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Plakatmotiv: Brüll den Teufel an (1976)

Ein Film, der den Zauber
des Kinos vergessen hat

Titel Brüll den Teufel an
(Shout at the Devil)
Drehbuch Stanley Price & Alastair Reid & Wilbur Smith
Regie Peter R. Hunt, UK 1976
Darsteller

Lee Marvin, Roger Moore, Barbara Parkins, Ian Holm, Reinhard Kolldehoff, Gernot Endemann, Karl Michael Vogler, Horst Janson, Gerard Paquis, Maurice Denham, Jean Kent, Heather Wright, George Coulouris, Renu Setna, Murray Melvin, Bernard Horsfall, Robert Lang, Peter Copley u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 150 Minuten
Deutschlandstart
7. Mai 1976
Inhalt

Sansibar, 1913: Zwei Abenteurer und Raufbolde, der Brite Sebastian und der irischstämmige Amerikaner Flynn sowie dessen schöne Tochter Rosa schlagen sich mit den deutschen Kolonialherren herum. Besonders mit Gouverneur Fleischer ist nicht zu spaßen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird aus der bisher mit Schlitzohrigkeit geführten persönlichen Auseinandersetzung ein erbarmungsloser Kampf auf Leben und Tod …

Was zu sagen wäre

Zwei ungleiche Partner, eine Romanze und schließlich ein Kommandounternehmen, in dem ein deutsches Kriegsschiff versenkt werden muss. Die amerikanische Filmindustrie ist auf der Suche nach Stoffen, die möglichst viele Zuschauer in die Kinos locken. Peter Hunt versucht es, indem er Erfolgsrezepte der Vergangenheit zusammen wurstet. 

Als erstes präsentiert er mit Lee Marvin einen Star mit verblichener Größe ("Verflucht sind sie alle" – 1974; Die Professionals – 1972; Point Blank – 1967; Das dreckige Dutzend – 1967; "Die gefürchteten Vier" – 1966; Cat Ballou – 1965; "Der Tod eines Killers" – 1964; Die Comancheros – 1961; Der Mann der Liberty Valance erschoss – 1962; "Stadt in Angst" – 1955; Die Caine war ihr Schicksal – 1954). Marvin spielt einen saufenden Betrüger. Ein unsympathischer Typ, der in einer seiner ersten Szenen mehrere Elefanten erschießt, um an deren Stoßzähne aus Elfenbein zu kommen. Plakatmotiv: Rivalen gegen Tod und Teufel aka Brüll den Teufel an (1976) Sein stummer, ihm sehr ergebener Diener reicht ihm, sobald die eine leer ist, eine neue Flasche Gin. Die Rolle des Sprüche klopfenden Trinkers hat Marvin Mitte der 60er Jahre mit Cat Ballou im amerikanischen Kino verankert. Der Film koppelt ihn mit Roger Moore ("Abrechnung in San Franzisko" – 1976; James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt – 1974; "Gold" – 1974; James Bond 007 – Leben und sterben lassen – 1973), dem immer noch neuen 007 Ihrer Majestät. Der Gentleman-Agent darf hier etwas rauer agieren, füllt aber vor allem die leeren Flecke im Drehbuch, die der trinkende Elfenbeinjäger auf der Leinwand nicht füllen kann. Der hat dann aber noch eine Tochter, bei der Roger Moore dann seinen Charme und seine Verführungskünste vorführen darf. Es vergeht viel Zeit im Kinosessel, bis sich eine Handlung heraus schält.

O'Flynn, der Trinker hat einen Rivalen, einen deutschen Kommissar, der verhindern will, dass Flynn Elefanten auf seinem Territorium jagt. Und weil mitten im Film der Erste Weltkrieg ausbricht, wird aus der einfachen Rivalität, die wir aus vielen Filmen kennen, plötzlich eine internationale Feindschaft inklusive Baby-Mord. Zu dieser Zeit hat Roger Moores britischer Sebastian schon Flynns Tochter geheiratet und ist gefühlt mehr als eine Filmstunde ins Land gegangen, in der nichts anderes erzählt wird, als dass die beiden ungleichen Partner Marvin und Moore zusammenfinden und ein bisschen Halli-Galli veranstalten, in dem die afrikanischen Ureinwohner als kolonialisierte Opfer inszeniert werden, die ihre Kolonialherren nach Strich und Faden verarschen. Weil aber jetzt Krieg ist, sind die spezifischen Landeskenntnisse des Trinkers Flynn plötzlich für die britische Marine interessant und also werden Flynn, Sebastian und ihre Truppe loyaler, kolonialisierter Ureinwohner darauf angesetzt, den gefährlichen deutschen Zerstörer "Blücher" aus dem Spiel zu nehmen.

Und plötzlich ist es ein Kommandofilm. Sowas wie Die Kanonen von Navarone (1961). Weil dann aber doch schon bald zwei Filmstunden verbraucht wurden, in denen dies und das erzählt wurde, die Kantigkeit der beiden Männer, die Liebe des einen zu der Tochter des anderen, die Rivalität auf dem Elfenbeinmarkt, ist dann für ein echtes Kommandounternehmen kaum noch Platz, weswegen das ziemlich glatt abläuft. Also: vorhersehbar.

Der Film ist in Momenten unterhaltsam. Und seine Ignoranz dem Zuschauer gegenüber, der eine Geschichte erzählt bekommen möchte, ob in Worten oder Bildern, finde ich beinahe noch verwerflicher als seinen weißen Rassismus.

Wertung: 2 von 9 D-Mark
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