gründlich misslungen; wie überhaupt dieses ganze Remake gründlich misslungen ist. In keiner Sekunde wird deutlich, warum van Sant dieses Filmen-nach-Zahlen veranstaltet, oder warum ich Geld ausgeben soll für einen Lehrgang in Sachen Filmdramaturgie – denn welchen anderen Sinn könnte es haben, einen Film Bild für Bild nachzuerzählen, außer, daraus zu lernen?